"Geheime" OB-Gesprächsrunde SPD: Nur ein Sturm im Wasserglas

BONN · War es "nur ein Sturm im Wasserglas", wie SPD-Partei- und Fraktionschef Ernesto Harder die Aufregung um das "Geheimtreffen" von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) mit einem Kreis von Persönlichkeiten "aus der Mitte der Stadtgesellschaft" der Stadt im Kanzlerbungalow bezeichnete?

Oder ist das Anliegen des OB, mit diesem Kreis über die städtische Haushaltslage zu sprechen, wirklich ein "schwer fassbarer Affront" gegenüber dem Rat, wie die potenziellen Koalitionären von CDU, Grünen und FDP am Mittwochabend in einem öffentlichen Brandbrief kritisierten? Jedenfalls gehen die Meinungen darüber im Rathaus zurzeit kräftig auseinander.

Nimptsch hatte gestern Nachmittag mit Stadtkämmerer Ludger Sander (CDU) Vertreter aus Wirtschaft, Handel, Wissenschaft und Kirchen, im Kanzlerbungalow empfangen, um dort dem Kreis von "Entscheidungsträgern sehr vertraulich die Eckpunkte unseres Konzeptes" vorzustellen, "damit wir externe Sichtweisen einbeziehen können", wie der Einladung wörtlich zu entnehmen ist.

Zu diesem Kreis zählten laut Gästeliste Artur Grzesiek, Chef der Sparkasse Köln-Bonn, Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa, Stadtdechant Wilfried Schumacher, der Kabarettist Konrad Beikircher sowie Hans Walter Hütter, Chef der Stiftung Haus der Geschichte, die den Kanzlerbungalow mitbetreut.

Hütter sieht in Nimptschs Einladung keinen ungewöhnlichen Vorgang. "Der Kanzlerbungalow ist ja dazu da, dort wichtige Veranstaltungen abzuhalten, um ihn mit Leben zu füllen", sagte er. Dazu zählten solche Gesprächsrunden. Er habe Nimptsch im Juli, als er ihn nach einer Räumlichkeit für dieses Treffen gefragt habe, den Bungalow empfohlen.

Nimptsch selber hatte nach dem Brandbrief von einer Fehlinterpretation seiner Einladung gesprochen. Bevor er und Sander sich am Nachmittag auf den Weg zum Bungalow begaben, trafen sie sich mit allen Ratsfraktionen zu einem klärenden Gespräch.

Das aber überzeugte CDU-Fraktionschef Klaus Peter Gilles nicht. "Meiner Wahrnehmung nach ist der OB jetzt zurückgerudert, wenn er nun davon spricht, es wolle dem Kreis kein Konzept vorstellen, sondern lediglich Eckpunkte, die uns ohnehin bekannt seien". Absolut "unfair" sei, dass der OB in dieser Einladung dem Rat mangelnden Sparwillen vorwerfe.

"Der Oberbürgermeister hätte vorher in der Tat kommunizieren können, dass er zu diesem Treffen einlädt", sagte Harder. "Aber sich jetzt so darüber aufzuregen, halte ich für völlig überzogen." Schließlich hätten die Koalitionäre in spe längst Sparvorschläge vorlegen können, meinte er.

In die gleiche Kerbe schlugen Jürgen Repschläger (Linksfraktion) und Bernhard Wimmer (Bürgerbund Bonn). Der OB könne sich beraten lassen, von wem er wolle, obgleich er selbst andere Berater vorgezogen hätte, sagte Repschläger. "Viel Lärm um nichts", kommentierte Wimmer den Streit, der aus seiner Sicht "OB-Beschimpfung" sei.

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