Kostenlose Beratung So hilft das Quartiersbüro in Dransdorf Pflegebedürftigen

Bonn · Das Quartiersbüro in Dransdorf bietet Pflegebedürftigen und Angehörigen kostenlose Hilfe und Beratung an. Über das Büro gibt es aber auch für ältere Bürger die Möglichkeit, sich auszutauschen.

 Rabtil Shamel, Leiter des Dransdorfer Quartiersbüro, und Edith Kühnle, Geschäftsführerin des Bonner Vereins, helfen Ratsuchenden

Rabtil Shamel, Leiter des Dransdorfer Quartiersbüro, und Edith Kühnle, Geschäftsführerin des Bonner Vereins, helfen Ratsuchenden

Foto: Katia Convents/Repro: Stefan Hermes

„Was machen wir eigentlich, wenn wir einmal alt, pflegebedürftig und dabei vielleicht auch noch alleine sind?“, fragt Ratbil Shamel. Aus seiner Praxis als Leiter des Dransdorfer Quartiersbüros weiß er, dass sie für viele Menschen, denen es gut gehe, noch keine Rolle spiele. Die Verdrängung einer solchen Frage sei auch gut verständlich, bestätigt seine Chefin Edith Kühnle. „Die meisten Menschen warten immer so lange, bis es akut wird“, sagt die Geschäftsführerin des Bonner Vereins für Pflege- und Gesundheitsberufe. Und es sei gut, dass mit dem Quartiersbüro für diese akuten Situationen eine Anlaufstelle existierte, in denen sich die persönliche Not besprechen lässt.

Seit der Bonner Verein (BV) vor sieben Jahren aus der Bonner Innenstadt nach Dransdorf gezogen ist, haben die Mitarbeiter die Situation alter und pflegebedürftiger Menschen im Quartier in den Fokus genommen. Im Rahmen der Altenpflegeausbildung entstand 2015 im BV die Idee, den neuen Standort Dransdorf einmal genauer zu untersuchen.

In einem Projektunterricht befragten Schüler ältere Dransdorfer nach ihren Bedürfnissen und Wünschen. Auf Fragen, wie es ihnen in Dransdorf gehe und ob ihnen etwas fehle, hätten die Schüler oftmals die Antwort erhalten, dass man gerne mehr Miteinander in Dransdorf hätte. Die Befragten hätten zudem beklagt, weder Unterstützung zu erfahren noch eine Altenpflege in Anspruch nehmen zu können.

Die Umfragergebnisse führten dazu, dass der BV mit Projektmitteln des Deutschen Hilfswerks zunächst die zuvor vermisste Kontaktmöglichkeit unter dem Motto „Kaffee mit Sahne“ ins Leben rief. Bei Kaffee und Kuchen werden bei Veranstaltungen in den Lambertusstuben seniorenspezifische Themen angesprochen oder vorgetragen (siehe Infokasten „Vorsoge treffen“).

Auch das Erzählcafé, in dem die Dransdorfer Senioren sich austauschen können, wird nach coronabedingter Pause vom Vereinshaus der Großen Dransdorfer Karnevalsgesellschaft in den geräumigeren Pfarrsaal von St. Antonius umziehen und dort wieder – nach aktuellem Stand – stattfinden können.

Aber auch wenn es mehr Miteinander gibt und das Angebot über den Förderzeitpunkt hinaus bestehen bleibe, dränge bei Betroffenen doch die Frage, so Kühnle, woher alte Menschen in Dransdorf Unterstützung erhalten. „Auf einmal fühlt man sich total allein gelassen“, ist ein Satz, den Projektleiter Shamel immer wieder von ratsuchenden Menschen hört. In den mehr als 300 Beratungen des vergangenen Jahres hätten vor allem die Ängste der Menschen oder ihrer Angehörigen im Vordergrund gestanden, wie es für sie weitergehe, wenn sie sich nicht mehr alleine helfen könnten. Besonders groß sei die Sorge, nicht mehr in der eigenen Wohnung bleiben zu können.

Viele glaubten sogar, dass sie mit einer Pflegestufe entmündigt würden und keine Entscheidungen mehr selbst treffen könnten. „Wir spüren immer wieder die Erleichterung der Hilfesuchenden, wenn wir sagen können, dass sie beim Quartiersbüro an der richtigen Stelle gelandet sind“, so Shamel. Und er nennt ein Beispiel: Einer 85-jährigen Dame sei mit einer behördlichen Auskunft nicht geholfen, wenn es dort heiße, „gehen Sie auf unsere Internetseite, da stehen alle Anträge, die sie herunterladen und bei uns einreichen können. Dann melden wir uns.“

Und oft seien auch jüngere Menschen damit überfordert. Die wenigsten wüssten, dass sie sich beim Quartiersbüro oder BV jederzeit kostenlos Beratung holen können. „Wenn es sein soll, kommen wir auch ins Haus“, so Shamel, „wir kümmern uns.“ Kühnle ergänzt, dass man das Prozedere mit Anträgen für Pflegestufen und Beihilfen übernehmen könne. „Insbesondere ist das auch für Menschen mit einer Migrationsgeschichte bedeutsam“, so Shamel, da viele der mehr als 30 Betreuer des BV Muttersprachler seien.

Oft sei es bei Demenzerkrankten so, dass sie das erlernte und vielleicht bereits jahrzehntelang gesprochene Deutsch vergessen und sich nur noch in ihrer Muttersprache verständigen. „Wir können den Menschen auch sagen, was ihnen an Hilfen zusteht“, sagt Shamel. Mit einem Pflegegrad habe man bereits 15 Ansprüche. „Aber die muss man auch kennen“, so der Fachmann, der allen Pflegebedürftigen und Angehörigen die Scheu davor nehmen möchte, mit dem Dransdorfer Quartiersbüro Kontakt aufzunehmen.

Ein Kontakt zum Quartiersbüro Dransdorf, Justus-von-Liebig-Straße 30, ist über Ratbil Shamel möglich: unter ☎ 02 28/96 54 54 24 und per E-Mail an ashamel@bv-pg.de.

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