Albert-Schweitzer-Tierheim So geht es weiter mit den 27 geretteten Katzen aus Bad Godesberg

BONN · Die 27 Katzen, die das Bonner Tierheim aus einer völlig verwahrlosten Wohnung in Bad Godesberg gerettet hat, haben eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Futterspenden und vieles mehr gehen beim Tierheim ein, es gibt bereits Anfragen, die jungen und älteren Tiere aufzunehmen.

Die Katzenbabys aus der verwahrlosten Wohnung fühlen sich im Tierheim wohl.

Die Katzenbabys aus der verwahrlosten Wohnung fühlen sich im Tierheim wohl.

Foto: Horst Müller

Frühestens in drei Wochen können die ersten Katzen vermittelt werden, sagt Tierheim-Mitarbeiterin Sabine Reuter. Bei den Kitten, die noch von der Mutter gesäugt werden, dauert es noch länger.

Doch welche Kriterien müssen überhaupt erfüllt werden, um eine Katze aus dem Bonner Tierheim aufnehmen zu können? Eine Frage, die für Diskussionsstoff sorgt. Denn während die einen das Tierheim und den Einsatz der Mitarbeiter loben, kritisieren die anderen die Vergabepraxis. "Das ist ja das Allerletzte. Das Tierheim Bonn vermittelt nicht, wenn die Katze keinen Freigang bekommt", macht eine Nutzerin ihrer Wut im sozialen Netzwerk Facebook Luft.

Wer ein Tier zur Wohnungshaltung suche, habe keine Chance. Und: "Tiere auch an junge Familien zu vermitteln, würde die Kosten schon drastisch senken. Aber ein großer Garten, ein ausreichend großes Haus und liebevolle Herrchen scheinen den Anforderungen wohl leider nicht gerecht zu werden", heißt es in einem anderen Post.

"Das Geld, welches das Albert-Schweitzer-Tierheim für seine Tiere verlangt, deckt noch lange nicht alle zustande gekommenen Kosten", gibt es auch Unterstützung für die Mitarbeiter. Und das vor allem im vorliegenden Fall. "Außerdem vermitteln sie auch Wohnungskatzen, allerdings immer individuell auf das Tier eingestellt. Ist doch super, dass sie darauf eingehen und den Tieren das Bestmögliche bieten möchten."

In seltenen Fällen ist eine Wohnungshaltung in Ordnung

"Jeder Verein vermittelt unterschiedlich", erklärt Reuter. Bonn setze eher darauf, die Katzen in den Freigang abzugeben. "Der Grund ist, dass mindestens 70 Prozent unserer Tiere draußen gefunden werden." In diesen Fällen gehe man davon aus, dass sie Freigänger seien. "Wenn ich sie in die Wohnungshaltung vermittle, können sie zum Beispiel unsauber werden", sagt Reuter.

In seltenen Einzelfällen habe man gegen Wohnungshaltung nichts einzuwenden, dies sei aber lediglich bei älteren Tieren der Fall. Außerdem müssten die Katzen dann Pärchenweise erstanden werden. "Die artgerechte Haltung ist der Freigang", betont Reuter. Deswegen sei es bei der Vermittlung auch wichtig, wo die zukünftigen Herrchen wohnen. Denn Häuser an Hauptverkehrsstraßen oder Autobahnen seien ungeeignet.

Stimmen die Rahmenbedingungen, schauen die Mitarbeiter, welche Katze passen würde. "Wir stellen drei bis vier Tiere vor." Das sind nicht immer die, die sich die Interessenten schon selbst im Internet ausgeguckt haben. Denn: "Ich kann zum Beispiel in eine Anfängerfamilie keine schwierige Katze geben." Stimmt die Chemie zwischen Tier und Mensch, ist im Haus alles für die Katze vorhanden und haben die Interessenten ihren Ausweis dabei, "können sie das Tier theoretisch mitnehmen". Im ersten Jahr kommen die Mitarbeiter noch einmal vorbei, um sich davon zu überzeugen, dass es dem Tier in seinem neuen Zuhause gut geht.

Wer keinen Garten oder keine sichere Umgebung bieten könne, aber sich liebevoll um eine Katze kümmern würde, kann im Bonner Tierheim eine Liste mit anderen privaten Vereinen oder Heimen bekommen. Diese geben die Vierbeiner teilweise auch zur Wohnungshaltung ab, sagt Reuter.

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