Anlage am Salierweg So funktioniert die Kläranlage im Bonner Norden

Bonn · Die Kläranlage am Salierweg im Bonner Norden hat am Samstag zum Tag der offenen Tür eingeladen. Die Besucher konnten lernen, wie eine Kläranlage funktioniert. Den Anlagenleiter treibt derweil der Nachwuchsmangel um.

Achim Höcherl vor den riesigen Wasserbecken der Kläranlage am Salierweg.

Achim Höcherl vor den riesigen Wasserbecken der Kläranlage am Salierweg.

Foto: Jasper Nebel

Ein emotionale Führung durch die Kläranlage hätten wohl die wenigsten Besucherinnen und Besucher des Tags der offenen Tür erwartet. Mit vielen plastischen Beispielen und offenkundiger Begeisterung für seinen Job gab Tiefbauamtsmitarbeiter Achim Höcherl Interessierten am Samstag eine Tour durch die größte Kläranlage Bonns am Salierweg, kurz hinter der Nordbrücke. Höcherl ist hauptverantwortlich für die vier Kläranlagen der Stadt.

Nicolas Vallender, der für die Stadtentwässerung zuständige Abteilungsleiter im Tiefbauamt, rechnete insgesamt mit gut 500 Besuchern. Bereits um 14 Uhr hatten sich etwa 350 Menschen die Kläranlage angeschaut.

Höcherl führte in der Kläranlage durch die verschiedenen Stationen, die auch das Bonner Abwasser durchläuft. Zunächst werden die Grobstoffe entfernt, vor allem das Toilettenpapier. „Aber wir finden hier auch vieles, was wir hier eigentlich nicht finden sollten: Q-Tipps, Kondome, alles Mögliche”, berichtete Höcherl. In den nächsten Schritten wird dann der Sand entfernt, der von den Straßen in das Abwasser gespült wird. Bei der sogenannten Vorklärung wird der grobe Schlamm herausgefiltert.

Der siebenjährige Erik und seine zehnjährige Schwester Meira waren von der Führung begeistert. Zusammen mit ihrer Mutter Nina Hüffmeyer besichtigten sie die Kläranlage. „Ja, es hat total Spaß gemacht“, sagte Meira. Erik konnte sich vor allem für die bis zu elf Meter tiefen Becken begeistern, in denen das Abwasser gereinigt wird. „Nur hat es dort ziemlich gestunken“, sagte der Siebenjährige. Ob die beiden sich vorstellen könnten, in der Kläranlage später mal zu arbeiten? Erik und Meira sind eher skeptisch. Diese Skepsis teilen laut Achim Höcherl auch junge Erwachsene. Das sei problematisch, da er deswegen keinen Nachwuchs mehr finde.

 Achim Höcherl erklärt anhand von Proben die verschiedenen Phasen der Abwasserreinigung.

Achim Höcherl erklärt anhand von Proben die verschiedenen Phasen der Abwasserreinigung.

Foto: Jasper Nebel

Bonner Kläranlagen haben Nachwuchsprobleme

„Wir sind einfach nicht sexy genug“, sagte Höcherl. Wer wolle schon den ganzen Tag mit stinkendem Abwasser arbeiten? Er verstehe trotzdem nicht, warum der Beruf für junge Menschen nicht attraktiv ist, sagte der Kläranlagenleiter. Denn: „Wir betreiben den Umweltschutz, der überall gefordert wird, hier vor Ort und zwar, ohne uns auf die Straße zu kleben. Aber von der jungen Generation werden wir nicht wahrgenommen“, sagte Höcherl. Würde das Abwasser ungefiltert in Gewässern landen, hätte das katastrophale Folgen für Flora und Fauna. Um diesen Aspekt der Arbeit mehr zu betonen, werde gerade diskutiert, ob die Fachkraft für Abwassertechnik zum Umweltökologen umbenannt wird, erklärte der Leiter der städtischen Kläranlagen weiter.

Zurück zur Führung: Dort ging es weiter zur biologischen und chemischen Reinigung, in der Mikroorganismen dem Wasser verunreinigende Stoffe entziehen und darüber hinaus Stickstoff und Phosphor entfernt wird. In diesem Prozess entsteht weiterer Schlamm, der in der auf dem Gelände befindlichen Klärschlammverbrennungsanlage in Gas umgewandelt wird. Das gereinigte Wasser wird dann in den Rhein abgelassen. Eine direkte Umwandlung in Trinkwasser wäre zwar möglich, aber aufgrund der hohen Standards für die Trinkwasserqualität aufwendiger und zudem, so Höcherl, gesellschaftlich nicht akzeptiert.

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