Zentralkomitee Spitze der Katholiken für Berlin und gegen Bonn

Bonn · Der Hauptausschuss des Zentralkomitees der Katholiken empfiehlt der Mitgliederversammlung einen Umzug an die Spree. Sie tagt am 10. Mai in der Stadthalle.

Die frühere Bundestagsabgeordnete für die CDU, Claudia Lücking-Michel, sprach sich für den Standort Berlin aus.

Die frühere Bundestagsabgeordnete für die CDU, Claudia Lücking-Michel, sprach sich für den Standort Berlin aus.

Foto: Nicolas Ottersbach

Jetzt ist es offiziell: Die Leitung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) empfiehlt den rund 230 Mitgliedern den Umzug der obersten Laienvertretung der Katholiken von Bonn nach Berlin. Wie ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius dem General-Anzeiger am Dienstag bestätigte, hat der Hauptausschuss des ZdK in einer „Trendabstimmung“ mit 18:4 Stimmen für den Umzug votiert.

Mitglied im sechsköpfigen Präsidium mit Thomas Sternberg aus Münster an der Spitze ist auch Claudia Lücking-Michel. Die ehemalige Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Kreisvorsitzende der Bonner CDU hat Bolzenius zufolge wie das übrige Präsidium für den Umzug gestimmt. Als Bonner Abgeordnete habe sie sich stets gegen einen Umzug ausgesprochen, hatte sie im November dem GA gesagt, als ein möglicher Berlin-Umzug schon einmal auf der Mitgliederversammlung thematisiert worden war (der GA berichtete).

Damals hatte Lücking-Michel noch vorgeschlagen, eine andere Regelung zu finden als den Komplettumzug. Eine Stellungnahme zu ihrem aktuellen Abstimmungsverhalten war am Dienstag nicht zu erhalten. Bolzenius wies daraufhin, dass die Beschlussvorlage für die Mitgliederversammlung, die am 10. Mai in der Bad Godesberger Stadthalle tagen wird, zwei Vorschläge enthalte.

Zum einen den vom Hauptausschuss favorisierten Umzug an die Spree. Zum anderen den Vorschlag, das längst renovierungsbedürftige Gebäude des ZdK an der Hochkreuzallee, wo das Generalsekretariat mit rund 30 Mitarbeitern seit den 1950ern Jahren seinen Sitz hat, zu sanieren oder in einen Neubau in Bonn als Mieter einzuziehen. Die Option Bonn sei aber an die Bedingung geknüpft, in Berlin auf jeden Fall eine Dependance mit mehreren Mitarbeitern einzurichten – was unterm Strich die teurere Variante wäre. Zwar hatte das ZdK schon einmal einige Jahre lang eine Außenstelle in Berlin. Die wurde jedoch aus Kostengründen 2004 wieder geschlossen. „Sie war mit einem Referenten und einer Sekretärin außerdem auch völlig unterbesetzt“, sagte Bolzenius.

Auf die Frage, warum das ZdK überhaupt nach Berlin strebe, wo doch die Deutsche Bischofskonferenz ihren Sitz in Bonn hat und jüngsten Äußerungen zufolge daran auch nichts ändern wolle, sagte Bolzenius: „Eine stärkere Präsenz in Berlin am Sitz der Bundesregierung und des Parlaments ist für uns als höchstes Laiengremium sehr wichtig. Denn wir wollen aus unserer christlichen Überzeugung heraus Politik mitgestalten.“

In einem vertraulichen Papier, das der Mitgliederversammlung im November als Beratungsgrundlage diente, hieß es aber auch: Für die Beibehaltung des Sitzes in Bonn sprächen die Konzentration der internationalen Organisationen des sogenannten Eine-Welt-Bereichs, der UN-Sitz und die katholisch stark geprägte Region.

Sollte die Mitgliederversammlung im Mai pro Umzug Berlin votieren, könnte das ZdK voraussichtlich schon 2022 die Koffer packen: Die katholische Fondsgesellschaft Aachener Grund besitzt nahe der Friedrichstraße in Berlin-Mitte ein Grundstück. Dort sei ein Neubaukomplex geplant, in den das ZdK als Mieter einziehen könnte, sagte Bolzenius. Die Mietkosten könnten durch Erbpachteinnahmen aus der Bonner Liegenschaft aufgebracht werden.

Die Mitarbeiter des Zentralkomitees seien über den Beschluss des Hauptausschusses informiert, detailliertere Gespräche über ihre Zukunftspläne sollen erfolgen, wenn die Mitgliederversammlung einen Beschluss pro Berlin fasse.

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