Studenten demonstrieren in der City Sparkurs der Bonner Uni am Pranger

BONN · "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bildung klaut!", hallt es durch die Straßen, dazu ertönen Trillerpfeifen und laute Musik. Eine große Gruppe Studenten zieht laut rufend durch die Innenstadt, einige von ihnen tragen Banner mit der Aufschrift "Wissenschaft braucht Perspektive" oder Holzkreuze, die für eine gestrichene Professur stehen.

 Protestmarsch auf der Poppelsdorfer Allee: Die Studenten machen mit Bannern, Trillerpfeifen und lauter Musik auf sich aufmerksam.

Protestmarsch auf der Poppelsdorfer Allee: Die Studenten machen mit Bannern, Trillerpfeifen und lauter Musik auf sich aufmerksam.

Foto: Roland Kohls

Rund 250 Studenten nahmen am Montagvormittag am Protestlauf gegen den Sparkurs an der Uni Bonn teil und machten mit Sprechchören und Bannern auf sich aufmerksam. Das studentische Bündnis "Sparuni Bonn" hatte zu der Demonstration aufgerufen, um gegen die Unterfinanzierung der Hochschulen zu protestieren. Anlass war unter anderem die Bekanntgabe, dass 17 Professuren an der Uni stillgelegt werden. "Wir fordern mehr Transparenz, man hätte die Stilllegungen sehr viel früher ankündigen können. Wir haben das alle erst aus der Zeitung erfahren", sagte Kerstin Stange von "Sparuni Bonn". Deshalb möchten die Studenten durchsetzen, dass in Zukunft gemeinsam überlegt wird, wo gespart werden kann und sich die Studenten an der Lösungsfindung beteiligen dürfen.

"Das Ganze ist eigentlich spontan bei einem Frustbier entstanden. Wir haben uns überlegt, was wir gegen die Streichungen machen können", sagte Kerstin Stange. Das studentische Bündnis haben rund 20 Studenten Anfang des Jahres gegründet, um die Demonstration zu organisieren. Grund für die Sparmaßnahmen ist das jährliche Defizit von acht Millionen Euro im Haushalt der Uni. Das liege an den stark angestiegenen Ausgaben für Strom, Heizöl, Miete und Sanierung. Schon seit vielen Jahren würde man deshalb Stellen nicht mehr besetzen, wenn Professoren in den Ruhestand gingen. "So fallen Module weg oder es werden Exkursionen nicht mehr angeboten", sagte Stange.

"Wir können diesen schlechten Zustand nicht mehr länger akzeptieren. Wir müssen jetzt etwas tun, bevor es zu spät ist", sagte Lukas Mengelkamp von "Sparuni Bonn". Das dachten sich wohl auch die vielen anderen Studenten der betroffenen Fakultäten und liefen trotz des schlechten Wetters beim Protestlauf mit. Meteorologie-Studentin Ronja Steinbach meinte: "Es ist viel gestrichen worden. Teilweise kann die Lehre nicht mehr richtig aufrechterhalten werden. Wir müssen eine Volluni bleiben." Und Geschichtsstudent Max Liedel ergänzte: "Seit fast 100 Jahren ist der Lehrstuhl für rheinische Landesgeschichte ein Alleinstellungsmerkmal der Universität. Nun wird er mit dem für neuzeitliche Geschichte zusammengelegt. Dadurch wird es aber nur noch schwer möglich sein, die Forschung durch die verschiedenen Epochen hindurch weiter zu betreiben. Das kann nicht sein, und deswegen bin ich hier."

Das studentische Bündnis konnte mit seiner Aktion auch schon erste Erfolge verzeichnen. Die Universität sei bereits auf sie aufmerksam geworden und auf sie zugegangen. "Wir sind inzwischen schon im Dialog, und das ist ein wichtiger Schritt", sagte Kerstin Stange zufrieden. "Wir werden zumindest schon mal wahrgenommen."

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