Kommentar zu Leitfaden für Elterntaxis Sinnvoller Leitfaden

Meinung | Bonn · Der Leitfaden für Hol- und Bringzonen vor den Schulen ist sinnvoll, findet GA-Redakteur Philipp Königs. Die beste Lösung für die Entwicklung der Kinder sei aber sowieso eine ganz andere.

In Astrid Lindgrens Erzählungen „Wir Kinder aus Bullerbü“ geht es in einem Kapitel um den Schulweg von Lisa, Ole, Lasse und wie sie alle heißen. Die Mutter fragt sich, warum die Kinder immer so lange für den Heimweg brauchen. Die Erklärung sind Myriaden kleiner zauberhafter Abenteuer, die erlebt werden wollen und den Erwachsenen zumeist verborgen bleiben, weil sie in der Hektik des Alltags gefangen sind.

Es mögen manchmal Helikopter-Eltern sein, die ihre Kinder morgens und nachmittags mit dem Eltern-Taxi chauffieren. Sicher liegen die Gründe dafür in viel mehr Fällen aber eher in einer Unbedachtheit, die sich daraus speist, dass das Leben mit seinen Terminen und Verpflichtungen immer dichter wird. Oder weil nach der Schule bis in den Nachmittag noch das pünktliche Erscheinen beim Sporttraining Pflicht ist. Morgens etwas länger schlafen ist außerdem eine feine Sache. Und dennoch entgeht den Kindern der gemeinsame unbeobachtete Weg und damit ein Stück Selbstständigkeit, die nun einmal zum Erwachsenwerden dazugehört.

Man kann Eltern und Schulen deshalb nur dazu raten, den Leitfaden für Hol- und Bringzonen zu nutzen. Auch wenn die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Rädern oder der Weg zu Fuß sicher die bessere Wahl zur Autarkie von Mädchen und Jungen ist. Der Leitfaden rät, aber er verordnet nicht. Er nimmt an die Hand, aber er hebt nicht den moralischen Zeigefinger. Dass ein solches Vorgehen sinnvoll sein kann, zeigt das positive Beispiel der Kästner-Schule in Kessenich, die schon vor Jahren Bringzonen eingerichtet hat.

Natürlich sind Bullerbü und Bonn nicht vergleichbar. Statt drei nebeneinander gelegener Häuser leben 320 000 Menschen in dieser Stadt. Doch mit etwas Training können Kinder das richtige Verhalten im Straßenverkehr lernen. Die Einschätzung der Polizei, dass Eltern mit ihren Chauffeurdiensten die Situationen vor Schulen eher gefährlicher machen, sollte zu denken geben.

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