Schule in Bonn Spicken mit dem Smartphone

BONN · Der Spickzettel im Federmäppchen, im Jackenärmel oder hinter der Armbanduhr - das waren Schülertricks aus der Steinzeit. Heute geht der Gymnasiast mit dem Smartphone ins Netz und googelt, kaum hat der Lehrer gefragt, blitzschnell nach der Antwort.

 Unerlaubte Hilfe im Unterricht: Das Smartphone.

Unerlaubte Hilfe im Unterricht: Das Smartphone.

Foto: dpa

Schon in der Mittelstufe gehe es los mit der Schnellrecherche im Internet, sagt einer, der tagtäglich mit dem Problem konfrontiert ist, Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands und Leiter eines Gymnasiums. 80 Prozent der Schüler, so eine aktuelle Umfrage, hätten ohnehin ihr internetfähiges Handy dauerhaft eingeschaltet, um während des Unterrichts mit ihren Freunden unter dem Tisch über Facebook zu kommunizieren, berichtet der Pädagoge. Und fragt sich: "Müssen Kinder 700-Euro-Smartphones haben?" Meidinger appelliert an die Eltern, maßvoll bei Geschenken zu sein.

Wie ist das Problem zu lösen? Bei Klausuren gilt in vielen Schulen: Handy abgeben. Doch das reicht nicht. Das Friedrich-Schiller-Gymnasium im schleswig-holsteinischen Preetz probierte es mit Handy-Detektoren. Sie wurden 2007 in einer Stuttgarter Waldorfschule im Rahmen des Schülerprojekts "Paul" entwickelt. Die mobilen Handy-Detektoren sollten insbesondere in der Oberstufe im Klausurraum und den Toilettenräumen aufgestellt werden.

Doch die technische Nachrüstung der Schule blieb ohne Erfolg. Nicht, weil schlaue Schüler ein Gegenmittel erfanden, sondern weil das schleswig-holsteinische Bildungsministerium die Persönlichkeitsrechte der Schüler durch die Überwachung in Gefahr sah. Schluss mit den Detektoren. Das Smartphone-Problem aber bleibt.

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