Rückblick So war der Sommer in Bonn vor 60 Jahren

Bonn · Bürger leiden unter hohen Temperaturen und anhaltender Trockenheit. Die Experten diskutieren noch Monate später über die Hintergründe.

 Juli 1959: Die Felder im Landkreis Bonn sind knochentrocken, es fallen nur zwei Millimeter Regen. Die Kartoffelernte endet im Fiasko.

Juli 1959: Die Felder im Landkreis Bonn sind knochentrocken, es fallen nur zwei Millimeter Regen. Die Kartoffelernte endet im Fiasko.

Foto: Archiv

Was für ein Sommer: Während sich Tausende Bonner im Juli 1959 in den Bonner Freibädern amüsierten, machten die überdurchschnittlich hohen Temperaturen bis zu 37 Grad Celsius und die anhaltende Trockenheit vor allem der Landwirtschaft arg zu schaffen. Der Juni und der Juli waren die trockensten Monate seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1895.

Die Folge: Es kam zu immensen Versorgungsengpässen, die sich fortan in stetig steigenden Preisen für Gemüse und Kartoffeln niederschlugen. Bis zum 27. Juli fielen in Bonn gerade einmal zwei Millimeter Regen – normal wäre das 40-Fache. Vor allem die Hausfrauen klagten. Der GA schrieb damals in der Ausgabe vom 1. Juli 1959: „Seit Jahren sind die Kartoffeln nicht so teuer gewesen wie jetzt. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände appelliert an den Ernährungsminister, das Angebot zu steigern und damit den hohen Preis zu stoppen.“ Ohne Erfolg. Auch im benachbarten Ausland, etwa in den Niederlanden, herrschte anhaltende Trockenheit. Die Preise steigen folglich weiter. Statt der üblichen 30 Pfennig musste eine Bonner Hausfrau drei D-Mark für ein Pfund Kartoffeln zahlen. Doch nicht nur der Landwirtschaft macht die Trockenheit zu schaffen. Im Poppelsdorfer Weiher setzte Ende des Monats ein großes Fischsterben ein.

Fischsterben im Poppelsdorfer Weiher

Arbeiter holten 250 tote Exemplare, darunter viele stattliche Karpfen, aus dem kaum mehr vorhandenen Wasser, der GA titelte: „Nur Regen kann den Fischen helfen“. Der damalige Leiter des Botanischen Gartens, Gartenbauarchitekt Straßberger, erklärte zur Ursache: „Durch die starke Erwärmung des Wassers entstehen im Schlamm in Verbindung mit Chlor giftige Methangase, die den für die Fische erforderlichen Sauerstoff verdrängen.“ Das Chlor war nach Meinung von Experten in den Weiher gelangt, da die Stadt Bonn kurz zuvor das Hauptbecken des Melbbads entleert hatte.

Über die Ursachen der langanhaltenden Trockenheit stritten die Wetterexperten noch Monate später. Es gab verschiedene Theorien, angefangen bei den besonders starken Sonneneruptionen bis hin zu einem vermuteten zwölfjährigen Rhythmus der Sonnenfleckentätigkeit. Genaues über die tatsächliche Ursache ließ sich seinerzeit nicht sagen. Das Thema Klimawandel existierte 1959 noch nicht.

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