Mit der Laterne am Fenster So verlief die Lied-Aktion zu Sankt Martin in Bonn

Bonn · Weil der große Martinszug in Bonn ausfällt, haben die Bonner Kirchen zum gemeinsamen Singen aufgerufen. An den Fenstern standen viele Kinder mit ihren Laternen.

 Marie (rechts) und Luisa Sophie singen für Sankt Martin, auch wenn dieses Jahr der Umzug durch die Innenstadt ausfällt.

Marie (rechts) und Luisa Sophie singen für Sankt Martin, auch wenn dieses Jahr der Umzug durch die Innenstadt ausfällt.

Foto: Benjamin Westhoff

„Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“ und „Laterne, Laterne“ schallte es am Mittwochabend durch die Bonner Straßen. Zuvor hatten Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Stadtdechant Wolfgang Picken die Bonner zum gemeinsamen Sankt-Martins-Singen aufgerufen. Das alljährliche bunte Lichtermeer auf dem Marktplatz und die großen Umzüge mussten wegen der Corona-Pandemie aber ausfallen. Stattdessen sangen viele Haushalte um Punkt 18 Uhr am geöffneten Fenster. Den Leitfaden gaben das Kölner Domradio und der GA, die beide eine Videobotschaft abspielten.

Auch im Godesberger Villenviertel beteiligten sich einige Familien an der Aktion. Nicht zu überhören waren Marie (6), Luisa Sophie (6), Henri (4) und Anna (3), die besonders textsicher waren. Marie hielt dabei eine rote Goldfisch-Laterne aus dem Fenster. Für die Schülerin sei die Aktion eine gute Alternative zum sonstigen Programm gewesen: „Es war sehr schön“, beschrieb sie. Und auch Luisa Sophie war begeistert: „Mit den Liedern und den Zuschauern, das war toll.“ Henri (4) fand den Abend „einfach aufregend“.

Ein paar Häuser weiter hatte Natasha Schöbel ihr Haus für den Abend festlich geschmückt. Große Laternen standen in der Auffahrt und in den Fernsten leuchteten viele Teelichter. Schöbel und ihre zwei Kinder sangen freudig mit. „Ich finde solche Abende wichtig, das ist auch gut für meine Kinder und ein schönes Zeichen für die Gemeinschaft“, sagte die Mutter. Zum Abschluss des zehnminütigen Ständchens läuteten überall in Bonn die Glocken.

In einer Ansprache bezeichnete Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Aktion als einen „besonderen Lichtblick in schwierigen Zeiten“. „Trotz räumlicher Distanz können wir so zeigen, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen“, sagte sie. Dass in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie weder Martins-Züge noch öffentliche Alternativveranstaltungen in Bonn stattfinden dürfen, ruft auch in der Bonner Stadtkirche großes Bedauern hervor. „Wenn auch vor dem sich weiter verschärfenden Infektionsgeschehen verständlich, ist dies dennoch gerade für die Kinder sehr traurig“, sagte Stadtdechant Wolfgang Picken. „Gerade in Zeiten wie diesen sind Themen wie Nächstenliebe und gemeinsame Rücksichtnahme von großer Bedeutung.“

Ganz auf ihren Sankt Martin verzichten mussten die Kinder aber nicht, denn neben der Lied-Aktion waren auch viele kleine Familien am Abend mit der Laterne unterwegs. „Wir machen unseren eigenen kleinen Martinsumzug, da die Kitas dieses Jahr keinen veranstalten dürfen“, sagte eine Mutter. Mit der Laterne alleine unterwegs zu sein, sei auch mal „ganz entspannend“, befand eine andere Mutter. „Man kann nun viel besser Lieder anstimmen. Ansonsten verläuft sich der Gesang ja immer etwas in den großen Zügen“, ergänzte sie. Ihre Kinder liefen derweil mit bunten Laternen vorneweg. Manche Haushalte im Villenviertel hatten für die Kleinen Körbe mit Süßigkeiten vor die Türen gestellt. „Die Kinder sind jetzt drei Jahre alt, wir hoffen auf das nächste Jahr, dass sie dann den Abend richtig erleben können“, so die Mütter.