Freibäder in Bonn Siebeneinhalb Stunden sind ein Badetag

BONN · Man stelle sich vor, es sind satte 30 Grad im Schatten, aber die Freibäder machen erst um 12 Uhr auf und werfen die Badegäste auch schon um 18.30 Uhr wieder aus dem Wasser, weil die Bäder um 19 Uhr dichtmachen. Gibt's nicht?

Gibt's doch, nämlich in einem Städtchen am Rhein, das so sehr sparen muss, dass selbst Kleinbeträge den Kohl fett machen. Die Stadt, nennen wir sie Bonn, hat derzeit mit den Folgen ihrer Bäder-Sparentscheidungen zu kämpfen. Und viele Bürger schütteln den Kopf über die verordneten Mini-Öffnungszeiten.

Diese haben sich nämlich noch längst nicht überall herumgesprochen. Viele Badegäste kommen schon um 11 Uhr und stehen vor verschlossenen Toren der Freibäder. Das Badpersonal sieht sich Fragen, Beschwerden und auch Beleidigungen ausgesetzt. Die Schlangen werden länger und länger, um 12 Uhr setzt dann der Ansturm auf die Kassen ein.

Die pfiffige Idee im Melbbad, die Tickets schon vorher zu verkaufen, damit es um 12 Uhr mit dem Einlass schneller geht, wurde nach wenigen Tagen wieder aufgegeben: "Es haben sich andere Badegäste beschwert", sagte Maren Storck, Vize-Vorsitzende des Fördervereins, dem GA. Überhaupt seien viele Gäste noch nicht über die neuen Öffnungszeiten informiert. "Viele hoffen wohl insgeheim, dass die Bäder früher aufmachen werden."

Das soll sich jetzt in Teilen ändern: Die Stadt kündigte am Mittwochnachmittag an, alle Freibäder öffnen ab sofort auf unbestimmte Zeit 30 Minuten länger - und zwar bis 19.30 Uhr. Neu ist jetzt außerdem die erweiterte Öffnungszeit im Ennertbad ab 10 Uhr von Montag bis Freitag.

Damit ist in den anderen vier Freibädern aber weiter Schlangestehen angesagt, wie am Mittwochvormittag am Panoramabad in Rüngsdorf, wo sich bereits vor 11 Uhr eine lange Schlange gebildet hatte und die Volksseele kochte. Vor allem Eltern mit Kindern zeigten wenig Verständnis für die späten Öffnungszeiten bei tropischen Temperaturen.

"Die Kinder haben Ferien und stehen ab neun Uhr auf der Matte. Solche Öffnungszeiten sind wirklich nicht schön", meinte beispielsweise Yvonne Mädler. Und Sandra Goodman, die mit fünf Kindern vor dem Eingangsbereich wartete, sagte: "Wir lieben das Bad hier. Aber man könnte es doch wirklich wenigstens zwei Stunden früher öffnen."

Und José Lopez-Duarte, der jeden Vormittag mit seinem Hund am Freibad vorbeispaziert, zeigte sich fassungslos: "Ich finde das wirklich nicht in Ordnung, dass die Stadt bei solchen Sachen spart. Sonst beklagen sich viele immer, dass die Kinder zu viel vor dem Computer zu Hause sitzen - und dann so etwas."

Auch am Römerbad reichte die Schlange vor der Kasse bis auf die Straße. Die Stimmung war entspannt, die Öffnungszeit gilt ja nicht erst seit gestern. Allerdings ging es zunächst langsam vorwärts, was bei den Wartenden für Unruhe sorgte - bis das Badpersonal eine zweite Kasse öffnete.

Hier gibt's Abkühlung: Freibäder in der Region

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