Lichthupen-Alaaf in Bonn So verlief die Karnevalssitzung auf dem Miesen-Gelände

Dottendorf · Die Bonner Stadtsoldaten feierten am Veilchendienstag auf dem Miesen-Gelände ihre Karnevalssitzung: Unter dem Motto „Zesamme sin mer all Fastelovend“ erlebten die Jecke in ihren Autos Bands, Redner und Tollitäten.

 Auf dem Miesen-Gelände machten die Bands Stimmung von der Bühne aus, in den Autos feierten die Jecke mit.

Auf dem Miesen-Gelände machten die Bands Stimmung von der Bühne aus, in den Autos feierten die Jecke mit.

Foto: Benjamin Westhoff

Vieles fühlte sich am Veilchendienstagabend komisch an. Normalerweise ist dann Schluss mit Alaaf, der Festausschuss Bonner Karneval rupft dem Prinzenpaar die Federn, und die Jecken kurieren sich von der wilden Feierei. Stattdessen zelebrierten die Bonner Stadtsoldaten die einzige wirklich wahre Fastelovendsitzung dieser trostlosen Corona-Session in der Bundesstadt. Und zwar auf dem Miesen-Gelände in Dottendorf, wo die Besucher mit ihren Autos vorfuhren und das Alaaf aus der Lichthupe kam.

Auf dem Grundstück hatte BonnLive schon seit dem 5. Februar ihre Karnevalssitzungen organisiert, allerdings als reine Konzerte. Die Stadtsoldaten, betonte Geschäftsführer Wolfgang Orth, hätten mit Bernd Stelter und Volker Weininger immerhin auch zwei Redner. Außerdem war es dem Corps wichtig, alle vier Bonner Tollitäten dort zu begrüßen. Und so kam nach den Köbessen die Wäscherprinzessin, auf Stelter folgte die Liküra und auf Lupo das Godesberger Prinzenpaar. Zuletzt gab sich vor dem Auftritt der Höhner das Bonner Prinzenpaar die Ehre.

Sitzung wurde kurzfristig organisiert

Die Sitzung mit dem Titel „Zesamme sin mer all Fastelovend“ war laut Orth recht kurzfristig aus dem Boden gestampft worden. Es blieb knapp eine Woche für die Werbung, deshalb war die Sitzung nicht ausverkauft. Die Stadtsoldaten verlegten ihr traditionelles „Die Reserve hat Ruh“ vom Nachmittag auf den späten Abend. Es sei ein komisches Gefühl, so Orth. Jetzt würden die Uniformen wieder eingemottet bis zur nächsten Session, in der das Corps sein 150-jähriges Jubiläum feiert.

Den Leuten gefiel es. Viele Stadtsoldaten waren im Publikum, auch David, dem die Tanzauftritte in der Session fehlten. „Man versucht, zu Hause ein bisschen zu trainieren“, sagte er. Aber die Fettpölsterchen ließen sich nicht ganz vermeiden. Er freute sich, wenigstens eine Sitzung miterleben zu können, wenn auch im Auto – fraglich, ob es das noch mal geben wird. Stadtsoldatin Sandra und Burkhardt fanden es „genial, die Leute überhaupt wiederzusehen“.

Bühnenprogramm aus dem Autoradio

Aus dem Autoradio dröhnte das Bühnenprogramm, das draußen recht dünn klang. Alkohol wurde ausgeschenkt, aber die Fahrer hatten das Nachsehen. In einem der Geländewagen in der letzten Reihe war das Kai, während sich Simona fröhlich Kölsch bringen ließ. Sie hatten sich ordentlich kostümiert und ihr Wageninneres mit Luftschlangen und kleinen Disco-Kugeln in einen kleinen Party-Saal verwandelt. „Wir nehmen es, wie es ist“, sagte Simona, die dort schon an Weiberfastnacht eine Karnevalssitzung mitgemacht hatte. „Es ist besser als gar nichts und eine gute Alternative.“ Auch die Stimmung fanden sie gut.

19 Sitzungen in Bonn und 18 in Köln hat BonnLive organisiert. „Ich bin überglücklich, dass wir 25 000 Leuten in zwei Städten Karneval ermöglichen konnten“, sagte Geschäftsführer Julian Reininger. Außerdem tingelten 20 Künstler teils zweimal am Tag zwischen Köln und Bonn hin und her. Auch wenn nicht immer ausverkauft gewesen sei und man finanziell bei pluminusnull herauskomme, lautete sein Fazit: „Sensationell.“ Die Bühne wird an Aschermittwoch abgebaut, und danach, so Reininger, überlege man sich Konzepte für den Sommer.

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