One Billion Rising in Bonn Smarter Mob im Regen

Bonn · Eine Atmosphäre, fast wie auf der Loveparade – Banner, Trommeln und fröhlich tanzende Menschen: Rund 150 Bonner haben am Freitagnachmittag in strömendem Regen mit einer choreographierten Tanz-Performance ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen gesetzt und für so manch verdutztes Gesicht bei Passanten gesorgt.

 Rund 150 Bonner haben am Freitagnachmittag in strömendem Regen mit einer choreographierten Tanz-Performance ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen gesetzt und für so manch verdutztes Gesicht bei Passanten gesorgt.

Rund 150 Bonner haben am Freitagnachmittag in strömendem Regen mit einer choreographierten Tanz-Performance ein Zeichen gegen Gewalt gegen Frauen gesetzt und für so manch verdutztes Gesicht bei Passanten gesorgt.

Foto: Barbara Frommann

Die Aktion, ein sogenannter Smartmob, fand im zweiten Jahr in Folge in Bonn statt und ist Teil einer weltweiten Bewegung, die sich One Billion Rising nennt (frei übersetzt: Eine Milliarde erheben sich). Laut der Initiative wird jede dritte Frau – also eine Milliarde weltweit – im Laufe ihres Lebens Opfer von Gewalt.

Heike Uhlhaas und Manuela Stenzel aus Bonn haben sich vor dem Kaufhof untergestellt und finden die Aktion gut: „Es gibt Dinge, die brauchen Aufmerksamkeit“, sagen sie.

In mehr als 90 deutschen Städten und rund 170 Ländern weltweit sind Menschen dem Aufruf gefolgt, am Valentinstag einen Tanz-Smartmob zu veranstalten.

[kein Linktext vorhanden]Auf Initiative des Netzwerks Bonn Femmes und Mitorganisatorin Marita Hochscheidt waren die Teilnehmer, darunter einige Schulklassen und auch ein paar Männer, vorher schon vom Friedensplatz mit Transparenten und Plakaten durch die Innenstadt gezogen, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen. Die haben sie spätestens auf dem Münsterplatz, als Marita Hochscheidt durchs Mikro das Startsignal gibt: „Erhebt euch, befreit euch und tanzt gegen Gewalt gegen Frauen!“ Das Üben der vergangenen Wochen zahlt sich aus.

Tanz-Flash-Mob in Bonn
17 Bilder

Tanz-Flash-Mob in Bonn

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Die Aktion am Freitag reiht sich ein in eine Reihe von Flash- oder Smartmobs in der Bonner Innenstadt. Erst vergangenes Wochenende hatten 150 Klinikmitarbeiter auf dem Münsterplatz demonstriert und sich dafür um fünf vor zwölf gleichzeitig auf den nasskalten Boden gelegt. Ein klassischer Smartmob also. Ende Januar hatte es an einer Ampel vor dem Hauptbahnhof einen Yoga-Flashmob gegeben. Heute folgt auf dem Bottlerplatz eine Aktion zur Meinungsfreiheit in Russland von Amnesty International.

Die Polizei Bonn hat 2013 147 angemeldete Versammlungen gezählt. Laut Sprecher Christoph Schnur waren unter diesen aber wenig bis gar keine Smartmobs. Der Trend ist also neu. „Wir gehen mit allen Veranstaltern gleich um. Nach dem Kooperationsgespräch im Vorfeld können wir abschätzen, welche Motivation die Veranstalter haben. So können wir entscheiden, wie wir die Veranstaltung begleiten“, sagt Schnur.

Am Rande des Smartmobs am Freitag sitzt ein älterer Mann im Regen auf einer Bank. Er fragt zwei junge Mädchen: „Bringt das was?“ Eine kichert erst und sagt dann: „Weiß nicht. Ich glaub' schon.“

Die Rechtslage – Versammlungen, Flashmobs und Smartmobs

Im Gegensatz zu Veranstaltungen, die die Stadt genehmigen muss, handelt es sich bei großen Kundgebungen rechtlich gesehen um Demonstrationen, die von der Polizei genehmigt werden. Dementsprechend ist die Aktion gestern auf dem Münsterplatz auch bereits vergangenes Jahr bei der Bonner Polizei angemeldet worden, die auch Transparente, Lautsprecher und Megafone zugelassen hat, teilt Sprecher Christoph Schnur mit. Flashmob ist also in dieser Größenordnung nur ein anderes Wort für die gute alte Demonstration, also für eine geplante Kundgebung.

Der klassische Flashmob ist per Definition allerdings eine spontane Aktion. „Auf die Idee, einen Flashmob anzumelden, ist dementsprechend auch noch niemand gekommen. Das wäre ja widersinnig“, sagt Polizeisprecher Schnur. Genau genommen war die Aktion gegen Gewalt an Frauen gestern deswegen auch ein Smartmob. Diese Form der Demo hat sich von dem ursprünglich unpolitischen Flashmob emanzipiert und verfolgt das Ziel, durch scheinbar spontane Aktionen politische Aussagen zu treffen. Dementsprechend müssen Smartmobs angemeldet werden.

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