Weihnachten und Jahreswechsel auf See So wird Silvester an Bord der "Bonn" gefeiert

Bonn · Die 185 Männer und Frauen an Bord des Marineschiffs "Bonn" haben Weihnachten auf See verbracht. Als nächstes wird Silvester gefeiert – mit einem "echter" Bonner.

 Der Einsatzgruppenversorger Bonn (kurz EGV Bonn) im Seeraum Ägäis am 27.02.2016.

Der Einsatzgruppenversorger Bonn (kurz EGV Bonn) im Seeraum Ägäis am 27.02.2016.

Foto: Bundeswehr / Tom Twardy

Für die „Bonner“ beginnt das neue Jahr heute Nacht eine Stunde früher. Nein, gemeint sind nicht die Bewohner der Bundesstadt, sondern die Besatzungsmitglieder des gleichnamigen Einsatzgruppenversorgers. Das Schiff hat bei seinem Mittelmeereinsatz am Sonntag nach 18 Tagen auf See im Hafen von Piräus festgemacht. Und wegen der einstündigen Zeitverschiebung endet das Jahr 2018 dort heute Nacht schon eher. Unter den 185 Männern und Frauen an Bord ist auch ein „echter“ Bonner: Korvettenkapitän Sebastian Braun fährt als Erster Offizier auf der „Bonn“.

Das traditionelle Treffen mit seinen ehemaligen Schulfreunden auf dem Godesberger Weihnachtsmarkt nennt der 35-Jährige auf die Frage, was er neben seinen Familienangehörigen im Einsatz an Bord während der Feiertage an seiner Heimatstadt besonders vermisst. Dabei hat Braun, der 2003 das Abitur am Aloisiuskolleg ablegte, seinen Lebensmittelpunkt schon längere Zeit in Kiel – wo er 2008 während der „Kieler Woche“ seine Frau kennenlernte. Der „alten Heimat“ bleibt er gleichwohl treu: „Mindestens einmal im Quartal fahre ich nach Hause, um in Bonn meine Familie zu besuchen und Heimatluft zu schnuppern“, sagt der Offizier und ergänzt: „Das Gefühl von Heimat stellt sich spätestens ein, wenn ich über die Südbrücke fahre und die Rheinaue und den Langen Eugen sehe.“

Weihnachten in der Fremde

Weihnachten in der Fremde ist ein sensibles Thema, wie jeder bestätigen kann, der an diesen Tagen schon einmal mit Heimweh zu kämpfen hatte. Die aktuellen Berichte von der „Bonn“ allerdings legen die Vermutung nahe, dass es – von den Familienangehörigen abgesehen – zumindest ansonsten an nichts fehlt. Schon am Nikolausabend hatte die Besatzung optimistisch ihre Stiefel vor die Kammern gestellt. Mit Erfolg: Am nächsten Morgen waren sie mit vielen Leckereien gefüllt.

Mitte Dezember wurde eigens eine Militärpfarrerin eingeschifft, sie hält regelmäßig Gottesdienste und Andachten. Zwei Tage vor Weihnachten veranstaltete die Besatzung einen Weihnachtsmarkt im Hangar an Bord, wo sie an Heiligabend auch zum traditionellen Weihnachtsgericht – Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen – zusammenkam. Neben offiziellen Präsenten, darunter auch ein Weihnachtsgruß der Stadt Bonn, gelang dabei der Schiffsärztin eine besondere Überraschung: Sie hatte vorab die Verwandten der Besatzung um die Zusendung von Weihnachtsgrüßen gebeten, die sie nun als Fotopräsentation übergeben konnte. „Viele Augen blieben dabei nicht trocken“, berichtet Oberleutnant zur See Lisa Hillringhaus, die an Bord für die Pressearbeit zuständig ist.

Schönen Gruß aus der Kombüse

Schon im normalen Betrieb eines Kriegsschiffes kommt der Kombüse eine Schlüsselfunktion zu: Sie hat nicht nur Hunger, sondern auch Wehmut zu bekämpfen – vor allem an Weihnachten, die die „Bonn“ vollständig auf See verbrachte. Am ersten Weihnachtstag zauberten der Smut und seine Helfer gebratene Entenbrust mit Rotkohl und Kartoffelklößen auf die Teller, tags darauf folgten Gänsekeule mit Rosenkohl und Kartoffelklößen. Zu Weihnachten und über den Jahreswechsel auf See und im Einsatz zu sein, sei für die meisten Besatzungsmitglieder nicht einfach, sagt Hillringhaus. „Grüße aus der Heimat machten es erträglicher“, sagt sie. Für Sebastian Braun ist es bereits das fünfte Mal, dass er Weihnachten an Bord verbringt. „Gerade in dieser Zeit gewinnt dann der Begriff Kameradschaft eine ganz neue Bedeutung. Auch das kann ein Geschenk sein“, sagt er. Auf ihn wartet zu Silvester noch ein besonderes Geschenk: Seine Frau kommt nach Piräus und feiert mit – bei der Silvesterparty auf der „Bonn“.

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