Saubermänner in Bonn Sparkurs trifft die Müll-"Feuerwehr"

BONN · In den vier Bonner Stadtbezirken kennt man diese Saubermänner ganz genau: Sie sind die Müll-"Feuerwehr" und rücken immer dann aus, wenn vor Ort etwas gereinigt werden muss oder wenn wilde Müllkippen oder Graffiti zu beseitigen sind. Und zwar ruckzuck, weshalb sie den Namen "Schnelle Eingreiftruppe" (SET) tragen und mit je einem Team direkt in den vier Stadtbezirken ihren Sitz haben, um kurze Wege zu nutzen.

 In jedem Stadtbezirk war bisher ein Dreierteam mit Fahrzeug unterwegs, künftig gibt es stadtweit zwei Viererteams.

In jedem Stadtbezirk war bisher ein Dreierteam mit Fahrzeug unterwegs, künftig gibt es stadtweit zwei Viererteams.

Foto: Barbara Frommann

Doch damit soll ab 1. Dezember Schluss sein. Die Stadt plant, die vier SET-Einheiten dann an einem Standort in Bad Godesberg zusammenzufassen. Von dort aus sollen sie dann zu ihren Einsatzorten fahren. Die Stadt verspricht sich von einer zentralen Einsatzsteuerung eine bessere Arbeitsauslastung und beruhigt die Kritiker.

Der Aufgabenkatalog bleibe von der Neuorganisation unberührt, so dass auch weiterhin wilder Müll und herrenlose Fahrräder kurzfristig entsorgt würden. Dabei würden die Interessen der Stadtbezirke weiterhin vorrangig berücksichtigt. Die Bündelung der Aufgaben und eine entsprechende Arbeitsplanung hätten sogar einen Vorteil, heißt es: "Hierdurch können künftig sogar mehr Mitarbeiter für eine Aktion eingesetzt werden."

Trotzdem: Zwei Bürgermeisterinnen aus den Stadtbezirken können dem neuen Modell nur wenig abgewinnen. Denn hinter der ganzen Aktion steckt der Sparzwang der hochverschuldeten Stadt Bonn. Mit der neuen Organisation und der Konzentration auf zwei SET-Teams mit je vier Mitarbeitern werden woanders Kapazitäten besetzt: "Dadurch können vier Mitarbeiter der SET auf anderen offenen Stellen der Verwaltung eingesetzt werden", heißt es in der Vorlage.

Mit der Umstrukturierung wird die vor 13 Jahren beschworene Argumentation zur Einrichtung der Schnellen Eingreiftruppen ad absurdum geführt. Damals waren kurze Wege in den Stadtbezirken und die örtliche Nähe der Männer als großer Vorteil gesehen worden.

In der ersten Bilanz nach Einführung der SET hatte der damalige Stadtdirektor Arno Hübner formuliert: "Gesamtstädtisch dauert es oft länger als bei dieser Truppe, die im Bezirk stationiert ist und Ortskenntnis besitzt. Das ist ein richtiger Weg, den wir fortsetzen wollen." Gut zehn Jahre später gilt das nicht mehr, und der Weg geht wieder zurück.

Das städtische Presseamt weist darauf hin, dass die neue Struktur das Ergebnis einer Organisations-Überprüfung sei.

Das sagen die vier Bürgermeister aus den Stadtbezirken

Helmut Kollig (SPD), Bonn: "Die Einrichtung der vier bezirksbezogenen Teams war seinerzeit ein Wunsch der Politik. Selbstverständlich würde ich die bisherige Situation der vier Teams mit direktem und unbeschränkten Zugriff der Bezirksverwaltungsstellen auch weiterhin bevorzugen. Insbesondere bei einem Stadtbezirk von der Größe des Stadtbezirks Bonn. Mir ist gleichzeitig jedoch bewusst, dass die Ressourcen bestmöglich genutzt werden müssen. Sollte der Einsatz der Mitarbeiter im Rahmen des geplanten zentralen Modells effizienter und flexibler möglich sein, lasse ich mich gerne überzeugen. Die Evaluierung der neuen Situation bleibt abzuwarten."

Annette Schwolen-Flümann (CDU), Bad Godesberg: "Mit der neuen Struktur bin ich nicht einverstanden. Dem, was die Arbeit der SET ausgezeichnet hat, wie Flexibilität und Ortsnähe, wird die Zentralisierung meines Erachtens nicht gerecht. Zwar kann ich nachvollziehen, dass die Verwaltung Einsparungen vornehmen muss. Ich könnte mir aber Alternativmodelle vorstellen, zum Beispiel statt zwei zentral eingesetzter Viererkolonnen vier dezentrale Zweierkolonnen. Die Reaktion vieler Bad Godesberger zeigt, dass die SET bei uns bisher gute Arbeit geleistet haben. Ich habe Zweifel, dass die Belange aller vier Stadtbezirke künftig in gleichem Maße berücksichtigt werden."

Werner Rambow (Grüne), Beuel: "Da die Bezirksverwaltungsstellen den ersten Zugriff behalten und die letzte Veränderung nicht die erhofften Synergieeffekte erbrachte, befürworte ich die Umstrukturierung. Eine zentrale Anlaufstelle für Bürger beim Stadtordnungsdienst scheint mir sinnvoll. Der Grundgedanke hierbei ist die Effizienz nach Aufgabenanfall im gesamten Stadtgebiet. Die Neuordnung erfolgt unter der Maßgabe, dass Interessen der Bezirke Vorrang haben. Auch Sonderaufgaben wie Mithilfe bei Veranstaltungen und Festen werden weiter ausgeführt. Eine endgültige Zustimmung kann ich natürlich aber erst nach der Evaluierung in sechs Monaten geben."

Petra Thorand (CDU), Hardtberg: "Ziel der SET war, schnell und unbürokratisch für mehr Sauberkeit in den Bezirken zu sorgen. Der Erfolg war deutlich zu sehen. Außerdem unterstützte sie den Auf- und Abbau bei Veranstaltungen. Eine Verlagerung aus den Bezirken zum Ordnungsdienst (Bad Godesberg) und eine Reduzierung auf zwei 4er-Teams mit nur noch je einem Fahrzeug bedeutet, dass die Verfügungsmöglichkeit bei zeitgleichen Terminen in den Bezirken schwieriger wird. Die Flexibilität ist auch durch die reduzierte Fahrzeugzahl eingeschränkt. Zeiten für Anfahrten verlängern die Einsatzdauer. Kurzfristige Einsätze werden sicher erschwert oder unmöglich."

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