Stadtoberhaupt in Bonn So war Ashok Sridharans erster Tag als Oberbürgermeister

BONN · Wie es sich anfühlt, ins sprichwörtliche kalte Wasser gestoßen zu werden, der sollte Bonns neuen Oberbürgermeister Ashok Sridharan fragen. So gut gelaunt und dynamisch, wie der bisherige Kämmerer der kleinen Stadt Königswinter am Mittwoch seinen Dienst als Oberhaupt der Großstadt Bonn antrat, muss es sich jedenfalls recht angenehm anfühlen.

Tag eins im Leben Sridharans als Oberbürgermeister beginnt recht früh am Morgen: Punkt 7.15 Uhr wartet schon der städtische Fahrer Ulrich Czernick vor dem Wohnhaus der Familie Sridharan in Röttgen. Czernick wird den neuen OB künftig wie schon dessen Vorgänger Jürgen Nimptsch zu dem einen oder anderen Termin chauffieren.

Jetzt geht es schnurstracks im Dienstwagen in die Bonner City zum Münster, wo der Katholik Sridharan und seine Frau Petra von Stadtdechant Wilfried Schumacher und Eckart Wüster, Superintent des Evangelischen Kirchenkreises, erwartet werden. Mit rund 200 Gläubigen - darunter auch die Eltern sowie ein eigens aus der Schweiz angereister Bruder Sridharans samt dessen Familie - feiern sie anlässlich des Amtsbeginns einen Gottesdienst.

"Ich freue mich sehr, dass Sie vor Ihrem Amtsantritt bewusst hier ins Bonner Münster gekommen sind", sagt der Superintendent. Bei allen schönen werde es auch negative Erfahrungen im neuen Amt geben, sagt Wüster. "Und doch wünsche ich Ihnen, dass Sie den langen Atem nicht verlieren, den Sie brauchen werden."

Als "mahnende" Worte gibt Schumacher dem Stadtoberhaupt einen Brief des Heiligen Bernhard von Clairveaux mit auf den Weg und zitiert daraus: "Es ist viel klüger, Du entziehst Dich von Zeit zu Zeit Deinen Beschäftigungen, als dass sie Dich ziehen und Dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst."

Der Brief sei einst an den Papst gerichtet, aber das Amt des Bonner Oberbürgermeisters sei gewiss das schönste nach dem Papst, sagt Schumacher und lacht.

Es war der persönliche Wunsch Sridharans, seine Amtszeit mit einem Gottesdienst zu beginnen. Von den vielen Glückwünschen und dem geistlichen Segen sichtlich erfüllt, eilt er mit seinem künftigen Büroleiter Horst Gehrmann und Stadtsprecherin Monika Hörig zum Stadthaus. "Stop", rufen die Fotografen und Kameraleute, die ihnen auf dem Fuße folgen.

Vor dem Stadthaus, dem neuen ersten Dienstsitz des OB, müssen natürlich erst einmal Aufnahmen gemacht werden. Sridharan lächelt geduldig in die Kameras. Dann ist es ihm genug. "Ich muss jetzt arbeiten", sagt er freundlich, aber bestimmt und geht zielstrebig auf die Eingangstür der Bürgerdienste zu. Die seit Wochen anhaltende Kritik vieler Bürger, die lange auf Termine warten müssen, nimmt er sehr ernst.

Spontanbesuch im Bürgeramt

Bürgeramtschef Günter Dick und Abteilungsleiter Thomas Fricke zeigen sich überrascht von Sridharans Spontanbesuch und vereinbaren sogleich einen Termin mit ihrem neuen Chef. "Ich habe mir einige Lösungen überlegt", sagt Sridharan, ohne zum jetzigen Zeitpunkt mehr sagen zu wollen.

Dann geht es mit dem Aufzug hoch in die zwölfte Etage. Dort nimmt Sridharan Monika Bäßgen in den Arm. Die 51-Jährige war in Königswinter schon viele Jahre seine Sekretärin und Vertraute. Ab sofort managt sie zusammen mit Julia Kracht sein Vorzimmer in Bonn.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Erst tagt der Verwaltungsvorstand. Dann folgen Gespräche mit den Amtsleitern, Personalräten und den Fraktionsvorständen. Dazu wartet auf dem Schreibtisch die Tagesordnung für seine erste Ratssitzung, die am Donnerstagabend ab 18 Uhr mit seiner Vereidigung beginnt. Dann geht es schon wieder zum nächsten Termin. Eine Schonfrist gibt es für einen OB nicht.

Viele sind gespannt auf seine Antrittsrede. Was wird er sagen? Sridharan schmunzelt, verrät aber nichts. Wer die Rede live verfolgen wird, muss ins Internet der Stadt gehen wo sie voraussichtlich übertragen wird. Die Einlasskarten für die öffentliche Ratssitzung sind schon längst aus.

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