Kriegsgräber in Bonn Soldaten helfen auf Bonner Nordfriedhof

Bonn · Angehörige der Streitkräftebasis in Bonn haben in den letzten zehn Tagen die Kriegsgräber auf dem Nordfriedhof in einen guten Zustand gebracht. Gedenken am Volkstrauertag beim Ehrenmal.

Soldaten richten auf dem Nordfriedhof mit einem Frontlader einen Grabstein auf, der an einen im Zweiten Weltkrieg gefallenen Menschen erinnert.

Soldaten richten auf dem Nordfriedhof mit einem Frontlader einen Grabstein auf, der an einen im Zweiten Weltkrieg gefallenen Menschen erinnert.

Foto: Stefan Knopp

Enoch Beck, gestorben 1935, Johann Schorr, gestorben ein Jahr danach, Wilhelm Engel und Josef Kambeck, 1943 gefallen: Ihre Grabsteine gehörten zu den letzten, die wieder an ihren angestammten Platz auf dem Nordfriedhof gesetzt wurden. Sie haben eine gründliche Reinigung erfahren und stehen jetzt richtig in Reih und Glied, so wie die Steine der anderen rund 2160 Menschen, die im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen zu Tode kamen. Dafür haben Angehörige der Streitkräftebasis der Bundeswehr zusammen mit der Stadt Bonn gesorgt.

Und das war ein enormer Aufwand, berichtete Oberstleutnant Matthias Ott, der bei der Aktion die Federführung hatte. Zehn Tage lang ackerten ihm zufolge Soldaten und zivile Mitarbeiter in zwei Tagesschichten, 1000 Arbeitsstunden wurden investiert, um die Kriegsgräberfelder auf dem Friedhof im Bonner Norden in einen ordentlichen Zustand zu bringen – oder überhaupt erst mal wieder sichtbar zu machen. Denn die drei Sektoren auf der Anlage, die an die Opfer und Gefallenen der beiden Kriege erinnern, seien in einem sehr schlechten Zustand gewesen, sagte Ott bei einem Rundgang zum Abschluss der Arbeiten, an dem auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner teilnahm.

„Hier haben Sie vorher keine Steine gesehen“, sagte er zum Beispiel vor den 81 Grabsteinen für russische Zwangsarbeiter und ihre Familien. Die Mitarbeiter der Streitkräftebasis entfernten an insgesamt 1800 Grabsteinen Überwucherungen, sie reinigten die Steine von Moosen und Flechten, so gut sie konnten, aber nicht nur das: Viele der Steine hoben sie auch aus dem Boden, um sie zu reinigen und ganz ordentlich in Reih und Glied zu setzen, wenn sie vorher versetzt lagen. „Die waren manchmal zehn bis 15 Zentimeter im Boden, manchmal 40 Zentimeter“, so Ott. Dementsprechend seien sie mitunter bis zu 100 Kilogramm schwer gewesen – da musste mit schwerem Gerät gearbeitet werden.

Jetzt kann man wieder alle Inschriften lesen. Viele Steinkreuze waren auch zerbrochen und mussten geklebt werden. Das werde jetzt wieder mehrere Jahre halten, sagte der städtische Friedhofsverwalter, Rolf Dieter Warnecke. Ott plädierte aber dafür, solche Pflegeaktionen künftig öfters wenigstens punktuell vorzunehmen, auch auf den anderen Friedhöfen.

Zuletzt, so Warnecke, wurde eine Reinigung in diesem Umfang 2006/07 vorgenommen. Die Idee für diese neuerliche Aktion hatte Generalleutnant Martin Schelleis nach einem Bericht im General-Anzeiger über den schlechten Zustand eines Gräberfeldes im Bonner Stadtgebiet, sagte er. Also motivierte er Mitarbeiter der Streitkräftebasis, auf dem Nordfriedhof tätig zu werden. Dabei habe sich ein „besonderer Spirit“ entwickelt, erzählte Ott. Die Leute hätten festgestellt: „Es ist wichtig, was wir hier tun.“ Und die Arbeitsatmosphäre sei mitunter sehr andächtig gewesen, „wenn man vor einer Gräberreihe steht, wo nur 17-, 18- oder 19-Jährige liegen“. Das habe vor allem mit den jungen Soldaten etwas gemacht.

Jetzt ist man fertig, rechtzeitig vor der Veranstaltung zum Volkstrauertag am Sonntag, 13. November, auf dem Nordfriedhof, Kölnstraße 487. Das Gedenken beginnt um 15 Uhr und wird coronabedingt kürzer ausfallen als in früheren Jahren.

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