Rundflug von Hangelar So fliegt es sich mit dem Zeppelin über den Rhein

Bonn/Region · Noch bis Sonntag ist der 75 Meter lange Zeppelin NT07-101 ein Blickfang am Himmel in der Region. Wer in Hangelar aussteigt, ist glücklich, dabei gewesen zu sein, findet unser Autor nach seinem Rundflug.

Rundflug von Hangelar: So fliegt es sich mit dem Zeppelin über den Rhein
Foto: Michael Haefner

Wer Flugangst hat, sollte es mal mit dem Zeppelin NT07-101 versuchen. Sanfter als ein Aufzug steigt er auf 300 Meter. Das ist die optimale Höhe für den Blicks auf die Häuser Bonns, den Rhein, den Drachenfels und Petersberg. Das größte Passagierluftschiff der Welt ist noch bis Sonntag zu Gast in Hangelar.

Nachts kommt es an den Mast und wird mit 700 Litern Wasser beschwert, damit es am Boden bleibt. Doch tagsüber im Einsatz ist der mit 7500 Kubikmetern Helium gefüllte Zeppelin fast in der Schwebe. Er ist 350 Kilo schwerer als Luft, damit Chefpilot Fritz Günther besser manövrieren kann – vor allem beim Landen. Da reichen drei Personen, um das 75 Meter lange Monstrum – der Airbus 380 ist zwei Meter kürzer – am Boden zu halten. Der Wechsel der 14 Passagiere erfolgt wie beim Anstehen für die Pausenmilch: Alle stellen sich hinter Crewmitglied Miriam Pfeifer auf. Sobald zwei Fluggäste hinauskommen, dürfen zwei neue einsteigen und bekommen von Flugbegleiterin Elisabeth Rapp ihren Fensterplatz zugewiesen. Übrigens: Weil der Zeppelin nicht von allein aufsteigen kann, spricht man vom Fliegen und nicht, wie beim Ballon, vom Fahren.

"Das ist eine ruhige Art zu reisen"

Eine Tour mit dem Zeppelin über den Rhein
19 Bilder

Eine Tour mit dem Zeppelin über den Rhein

19 Bilder

Man sollte kaum glauben, dass sich so ein riesiges Fluggerät so genau steuern lässt. Weil sich die Triebwerke kippen lassen, kann der NT alles, was ein Hubschrauber auch kann: inklusive Stillstand in der Luft, drehen und sogar Rückwärtsfahrt. In den USA hat ein Pilot es sogar geschafft, mit dem Rad unter der Kabine punktgenau auf einer Münze zu landen. Übers Siebengebirge oder bei der zweiten Tour nach Köln geht es mit Tempo 64. „Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 125 Stundenkilometern“, sagt Günther, als er mit 600 PS über den Post Tower fliegt. Das Abbremsen auf Null sei in sieben Sekunden möglich – ist die Frage, ob Fluggäste das erleben wollen. Sie genießen lieber die gemächliche Runde über ihre Heimat, die von oben wie eine Spielzeuglandschaft wirkt.

„Das ist eine ruhige Art zu reisen“, sagt Frank Stoll anerkennend. Sein Vater war Chefkonstrukteur für den Tornado und Starfighter-Pilot. „Der Flug war ein Geschenk von ihm. Er hat mir immer vom Zeppelin vorgeschwärmt“, sagt er. Es scheint beliebt zu sein, mit dem Ticket anderen eine Freude machen zu wollen – was mit 380 Euro für 45 Minuten seinen Preis hat. Allerdings kostet allein der NT auch rund 20 Millionen Euro ohne das Personal. Die Berufspiloten müssen vor ihrer Einstellung 1000 Flugstunden vorweisen und machen dann noch eine halbjährige Spezialausbildung. „Sicherheit steht an erster Stelle“, so Sprecherin Andrea Fischer. In 20 Jahren habe es noch keinen Unfall gegeben.

So fühlen sich auch Uschi und Herbert aus Sankt Augustin bei Fritz Günther, der schon in der DDR Pilot war, bestens aufgehoben, halten sich während des Flugs immer wieder glücklich die Hand. „Es ist ein Traum“, sagt Uschi. Ihr Mann ergänzt: „Wir haben eine Liste mit zehn Sachen, die wir machen wollen.“ Der Zeppelin sei dabei gewesen. Gustav Koch hatte an seinem 60. Geburtstag Geld gesammelt, damit er sich den Rundflug leisten kann. Da kam es wie gelegen, dass der NT, der sonst in Friedrichshafen – der Wiege des Zeppelins – unterwegs ist, derzeit hier Station macht. Klar, seine Doris hat er natürlich mitgenommen. „Mir gefällt das sehr gut“, sagt sie.

Rekord sind 24 Stunden ohne landen

Weltweit gibt es derzeit fünf Zeppeline, die unterwegs sind, so Fischer. Das Unternehmen vom Bodensee, das Reederei und Luftschifftechnik umfasst, bietet vor allem Touristenflüge an. Einen Teil machen Forschungs-Sondermissionen aus, wenn das Luftschiff etwa Strudel und Strömungen in der Ostsee untersucht. Es ist dafür gut geeignet, weil es lange in der Luft bleiben kann. „Der Rekord liegt bei 24 Stunden und 40 Minuten ohne zu landen und zu tanken“, sagt Günther, der seit 1990 Luftschiffe und seit 1998 Zeppeline fliegt.

Da der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nach Deutschland einfliegt, darf der NT am Samstag nur bis 12 Uhr fliegen. Das sei bedauerlich, man habe sich aber darauf eingestellt, sagt Fischer. Doris Koch weiß durch den Blick von oben nun, warum die Bonner Kreuzbauten Kreuzbauten heißen.

Wer in Hangelar aussteigt, ist glücklich, dabei gewesen zu sein. Als Erinnerung bleiben selbst geschossenene Fotos, ein Bildband und eine Urkunde.

Einige Flugplätze sind noch frei: www.zeppelinflug.de. Das Luftschiff kommt das nächste Mal vom 30. Mai bis 2. Juni nach Bonn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort