Ausbau von Photovoltaik-Anlagen Stadtwerke Bonn experimentieren mit Crowdfunding

Bonn · Die Stadt hinkt ihren selbst gesteckten Zielen beim Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Gebäuden weit hinterher. Durch „Sonnenpatenschaften“ soll sich das nun ändern.

 Auf dem Bonner WCCB stehen bereits Solarpannele. Mit Darlehen der SWB-Kunden sollen es zügig mehr werden.

Auf dem Bonner WCCB stehen bereits Solarpannele. Mit Darlehen der SWB-Kunden sollen es zügig mehr werden.

Foto: SWB

Der Begriff „Solar-Anlage“ soll im Mai eine doppelte Bedeutung bekommen. Zur Finanzierung neuer Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Gebäuden wollen die Bonner Stadtwerke (SWB) sogenannte Nachrang-Darlehen an ihre Kunden ausgeben. So sollen durch „Sonnenpatenschaften“ insgesamt 300.000 Euro zusammenkommen, um sechs Projekte zu finanzieren. „Die Beteiligung läuft über einen Zeitraum von fünf Jahren. Mit unseren attraktiven Zinsen von bis zu drei Prozent können Sie nachhaltig und gewinnbringend investieren“, werben die Projektverantwortlichen Christian Roosen und Caren Schneider.

Stromkunden der SWB sollen für Anteile von 500 bis 2500 Euro einen festen Zinssatz von sogar 3,15 Prozent erhalten. Das ist eine marktübliche Rendite: Eine praktisch risikofreie fünfjährige Bundesanleihe bringt im Vergleich dazu derzeit rund 2,5 Prozent. Eine bis 2028 laufende Unternehmensanleihe des Energiekonzerns Eon bringt mit entsprechendem Risikoaufschlag 3,5 Prozent. Die Stadtwerke wenden sich mit dem Angebot explizit an ihre Stromkunden. Für alle anderen ist das Angebot mit lediglich 1,5 Prozent finanziell kaum interessant.

Kleinkredite von Bonnern

In den vergangenen Jahren hinkt die Stadt Bonn ihren selbst gesteckten Zielen beim Ausbau der Photovoltaik weit hinterher. Nun sollen städtische Liegenschaften vorrangig bestückt werden. Dazu fehlt es den Stadtwerken allerdings an Eigenkapital. Nun sollen mit den Kleinkrediten aus der Bürgerschaft 580 Solarmodule an sechs Standorten angeschafft werden, die gut 210.000 Kilowattstunden Energie pro Jahr generieren könnten. Vorgesehen sind Anlagen auf der Gottfried-Kinkel-Schule, der Michaelschule und der Andreasschule. Dazu kommen die Kita Veilchenweg sowie die Turnhallen in der Wittestraße und der Friesdorfer Straße. Bei der Gottfried-Kinkel-Schule etwa soll sich der zusätzliche Strombedarf anschließend um ein gutes Drittel reduzieren. Bei der Andreasschule könnte er sich fast halbieren.

„Mit Bonninvest Solar möchten wir den Bonnerinnen und Bonnern die Gelegenheit geben, Teil der Bonner Energiewende zu werden“, erklärt Clarissa Pütz aus der SWB-Pressestelle. Dadurch hätten auch Menschen, die sich keine eigene Photovoltaik-Anlage aufs Dach bauen können, die Möglichkeit, einen Beitrag zu leisten. Dazu der Slogan „Jetzt sicher investieren und profitieren“.

Andere Beteiligungsmodelle

Allerdings handelt es sich bei dem Finanzierungsmodell um ein Nachrangdarlehen, welches nicht der SWB Holding, sondern der Firmentochter Energie- und Wasserversorgung Bonn/Rhein-Sieg GmbH gegeben wird. Im nicht auszuschließenden Fall einer Insolvenz wäre das Geld vermutlich verloren. Details wird man den Ausschreibungsunterlagen entnehmen müssen. Die wollen die Stadtwerke im Kreis derjenigen vorlegen, die sich bis zum 9. Mai unter www.buergerbeteiligung.stadtwerke-bonn.de registriert und ihr Interesse bekundet haben. „Wenn es gut anläuft, möchten wir jährlich weitere, ähnliche Projekte initiieren“, berichtet Pütz.

Ein anderes Beteiligungsmodell auch für Bonner Bürger bietet bereits die Bürgerenergie Rhein-Sieg. Jede und jeder kann Anteile im Wert von jeweils 250 Euro an der Genossenschaft erwerben, die ebenfalls in Photovoltaik-Anlagen investiert. Auch die Genossenschaft gibt Nachrangdarlehen heraus. Anders als bei der SWB-Initiative können sich Genossinnen und Genossen hier aber auch mit ihren Ideen und ihrer Expertise aktiv in die Geschäftsführung einbringen.

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