Verein für Gefährdetenhilfe Sommerfest im Bonner Nachsorgezentrum

BONN · Patrick hat nur ein einziges Ziel: "Ich will endlich für immer clean werden", schreibt der 35-Jährige auf einen Zettel und lässt seinen sehnlichsten Wunsch an einem Luftballon in den Himmel steigen.

 Gute Stimmung beim Sommerfest im Nachsorgezentrum, bei Cola und Apfelschorle.

Gute Stimmung beim Sommerfest im Nachsorgezentrum, bei Cola und Apfelschorle.

Foto: ROland Kohls

Patrick wohnt zur Zeit im Bonner Adaptions- und Nachsorgezentrum "Ausweg" des Vereins für Gefährdetenhilfe (VFG). Dort feierten Bewohner und Betreuer zusammen mit Nachbarn und Besuchern im Garten des Hauses an der Kaiserstraße ein Sommerfest.

Patrick ist zuversichtlich im "Ausweg" endlich einen Ausweg aus seinem bisher verkorksten Leben zu finden. Viele Jahre lang war er von Alkohol und Marihuana abhängig. Um seine Sucht zu finanzieren, wurde er immer wieder straffällig. "Ich habe lange im Gefängnis gesessen. Aber jetzt ist endgültig Schluss", ist sich der 35-Jährige sicher. "Jetzt will ich wirklich die Kurve kriegen und mein Leben in den Griff bekommen."

Dafür hat er monatelang hart an sich gearbeitet. Denn bevor mit der schmerzhaften Entgiftung und der anschließenden Therapie begonnen wurde, hat er sich von seinem alten Leben vollständig verabschiedet. "Ich habe den Kontakt zu allen abgebrochen." Auch zu seiner Familie. "Meine Eltern habe ich vor ein paar Tagen zum ersten Mal wieder gesehen", erzählt er. "Ich weiß, dass nur dann ein neuer Anfang gelingen kann, wenn ich alles Alte zurücklasse."

Mit Patrick wohnen derzeit 15 Erwachsene und zwei Kinder in dem Gebäude. Insgesamt verfügt das Nachsorgezentrum an der Kaiserstraße über 13 Appartements. Nach Entgiftung und Therapie in der Fachklinik lernen die ehemaligen Drogenabhängigen dort, den Weg zurück in einen neuen Alltag zu meistern. "In der Klinik hat der Tag Struktur gehabt, und die Patienten waren rund um die Uhr beschäftigt.

Hier müssen die Bewohner jedoch wieder lernen, ihren Tag selbst zu organisieren. Bei diesem Übergang in ein normales Leben helfen wir ihnen", beschreibt Verena Müller, die Leiterin des Hauses, das Konzept von "Ausweg". Damit das gelingt, kümmert sich ein Team aus Sozialarbeitern und Therapeuten um die Bewohner.

Aber auch bei der Suche nach einer Arbeit oder einer Lehrstelle helfen die Betreuer. "Nur wer mit seinem cleanen Leben zufrieden ist, der wird die abstinente Lebensführung auf Dauer beibehalten", sagt Müller. Dazu gehört auch, die Bewohner zurück in die Erwerbsfähigkeit zu bringen.

Patricks Luftballon ist mittlerweile außer Sichtweite. Ganz klar vor Augen hat er allerdings sein Ziel. "In ein paar Wochen habe ich es endgültig geschafft. Da bin ich mir ganz sicher", freut er sich und wendet die ersten Würstchen über der Glut. Denn Patrick ist beim Sommerfest der Chef am Grill.

Info

Weitere Informationen gibt es auf www.adaption-ausweg.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Von GA-Redakteur
Philipp Königs
zur Klimaplan-Bilanz
Erfolg bemisst sich an Taten
Kommentar zur Bonner Klimaplan-BilanzErfolg bemisst sich an Taten
Aus dem Ressort