Zeichen für Ressourcenschonung So lief die Tauschbörse in der Müllverwertungsanlage in Bonn

Bonn-Weststadt · Besucher einer Tauschbörse konnten am Samstag in Bonn Unliebsames gegen Nützliches tauschen. Der Ort war durchaus ungewöhnlich: So fand die Veranstaltung in der Müllverwertungsanlage in der Bonner Weststadt statt.

Besucher der Tauschbörse in der Müllverwertungsanlage konnten Unliebsames gegen Nützliches tauschen. Pia Schille ist eine der Besucherinnen.

Besucher der Tauschbörse in der Müllverwertungsanlage konnten Unliebsames gegen Nützliches tauschen. Pia Schille ist eine der Besucherinnen.

Foto: Abir Kassis

Eine „Tauschparty“ hat die Bonner Müllverwertungsanlage (MVA) am Samstag in ihrem Verwaltungsgebäude veranstaltet. Was für viele ungewöhnlich klingen mag, passt allerdings durchaus zum gewählten Ort. Ressourcenschonung ist dabei das Stichwort. „Man hört viel von einer Energiewende, einer Mobilitätswende, aber von einer Abfallwende ist selten die Rede“, erklärte MVA-Sprecherin Saskia Kutsche, die das Projekt initiiert hat.

Denn sparsamer Konsum sei einer der wichtigsten Treiber für mehr Nachhaltigkeit. Rund 250.000 Tonnen Siedlungsabfälle aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Ahrweiler werden jedes Jahr in der Anlage verbrannt. Die Vison der Stadtwerke „bonNova“ sieht vor, diese Menge deutlich zu reduzieren und Bonn und die Region bis 2050 zu einer klimafreundlichen, Zero-Waste-Gesellschaft zu transformieren.

Ein wichtiges Fundament bei der Abfallwende: Partizipation. Nach den gelungenen Kleidertausch-Börsen in den vergangenen Jahren erweiterte Saskia Kutsche gemeinsam mit ihrem Team in diesem Jahr das Konzept: Ob gelesene Bücher, Küchengeräte oder ausrangierte Deko – Bonnerinnen und Bonner konnten am Samstag Unliebsames mitbringen und gegen andere nützliche Dinge eintauschen.

Besucherin Pia Schille aus Swisttal zeigte sich begeistert von der Tauschbörse. „Ich habe gestern im Radio davon gehört und mit meinem Mann gesprochen. Wir hatten noch einige Sachen auf Ebay inseriert und dachten uns: ‚Warum nicht einfach zur Tauschbörse mitnehmen?‘“

Unliebsames gegen Nützliches tauschen

Zusammen mit ihrem Mann hatte sie unter anderem einen alten Staubsauger, einen Fernseher, USB-Sticks und ein noch unbenutztes Mikroskop mitgebracht. Auf der Tauschparty fanden die beiden dann auch das ein oder andere Nützliche und präsentierten stolz ihre Ausbeute: ein Puzzle-Ball, Backförmchen, Glasbehälter und ein Brettspiel.

„Es ist toll, zu sehen, dass die Dinge nicht in der Schublade vergammeln, sondern neue Besitzer finden.“ Das Paar legt besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit, setzt auf Bio-Lebensmittel und Secondhand-Kleidung. „Wenn jeder einen kleinen Teil beiträgt, dann können wir alle zusammen Großes bewirken“, sagte Schille. Geld spiele dabei zwar auch eine Rolle, die meisten Besucher der Tauschbörse seien aber eher aus nachhaltigen Motiven vor Ort, vermutete sie.

Auch Nils Becker lobte die Aktion der Stadtwerke. „Ich bin aber vor allem hier, weil meine Freundin bei den Stadtwerken arbeitet“, lachte Becker. Es sei schade, dass vieles weggeschmissen werde, das für andere nach von Nutzen sein könnte. „Mein Freund ist auch hier und hat eben eine schöne Kaffee-Mühle ergattert“, berichtete Becker.

Susanne Percinkovic war über einen Beitrag im Schaufenster auf die Aktion aufmerksam geworden und gemeinsam mit ihrem Sohn vor Ort. „Deshalb habe ich ein paar alte Taschen, Bücher und Kleidung mitgebracht. Dafür gibt es hier schöne Kinderbücher, von denen wir uns ein paar aussuchen.“ Aktionen wie diese sollte es öfter geben, fand Percinkovic. „Mir ist vor allem die Kleiderwirtschaft ein Dorn im Auge. Deshalb geben wir alte Sachen auch gerne an soziale Kaufhäuser.“ Davon würden auch Menschen profitieren, die sich neue Kleidung weniger leisten können.

Highlight: Führung durch die Müllverwertungsanlage

Für Interessierte gab es am Samstag auch die Möglichkeit, durch das 13.600 Quadratmeter große Gelände der MVA geführt zu werden. Bei der Führung konnten Besucher neben den Öfen, Reinigungssystemen und Filteranlagen der MVA auch die Nistkasten von Wander- und Turmfalken betrachten, die auf dem Gelände sesshaft geworden sind.

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