„Beethovens verschollenes Werk“ So war die Premiere im Bonner GOP nach der Corona-Pause

Bonn · Die GOP-Produktion „Beethovens verschollenes Werk“ hat nach mehreren Testläufen am Donnerstag Premiere gefeiert. Die Show dreht sich eine angeblich wiederentdeckte zweite Oper des Komponisten.

 Verrückte Figur: Jack Woodhead ist der musikalische Leiter der GOP-Show „Beethovens verschollenes Werk“.

Verrückte Figur: Jack Woodhead ist der musikalische Leiter der GOP-Show „Beethovens verschollenes Werk“.

Foto: Thomas Kölsch

Akrobaten wirbeln über die Bühne, Clowns machen ihre Späße, Jongleure und andere Gaukler zeigen ihre Kunststücke: Auf den ersten Blick ist im Bonner Varieté-Theater GOP alles wie früher. Und doch ist die offizielle Premiere von „Beethovens verschollenes Werk“, zu der das Varieté-Theater nach mehreren Testläufen am Donnerstag geladen hatte, etwas Besonderes. Nicht nur, weil die Kellner mit Masken herumlaufen, die 90-minütige Show ohne Pause gezeigt wird und Plexiglaswände die einzelnen Ebenen des Saals voneinander abtrennen. Besonders ist dieser Premierenabend vor allem deshalb, weil das GOP mitten in der Corona-Pandemie eine Uraufführung in der Bundesstadt wagt. Zudem dreht sich die Show rund um Ludwig van Beethoven, dessen Jubiläumsjahr ansonsten weitgehend ausfallen muss.

Die Inszenierung rund um den großen Komponisten soll dem Varieté-Theater nach einer viermonatigen Zwangspause wieder begeisterte Zuschauer bescheren. Auslöser dafür wäre allerdings nicht Ludwig van Beethoven. Tatsächlich ist die Handlung von „Beethovens verschollenes Werk“, in dem eine angeblich wiederentdeckte zweite Oper des Meisters zur Aufführung kommt, der mit Abstand schwächste Aspekt eines eigentlich fantastischen Programms.

Zugegeben, das haben die Texte einer Oper, die Libretti, nun einmal so an sich. Natürlich betreibt das Theater ganz bewusst eine gnadenlose Satire auf zahlreiche klassische Konventionen. Ein bisschen mehr als nur eine Aneinanderreihung von Schlagworten und albernen Wortspielen, wäre von Regisseur Markus Pabst zu erwarten gewesen, zumal dieser sich dieser die Rolle des Dichterfürsten Goethe auf den Leib geschrieben hat. „Worte können Akrobaten sein“, sagt Pabst an diesem Abend. Das Stimmt, aber nur, wenn man sie lässt. Und nicht, wenn man sie zwingt.

Diese Schwäche wiegen aber sowohl die einzelnen Nummern als auch die grandiose Musik mühelos auf. Letztere steuert Jack Woodhead bei, eine schrille Figur in barockem Damen-Outfit und zugleich ein überaus vielseitiger und vor allem feinfühliger Pianist, der nur zu gern auch mal Beethoven und die Beatles vermischt – oder dem letzten Satz der 9. Sinfonie einen Tinnitus beimischt, der unter die Haut geht. Die bezaubernden Klänge dienen auch als Rahmen für die Artisten des französischen Collectif A4, die mit einer immensen Vielfalt an Darbietungen überzeugen und dabei auch mit dem ein oder anderen ungewöhnlichen Talent aufwarten. Eine Rhönrad-Nummer in der modernen Varieté-Szene auf jeden Fall selten zu finden, ebenso wie eine Performance mit Fächer und Peitsche.

Atemberaubend ist auch die Strapaten-Nummer von Tim Kriegler – und umwerfend komisch der Auftritt des kanadischen Clowns Anthony Venisse. Mit Beethoven hat dieser Clown zwar letztlich nichts mehr zu tun, dafür aber mit hervorragendem Varieté. Ist vielleicht auch besser so.

Das Stück „Beethovens verschollenes Werk“ läuft bis zum 1. November exklusiv im GOP Varieté-Theater Bonn, Karl-Carstens-Straße 1. Die Vorstellungen sind immer donnerstags und freitags um 20 Uhr, samstags um 16 und um 20 Uhr sowie sonntags um 14 und um 17 Uhr. Karten sind ab 34 Euro unter ga.de/tickets erhältlich.

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