"Rhapsody in Bunt" Spielend die Trauer für eine Zeit vergessen
BONN · Angst, Wut, Hilflosigkeit, Überforderung: So reagieren Erwachsene meist auf einen Trauerfall im Familien- oder Freundeskreis. Doch Kinder leiden anders.
Weinen, Hoffen, Schuld sind die Gefühle, die Trauerbegleiter bei ihrer Arbeit häufig von ihnen hören. Damit Jung und Alt trotz gemeinsamer Trauer ein paar sorgenfreie Stunden erleben konnten, hatten mehrere Organisation unter Leitung von "Pro Artis - erlebbare Kunst" zu einem Gesprächs- und Spielnachmittag ins Haus Rosental eingeladen. Unter dem Motto "Rhapsody in Bunt" standen Gespräche, Spielangebote, Kurzfilme sowie Pantomimen-Workshops auf dem Programm.
Bevor sich Tiago in die Mitte des Stuhlkreises wagt, beobachtete er Georg Blüml erst einmal ganz genau. Der Theaterpädagoge und Schauspieler zeigte, wie man verschiedene Gefühle in Bewegung umsetzt. "Komm schon", forderte Maria Joao Neno ihren Sohn auf. Gemeinsam mit den anderen Kindern aus seiner ehemaligen Trauergruppe ließ sich der Zehnjährige schließlich auch auf das Spiel ein.
Vor einem Jahr hat Tiago seinen Vater verloren. Nach der anfänglichen Hilfslosigkeit und Trauer traf den Jungen ein weiterer Schicksalsschlag. Bei einem Unfall wurde er schwer verletzt und lag wochenlang im Krankenhaus. "Deshalb konnten wir erst sehr spät ein Trauerseminar besuchen", erzählt Mutter Maria Joao Neno. "Aber wir sind beide sehr dankbar für dieses Angebot", berichtet sie weiter. "Wir haben dort gelernt, dass alle Gefühle erlaubt sind." Zwar sind die Therapiestunden längst vorbei, doch noch immer trifft sich die Gruppe mit insgesamt sieben Kindern für gemeinsame Unternehmungen.
Lucia aus Rheinbach bevorzugt eher die leisen Töne. Sie hat sich in die Kreativecke bei Kunsttherapiestudentin Marie-Christin Hallier zurückgezogen. Dort bemalt sie ein kleines Lesezeichen. "Anfang des Jahres ist meine Oma gestorben", erzählt sie leise. "Aber wenn ich traurig bin, dann unternehme ich etwas mit meinen Freundinnen. Dann geht das schnell vorbei."
Mit dem Erfolg des Nachmittages war Kornelia Reinke, Vorsitzende von Pro Artis, mehr als zufrieden. "Wir wollten einen generationenübergreifenden Aktionstag für Kinder, Jugendliche und Erwachsene machen. Das ist uns gelungen. Es ist doch schön, wenn wir betroffenen Familien die Möglichkeit geben konnten, für ein paar Stunden ihre Trauer und ihren Schmerz zu vergessen." Mit "Rhapsody in blue" von George Gershwin endetet der Tag musikalisch.