Bonner Schüler beschäftigen sich mit Medien Sind Onlinespiele Spaß oder Suchtgefahr?

Bonn · Schüler der Emilie-Heyermann-Realschule nehmen an einem Wettbewerb der Bundeszentrale für Politische Bildung teil. Dafür interviewten sie Medienpädagoge Andreas Pauly zum Thema Onlinespielsucht.

 Medienpädagoge Andreas Pauly (vorne links) wird vom Sozialwissenschaftskurs 8 der Emilie-Heyermann-Realschule interviewt.

Medienpädagoge Andreas Pauly (vorne links) wird vom Sozialwissenschaftskurs 8 der Emilie-Heyermann-Realschule interviewt.

Foto: Marco Rauch

In den vergangenen Jahren wurde das Thema Spielsucht besonders bei Kindern und Jugendlichen zunehmend zentraler. Immer mehr Heranwachsende sind betroffen, besonders die Corona-Pandemie und die Zeiten sozialer Isolation im Lockdown haben das Problem verschärft. Weil das Thema daher so brandaktuell ist, hat die Bundeszentrale für politische Bildung es in ihren diesjährigen Schülerwettbewerb integriert, den es nun seit 50 Jahren gibt. Daran teilnehmen können Klassen aus der ganzen Welt, solange ihr Beitrag deutschsprachig ist. Die einzelnen Klassen setzen ein Projekt zu einem vorgegebenen aktuellen Thema um und geben es gemeinsam als Werkstück ab. Mehrere Klassen können als Hauptgewinn eine fünftägige Reise nach Berlin mit prominentem Besuch oder auch verschiedenste Geldbeträge zwischen 100 und 2000 Euro gewinnen.

Der Sozialwissenschaftskurs 8 des Emilie-Heyermann-Realschule hat sich für das Thema „Onlinespiele zocken: cooler Spaß oder große Suchtgefahr?“ entschieden und dafür Medienpädagoge Andreas Pauly von „Update“, der Fachstelle für Suchtprävention Bonn, zu einem Interview eingeladen.

„Teilweise problematisches Verhalten“

Die Schülerinnen und Schüler berichteten dabei von einer Untersuchung der Krankenkasse DAK und der Uniklinik Hamburg-Eppendorf, laut der in Zeiten des Lockdowns bei den zehn- bis 17-Jährigen wochentags eine Steigerung der Spielzeiten um 75 Prozent zu verzeichnen war. Der Medienpädagoge konnte diese Entwicklung bestätigen: „Auch wir in der Beratungsstelle haben viele Anrufe von Eltern bekommen, die von teilweise problematischem Verhalten erzählt haben. Manche Jugendliche wollten nach dem Lockdown gar nicht mehr zurück in die Schule“, berichtet Pauly. Zwar sei es logisch, dass der Medienkonsum nicht nur von Videospielen, sondern auch von sozialen Medien oder Netflix im Lockdown deutlich ansteigt, er dürfe aber nicht den Rahmen sprengen. „Wichtig ist es, Freunde zu haben, Hobbys zu haben und ein selbstbewusster Mensch zu sein. Jugendliche die diese Faktoren mitbringen sind weniger gefährdet, süchtig zu werden“, erklärt er. Außerdem sollten sich die Jugendlichen Zeiten setzen, auch in Absprache mit den Eltern.

Auch an die Eltern hat Pauly einen klaren Tipp: „Man sollte das Spielen weder generell verbieten noch unbegrenzt zulassen, sondern einen Mittelweg finden. Die Jugendlichen müssen auch ein bisschen für sich selbst Sorge tragen“, findet er. Gleichzeitig sollten sie aber auch auf ihre Eltern hören, „die wollen einem nichts Böses“. Eltern könnten zudem auch mit Belohnungssystemen arbeiten und das Spielen erlauben, wenn sonstige wichtige Aufgaben erledigt werden.

Schüler haben Ideen gegen Spielsucht

Dennoch versuche er auch in seinen Beratungsangeboten den Jugendlichen beizubringen zu lernen, was ihnen gut tut und was nicht. Auch die Schüler hatten Ideen: Betroffenen Freunden könne man beispielsweise helfen, indem man mit ihnen etwas unternimmt oder sich gemeinsame Hobbys sucht, um den Stress rauszulassen.

Auffällig seien laut Pauly zudem die Unterschiede in der Mediennutzung zwischen den Geschlechtern: „Mädchen bleiben mehr bei Social Media kleben, Jungen beim Zocken“, stellt er fest. Eine Umfrage innerhalb der Klasse konnte den Trend beim Zocken klar bestätigen, deutlich mehr Jungs gaben an, mehrere Stunden täglich zu spielen. Betroffenen bietet Andreas Pauly Hilfe in seiner Beratungsstelle an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort