Buchhandlung 46 Snowdens Anwalt stellt neues Buch vor

Bonn · Es ist warm, das Licht ist gedimmt, dicht an dicht sitzt das Publikum im Verkaufsraum des Buchladen 46 in der Kaiserstraße. Vor einem großen Bücherregal stehen zwei Barhocker und ein Mikrofonständer.

 Wolfgang Kaleck (rechts) liest aus seinem Buch und spricht mit Moderator Bernd Müssig.

Wolfgang Kaleck (rechts) liest aus seinem Buch und spricht mit Moderator Bernd Müssig.

Foto: Maximilian Mühlens

Mehr als 70 Zuhörer haben am Mittwochabend den Weg in die kleine Buchhandlung gefunden, um Wolfgang Kaleck zu erleben. Der 55-Jährige ist seit 1991 Rechtsanwalt und kämpft vor Gericht überaus erfolgreich gegen Kriegsverbrecher und Konzerne.

Den Grundstein für seinen Erfolg legte er mit seinem Jurastudium in Bonn. Auf seine Studienzeit ist er allerdings nicht gut zu sprechen. "Ich habe hier in der Buchhandlung damals wirklich mehr Zeit verbracht als in dieser komischen juristischen Fakultät da drüben", gab Kaleck zu. Das Gespräch moderierte Bernd Müssig, Anwalt von Ex-Bundespräsident Christian Wulff und Bundeswehroberst Georg Klein.

Die juristische Fakultät bezeichnete Kaleck auch als "Feindesland". Die konservativen Professoren, die Kommilitonen, die anliegenden Burschenschaften und auch die Lehrbücher - all das mochte der Jurastudent damals nicht. "Es war mir durchaus wichtiger, in der linken Szene verwurzelt zu sein. Mein erstes Staatsexamen war ein richtiger Kraftakt - einfach war es nicht."

Als junger Anwalt vertrat er zur Nachwendezeit in Deutschland Opfer von Stasi und Neonazis. Bei Reisen in Südamerika traf er auf Menschen, deren Leben von Folter und Gewalt geprägt war. Heute ist Kaleck ein weltweit agierender politischer Jurist und Aktivist. Bundesweit bekannt wurde er aber als Anwalt von Whistleblower Edward Snowden.

Zu Snowden wollte die Mehrheit der Besucher etwas von Kaleck hören - zur Enttäuschung vieler Anwesender sagte der Rechtsanwalt über seinen prominenten Mandanten nicht ein Wort. Vielmehr ging es um die Fälle, die er in seinem Buch beschreibt. "Ich wollte mit dem Buch keine Autobiografie vorlegen, vielmehr ging es mir darum, die Rechtsentwicklung in den letzten 15 Jahren nachzuzeichnen."

Dem 55-jährige Menschenrechtler ist es zu verdanken, dass Guatemalas General Rios Montt und der frühere argentinische Machthaber Jorge Rafael Videla vor Gericht für ihre Taten verurteilt wurden. Kaleck sorgte aber auch für eine Strafanzeige gegen einen hohen Manager von Mercedes-Benz in Argentinien wegen Beihilfe zur Ermordung eines Gewerkschafters.

"Für mich gehört es dazu, auch zu scheitern", erklärte Kaleck. "Es ist selbstverständlich und passiert fast wöchentlich." Vergeblich versuchte er beispielsweise, den damaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld für die Folter im irakischen Gefängnis Abu Ghraib zur Verantwortung zu ziehen.

Wolfgang Kaleck, "Mit Recht gegen die Macht", 224 Seiten, Hanser Berlin, 19,90 Euro.

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