Bonn als Arbeitsort weiter hochattraktiv Spitzenreiter beim Einpendeln
BONN · Bonn ist ein beliebter Arbeitsort mit überdurchschnittlich hoch qualifizierten Arbeitsplätzen. 233.666 Erwerbstätige haben in der Bundesstadt Arbeit gefunden, besagen Zahlen von IT.NRW aus dem Jahr 2013. Die Schattenseite: Berufspendler, aber auch Bonner, die in ihrer Stadt arbeiten, stehen zu Stoßzeiten oft im Stau oder zwängen sich in überfüllte Bahnen.
Von außerhalb pendelten 2013 laut IT.NRW 126.489 Erwerbstätige nach Bonn. Somit verzeichne keine andere Kommune im Gebiet der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg mehr Einpendler, die mit Auto, Bus, Bahn oder Fahrrad von außerhalb nach Bonn tagein tagaus zur Arbeit fahren, interpretiert die IHK in einer neuen Studie Zahlen des statistischen Landesamtes.
Damit stieg die "Tagesbevölkerung" laut IHK an Werktagen von 310.088 (Einwohnerzahl zum 30.6.2013) auf 383.790 an. Umgekehrt pendelten nur 52.787 Menschen aus Bonn aus, was wiederum der niedrigste Wert von Kommunen im IHK-Beritt ist.
Die Pendlerströme belasten naturgemäß vor allem die Hauptverkehrsstraßen in Bonn. Spitzenreiter ist dabei der Abschnitt der Autobahn 565 zwischen dem Kreuz Bonn-Nordost und der Anschlussstelle am Endenicher Ei, belegt eine Grafik der IHK, die sich aus Zahlen von Stadt und Land speist, die über einen Zeitraum von 2000 bis 2011 gesammelt wurden.
Auf dem besagten Abschnitt der A565 waren demnach täglich mehr als 90.000 Kraftfahrzeuge unterwegs. Es folgen die A59, die A562 und die B9 zwischen Bad Godesberg und Zentrum. Relativ stark frequentiert sind aber auch Einfallstraßen wie die B56, die L158 in Bad Godesberg oder die L261 bei Röttgen und Ückesdorf.
Und die Zahl der Pendler in der Region nehme noch zu, prognostiziert IHK-Geschäftsführer Stephan Wimmers. "In den letzten Jahren ist die Zahl der Einpendler in den IHK-Bezirk um 3,5 Prozent gestiegen, was seit 2010 9111 Pendlern entspricht." Auffällig sei, dass relativ wenige Erwerbstätige im selben Ort wohnen und arbeiten. Im Schnitt wohnen 43 Prozent auch in dem Ort, in dem sie arbeiten. In Bonn sind es immerhin 67 Prozent, was 107.177 Erwerbstätigen entspricht.
So beliebt Bonn als Arbeitsort sei, so abhängig sei die Attraktivität des Unternehmensstandorts aber auch von der Verkehrsinfrastruktur, mahnt Wimmers. So verliefen die Pendlerströme im nördlichen und östlichen Rhein-Sieg-Kreis eher gen Köln als gen Bonn, worin sich auch die Erreichbarkeit der beiden Großstädte aus der jeweiligen Gemeinde widerspiegele.
"Köln ist aus dem nördlichen und östlichen Rhein-Sieg-Kreis per Straße und Bahn leichter zu erreichen", so Wimmers.
Über die Nordbrücke fahren täglich 90.000 Fahrzeuge
Dass Infrastrukturinvestitionen gerade in dieser Region notwendig seien, belege auch die geringere Zahl an Berufspendlern von Bonn aus gen Norden und Osten, woraus die IHK schlussfolgert, dass Straßen wie die umstrittene Südtangente und die Ortsumgehung Uckerath notwendig seien.
Empfehlenswert seien auch die Sanierung des sogenannten Tausendfüßlers und der Nordbrücke (A565), der sechsspurige Ausbau der A565 und der Bau einer weiteren Brücke über den Rhein zwischen Bonn und Köln. Aber auch beim ÖPNV gelte es nachzubessern, sagt Wimmers und verweist auf den geplanten Bau der S-Bahn-Linie 13 zwischen Troisdorf und Oberkassel und "eine noch bessere Taktung der S23".
Grundsätzlich sieht die IHK die Pendlerströme eher positiv als negativ, zumal die meisten Pendler zwischen 15 und 30 Minuten bis zur Arbeit brauchten. "Aus vielen Arbeitsmärkten wird so der Arbeitsmarkt Bonn/Rhein-Sieg", heißt es in der Studie.
Die Unternehmen könnten auf ein größeres Potenzial an Arbeitskräften zugreifen, Arbeitnehmer wiederum hätten in guter Erreichbarkeit viele gute Beschäftigungsmöglichkeiten. Dennoch schlägt die IHK vor, neben der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur Wohnen und Arbeiten wieder stärker zusammenzubringen - durch Schaffung von Wohnraum oder Gewerbe in unmittelbarer Nähe.