Karneval vor 70 Jahren So verlief das erste Zöchelche in Bonn nach dem Krieg

Bonn · Es war zwar noch kein echter Rosenmontagszug, aber schon eine prächtige Kappenfahrt. Rund 20 Gruppen liefen beim ersten Karnevalszug nach dem Krieg 1949 mit. Wir blicken zurück.

Bei der Kappenfahrt am 28. Februar 1949 stellt sich diese Dame den Bonner Jecken vor. Schwer beladen mit Paketen und einem Fass Kölnisch Wasser scheint sie gerade von einem Bummel aus der Stadt zu kommen.

Bei der Kappenfahrt am 28. Februar 1949 stellt sich diese Dame den Bonner Jecken vor. Schwer beladen mit Paketen und einem Fass Kölnisch Wasser scheint sie gerade von einem Bummel aus der Stadt zu kommen.

Foto: Festausschuss Bonner Karneval

Der 28. Februar 1949 ist ein besonderes Datum in der Geschichte des Bonner Karnevals. „Nach zehnjähriger Pause zieht erstmals wieder ein wenn auch bescheidener Rosenmontagszug durch Bonn“, heißt es in der Chronik der Stadt Bonn. Und auch der historische Terminkalender von Stadtarchiv und Presseamt spricht vom ersten Rosenmontagszug nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Festausschuss Bonner Karneval nimmt es da ein wenig genauer und verweist in seiner überaus lesenswerten Festschrift „D‘r Zoch kütt – 190 Jahre Rosenmontagszug in Bonn“ von Karl-Heinz Erdmann und Marcus Leifeld darauf, dass der Rosenmontagszug 1949 aufgrund der begrenzten finanziellen Möglichkeiten auf eine „Kappenfahrt“ reduziert werden musste.

Dafür leisteten die im Vaterstädtischen Verein organisierten Vereine 1949 einen Beitrag von jeweils zehn Mark. Um weitere Mittel zu akquirieren, erfand der Vaterstädtische Verein außerdem eine eigene Karnevals-Plakette sowie ein schmuckes Abzeichen für Einmal-Spender im Gegenwert von zwei Mark.

Im Vorfeld der Kappenfahrt richtete der Vorsitzende des Zugkomitees, Peter Steeg, im Namen aller Vereine die Bitte an die Arbeitgeber der Mitwirkenden, diesen an Rosenmontag die nötige Freizeit zu gewähren. Außerdem appellierte er an die Bonner Geschäftswelt und die Betriebe, zum vollen Gelingen der Karnevalsfeierlichkeiten in Bonn beizutragen.

Start und Ziel der Kappenfahrt 1949 ist der Kaiserplatz. Rund 20 Gruppen haben sich dafür angemeldet. Als dann gegen 13 Uhr „dat Zöchelche an et Rolle kom“, säumen zehntausende Schaulustige die Straßen der Bonner Innenstadt. Als Ersatz für Prinz und Bonna fungiert die überregional bekannte Musikgruppe Stömpche Quartett. Am Ende drei Gala-Droschken mit Schultheiß Peter Gummersbach und den rotbefrackten Mitgliedern des Elferrates des Vaterstädtischen Vereins.

Für Erdmann und Leifeld steht jedenfalls fest: „Mit diesem ,Zöchelche, dessen Bonn sich nicht zu schämen braucht‘, konnte der Bonner Karneval nach längerer Unterbrechung an die Zugtradition der Vorkriegszeit anknüpfen.“

Der erste echte Rosenmontagszug nach dem Zweiten Weltkrieg fand in Bonn dann ein Jahr später, am 20. Februar 1950, statt. Das Sessionsmotto lautete: „Fastelovend em Regierungsvierdel“.

Die Festschrift „D‘r Zoch kütt“ gibt es zum kostenlosen Download auf www.karneval-in-bonn.de.

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