Winterschlaf, Winterruhe, Kältestarre So geht es den Tieren im Kottenforst und am Meßdorfer Feld

Hardtberg · Auf dem Hardtberg sind viele Wildtiere beheimatet. Wie geht es den Tieren kurz vor der Winterruhe oder dem Winterschlaf?

 Nina Thiebes von der Igelhilfe Bonn-Rhein Sieg mit zwei kleinen Igeln. Sie päppelt verletzte Igel auf.

Nina Thiebes von der Igelhilfe Bonn-Rhein Sieg mit zwei kleinen Igeln. Sie päppelt verletzte Igel auf.

Foto: Benjamin Westhoff

Haselmaus, Fledermaus, Salamander, Eichhörnchen, Frösche, Igel: Im und an den Rändern von Kottenforst und Meßdorfer Feld haben viele Wildtiere ihr Zuhause. Wenn es kalt wird, begeben sie sich in Winterruhe oder schlafen die kommenden Monate. Fledermäuse oder Amphibien wie der Feuersalamander und der Springfrosch begeben sich in Kältestarre, Dachs und Eichhörnchen halten Winterruhe. Sie sind während den kalten Monate fähig, Nahrung zu finden, fahren die Aktivitäten aber zurück.

Die Tiere im Kottenforst sind in einer guten Verfassung, wenn sie in den Winterschlaf gehen, so Peter Tröltzsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biostation Rhein-Erft. Lutz Schorn, Vorsitzender der Jägerschaft Bonn hat sein Revier im Kottenforst und ist der gleichen Meinung. Dieses Jahr sei ein Mastjahr gewesen, auch Dam-, Reh- und Schwarzwild hätten sich ein dickes Fettpolster angefressen.

Tiere brauchen genug Fett und Energie

„Problematisch wird es für die Tiere vor allem, wenn sie nicht genug Energie anfressen konnten, weil es zu wenig Insekten gab“, sagt Tröltzsch. Die Igel hatten es seiner Meinung nach dieses Jahr schwer in Bonn, da die Sommermonate trocken waren. Im Wald sei das aber anders als in der Stadt, wo es weniger Insekten, weniger Platz und mehr Gefahren für die Tiere gebe. Das bestätigt auch Nina Thiebes von der Igelhilfe Bonn Rhein-Sieg. Aktuell hat sie 35 Igel in Pflege. Im Sommer seien viele verdurstet, aktuell sei es schwierig, sich Fett für den Winterschlaf anzufressen. Thiebes betont, dass Igel keine Waldbewohner seien, sie kämen in Menschennähe und Randbezirken des Forsts vor.

Tierarztpraxis-Managerin Christiane Waldmann von der Tierarztpraxis Waldmann in Kessenich erklärt, dass die Igel ein gewisses Gewicht brauchen, um fit in den Winterschlaf zu gehen. Sie hilft kranken Igeln und päppelt sie wieder auf. Je nach Alter bräuchten die Tiere 700 bis 1500 Gramm, um fit für den Winterschlaf zu sein, so Thiebes.

Winterruhe in den Höhen des Kottenforsts

Bei Eichhörnchen sei die Winterruhe davon abhängig, wie viele Nüsse sie gefunden haben. „Der Energiebedarf wird heruntergefahren und die Eichhörnchen nisten sich in Kobeln ein“, berichtet Tröltzsch. Wachen die Tiere im Winter auf, zehren sie von den vergrabenen Nüssen. „Im Wald gibt es mehr Bucheckern, Haselnüsse oder Walnüsse, als an den Rändern“, so der Wissenschaftler. Die Bäume im Kottenforst hätten dieses Jahr viele Früchte getragen, sodass Eichhörnchen keine Nahrungsprobleme hatten.

Allerdings haben sie es mit Räubern zu tun. „Krähen und Eichhörnchen beobachten gegenseitig, wo die Nüsse vergraben werden und klauen. Das ist natürliche Konkurrenz“, erklärt er. Auch Dachs und Igel überwintern im Kottenforst, ebenso wie die Feuersalamander und andere Amphibien. Fledermäuse fühlen sich laut Tröltzsch eher in Stollen auf der Beueler Rheinseite wohl. Verschiedene Vögel wiederum ziehen gen Süden, weil sie ganzjährig auf Nahrung angewiesen sind.

Wildtiere im Kottenforst
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Wildtiere in Hardtberg

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Genügend Insekten

„Im Kottenforst gibt es aktuell viele offene Flächen durch den Borkenkäfer. Es werden keine Insektizide im Waldbereich verwendet, das Beides ist gut für Insekten“, so Tröltzsch. Aktuell gebe es im Forst genug Insekten, anders sehe es an den Rändern aus. „Wenn Wiesen oft gemäht werden, kommen natürlich weniger Insekten vor“, so der Experte.

Auch am nahe gelegenen Meßdorfer Feld gibt es genügend Nahrung, vor allem für den Gartenschläfer. In Bonn eine Art mit Populationsschwerpunkt, deutschlandweit aber gefährdet. Der Gartenschläfer leidet vor allem unter Versiegelung der Flächen. Am Meßdorfer Feld ist er Bewohner der Hecken und überwintert in Meisenhäusern und Nistkästen. Auch der Igel fühlt sich am Meßdorfer Feld wohl, zum Bestand der Haselmaus liegen der Bioststion Bonn Rhein-Sieg noch keine Daten vor.

Krankheiten und Unfälle

„Ein Pilz aus dem asiatischen Raum ist eine Gefahr für die Feuersalamander im Kottenforst“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter. Wenn die Tiere eng an eng lägen, habe der Pilz ein Leichtes und führe zum Tod. Vermehrte Unfälle bei Wildtieren, die zu früh aus dem Winterschlaf erwachten, sind Tröltzsch nicht bekannt. Das kann auch Frank Frenser, Pressesprecher der Bonner Feuerwehr bestätigen, die Wildtiertransporte durchführt. Generell gilt, dass die Feuerwehr bei verletzten Tieren im Wald den Jagdpächter hinzuzieht. Verletzte Fundtiere in der Stadt werden in der Regel zum Tierarzt gebracht, so der Pressesprecher.

Obacht beim Waldspaziergang

Der Kottenforst kann das ganze Jahr über besucht werden. Wichtig ist es, die Tiere nicht zu stören. „Besucher sollten auf den Wegen bleiben und nicht durch das Schutzgebiet streifen“, mahnt Tröltzsch. Freilaufende Hunde sind laut Schorn ein Problem. Die Tiere würden gestört und müssten sich dann einen neuen Platz suchen.

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