Schwule und Lesben feierten auf dem Münsterplatz Sommerfest mit politischem Profil

BONN · Das schwul-lesbische Sommerfest auf den Münsterplatz fiel diesmal etwas kleiner aus. Ausrichter war nicht mehr die Bonner Aids-Hilfe, sondern ein runder Tisch mit verschiedenen Organisationen - darunter neben Vertretern der Aids-Hilfe auch das schwul-lesbische Jugendzentrum GAP und die Arbeitsgemeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD.

 Bunt und vielfältig zeigen sich Schwule und Lesben bei ihrem 17. Sommerfest in der City.

Bunt und vielfältig zeigen sich Schwule und Lesben bei ihrem 17. Sommerfest in der City.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Wir hatten im vergangenen Jahr einen starken Anstieg der Beratungen von HIV-Infizierten, weshalb wir uns nun erst mal darauf konzentrieren wollen", erklärte Thomas Karetzki von der Aids-Hilfe. Deshalb habe man sich aus der Veranstaltung, die am Samstag zum 17. Mal stattfand, nach mehr als fünf Jahren zurückgezogen.

Um dem Sommerfest ein politisches Profil zu geben, waren die Politiker von SPD, CDU, Grünen, FDP, Linke und der Satire-Partei "Die Partei" zur Podiumsdiskussion eingeladen. Grundsätzlich waren alle der Meinung, die Vielfalt in Bonn stärken zu wollen. "Aber bei dem aktuellen Sparkurs gibt es dafür keine Mittel", sagte Zehiye Dörtlemez von der FDP. CDU-OB-Kandidat Ashok-Alexander Sridharan wurde von Moderator Oliver Geffers, der sich als Frau verkleidet hatte, mit Bundeskanzlerin Merkels Position gegen die Homo-Ehe konfrontiert, lieferte aber keine Antwort, ob und wie er Einfluss auf die Bundespolitik nehmen könne.

Alle anderen Diskutanten, darunter Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD), Tom Schmidt (Grüne) und Tobias Haßdenteufel (Linke) sprachen sich klar für die Öffnung der Ehe aus. "Es gibt noch viele Bereiche der außerhalb der Heteronormativität lebenden Menschen, in denen das Beratungsangebot verbessert werden muss", sagte Geffers. Zum Beispiel fehlten Pläne und Fördermittel, wie zukünftig mit homosexuellen Migranten und Flüchtlingen umgegangen werden soll. Auch bei der Betreuung von HIV-Positiven und der Präventionsarbeit würde mehr Geld benötigt. Davon, dass sexuelle Ausrichtungen, die nicht der klassischen Rollenverteilung von Mann und Frau entsprechen, in der Gesellschaft noch nicht akzeptiert seien, berichtete Stefan Schenkel. Statt Kondome verteilte er beim Fest Erfrischungstücher. Die Reaktion eines Passanten: "Ach, damit man sich die Finger putzen kann, wenn man einem Schwulen die Hand gegeben hat."

Die Angst vor Homosexualität, die sogenannte Homophobie, griff Thomas Karetzki in seinem Redebeitrag auf. "Es geht nicht darum, die Toleranzkeule auszupacken, sondern Vielfalt aufzuzeigen", sagte er. Und kritisierte damit das Bündnis "Besorgte Eltern", das bundesweit gegen den Sexualkundeunterricht auf die Straße geht, um nach eigenen Angaben Kinder vor Sexualisierung zu schützen.

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