Buch über den Rhein Sorge um Bonns Lebensader

Bonn · „Zwischen Hoch- und Niedrigwasser“ lautet der Titel ihres Erstlingswerks. Studentin Sarah Bertram hat ein Buch über den Rhein geschrieben, in dem sie Sachtexte mit Lyrik mischt.

Victor Hugo und Sarah Bertram – zwei unterschiedliche Persönlichkeiten aus verschiedenen Jahrhunderten und Kulturkreisen, die auf den ersten Blick nun wirklich keinerlei Gemeinsamkeiten haben. Und dennoch verbindet die Bonner Studentin (Jahrgang 1991) und den französischen Schriftsteller (1802) eine große Leidenschaft: Ihre Faszination für den Rhein.

Hugo unternahm in seinem Leben zwei Rheinreisen und hielt seine Eindrücke in seinem Prosatext „Le Rhin“ fest. Die 27-jährige Sarah Bertram veröffentlichte im März mit ihrem ersten Buch ebenfalls eine „Liebeserklärung“ an den Strom, der seit Jahrtausenden das Leben in Bonn und der Region bestimmt. „Zwischen Hoch- und Niedrigwasser“ (ISBN-13: 978-3947759187, Kid Verlag) lautet der Titel ihres Erstlingswerks. Darin schlägt sie auf etwas mehr als 100 Seiten einen Bogen von der Entstehung, über Hoch- und Niedrigwasserrisiken bis hin zur gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung des Stroms für Umwelt und Gesellschaft. Ergänzt werden die verschiedenen Kapitel durch Fotos sowie Zitate einiger Persönlichkeiten. Neben Victor Hugo kommen Alan Watts sowie Heinrich Böll zu Wort. „Bonn und der Rhein gehören wie ein Zahnrad zusammen. Und das eine ohne das andere gibt es nicht“, sagt die 27-jährige Geografin. „Der Rhein ist eine Lebensader, die unser tägliches Leben beeinflusst.“

Kein Wunder also, dass sie jede freie Minute in Ufernähe verbringt. „Ich habe sogar schon einmal darin geschwommen“, erzählt sie. „Allerdings ist das schon sehr gefährlich, sodass ich es nicht mehr tun werde.“

In Hilden geboren, kam sie als Zwölfjährige mit Eltern und Bruder in die Region. Die Familie zog zunächst nach Bad Honnef, und Sarah machte am Siebengebirgsgymnasium ihr Abitur. Es folgte ein Geografiestudium an der Bonner Uni. In Kessenich fand sie eine kleine Wohnung, in die sie mit ihrem Freund zog. „Ein wichtiges Kriterium bei der Wohnungssuche war natürlich die Nähe zum Rhein“, lacht sie. „Aber die direkte Uferzone war natürlich unbezahlbar.“

Von Kessenich aus ist sie heute ebenfalls schnell an der Promenade. „Ich könnte dort stundenlang sitzen, einfach nur auf den Fluss schauen und die Schiffe beobachten“, sagt die 27-Jährige. Doch Bonns Lebensader ist längst nicht mehr im Fluss. Was viele im vergangenen Sommer als Naturphänomen beobachteten, bereitet der Geografin große Sorgen. „Ich fand das extreme Niedrigwasser schon sehr erschreckend“, sagt sie. „Das ist ein unterschätztes Problem, das wir noch nicht erkannt haben und nicht kontrollieren können“, warnt sie. „Wir müssen den Rhein mehr schützen, damit er unseren Nachkommen erhalten bleibt.“ Welche Auswirkungen der Anstieg der Wassertemperaturen auf lange Sicht hat und wie sich das komplexe ökologische System dadurch verändert sei ebenfalls noch nicht absehbar.

Mit direktem Blick auf „Vater Rhein“ wird für Sarah Bertram in diesem Sommer ein neuer Lebensabschnitt beginnen. „Ich werde heiraten und habe mich natürlich für einen Ort mit einem spektakulären Ausblick auf den Fluss entschieden. Es war immer mein Traum unter einem Baum zu heiraten. Unter einem Baum mit Blick auf den Rhein ist allerdings perfekt.“

Mit dem Bachelor in der Tasche geht sie jetzt das Projekt Master an. Wie es beruflich einmal weiter gehen soll, das hat sie noch nicht entschieden. „Ich schreibe mit Leidenschaft und mich interessieren Themen, die an der Schnittstelle von Gesellschaft und Natur liegen. Mal sehen, wie ich beides kombinieren kann.“

Wie vielfältig begabt sie ist, das wird bereits bei einem ersten flüchtigen Durchblättern durch ihr Buch sichtbar. Denn neben den verschiedenen Sachtexten endet ihr Werk mit einem Gedicht über den Rhein, das sie ebenfalls selbst geschrieben hat. Kaum ist ihr Erstlingswerk veröffentlicht, schwirren bereits neue Ideen im Kopf der 27-Jährigen. Verraten will sie noch nichts. Nur soviel lässt sich Sarah Bertram dann doch entlocken: „Es wird kein Sachbuch“, sagt sie. „Es wird wohl eher in Richtung Lyrik und Gedichte gehen.“

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