Demonstration in Bonn Sportler forderten bessere Bedingungen
BONN · Es war ein beeindruckender Zug der Generationen, der am Samstagvormittag bei strömendem Regen durch die Bonner Innenstadt zog. Vom Jüngsten im Kinderwagen bis hin zur Seniorin, alle dick verpackt, sie alle nahmen an der Demonstration des Bonner Sports statt, um bessere Bedingungen für ihren Sport einzufordern.
Zwischen 4500 und 5000 Sportler hatten um 10.30 Uhr bei widrigsten Verhältnissen am Sammelplatz an der Poppelsdorfer Allee Aufstellung genommen, von wo der Protestzug um 11 Uhr am Bahnhof vorbei Richtung Münsterplatz startete. Von der Straßenbahnuntrführung bis hin zum Poppelsdorfer Schloss standen die Demonstranten nach Vereinen sortiert.
„Sportler sind hart im Nehmen. Der Regen wird uns nicht aufhalten“, sagte Lutz Thieme, der neue Vorsitzende der SSF Bonn, die mit einer mehrere Hundert starken Gruppe gekommen waren. Und der Präsident der Telekom Baskets Bonn, Wolfgang Wiedlich, war ganz gerührt. „Unglaublich, diese Masse – und das bei diesem Regen. Als ich heute Morgen das Wetter gesehen habe, habe ich das Schlimmste angenommen.“
Der Zug durch die Innenstadt war für viele in der Tat eine harte Bewährungsprobe. Zum Regen von oben kam das Wasser auch von unten: Schon in der Straßenbahnunterführung am Bahnhof holten sich viele nasse Füße: Die linke Unterführungsseite stand durch die herunterlaufenden Regenbäche unter Wasser; viele der in breiter Front laufenden Sportler mussten da durch.
„Natürlich kann ich mir etwas Schöneres vorstellen als nachher völlig durchnässt nach Hause zu fahren“, sagte beispielsweise Petra Jahn vom TKSV Duisdorf, die mit Kinderwagen unterwegs war. „Aber wenn wir etwas für richtig erachten, dann muss ich doch dafür einstehen – egal bei welchem Wetter.“ Ähnlich argumentierte die Mutter zweier kleiner Fußballer: „Heute Morgen gab es bei uns erst einmal eine kleine Demokratie-Lehrstunde. Unsere Kinder wollten bei diesem Regen lieber zu Hause bleiben. Ich habe ihnen dann erklärt, warum diese Demonstration wichtig ist. Und nun sind wir natürlich dabei.“
[kein Linktext vorhanden]So war es dann aber auch verständlich, dass viele Familien mit kleinen Kindern oder Jugendsportler, die im Trainings- oder Jodoanzug gekommen und innerhalb kürzester Zeit völlig durchnässt waren, nach Erreichen des Münsterplatzes nach Hause strebten und die eigentliche Kundgebung nicht abwarteten.
Eine große Menge wartete aber noch den Auftritt des Basketball-Bundesliga-Teams der Telekom Baskets ab, das vor der abendlichen Partie gegen Oldenburg komplett mit Trainer Michael Koch gekommen war, um auf seine Art den Vereinsprotest zu unterstützen. Fabian Thülig, der aus dem eigenen Nachwuchs den Sprung ins Bundesligateam geschafft hat, nannte das Erscheinen des Teams dann auch „eine Herzenssache, keinesfalls einen Pflichttermin“.
[Video]Bei den Reden von Heinz-Helmich van Schewick, dem Vorsitzenden des Stadtsportbundes (SSB), und Rainer Wolff, einem der drei Sprecher der Vereinsinitiative Pro Sportstadt Bonn (PSB), gab es dann auch in der Sache wenig Neues. Kämpferisch forderten sie von Verwaltung und Politik eine bessere finanzielle Ausstattung des Vereinssports, den Erhalt der Bonner Bäder und eine vertraglich festgeschriebene Förderung.
Christoph Niessen, der Vorsitzende des Landessportbundes NRW, bestärkte die Bonner Sportvertreter in ihrem Protest: Die Vereine leisten mit ihrem Beitrag durch Tausende von Ehrenämtlern einen großen Beitrag zur Entlastung der öffentlichen Finanzen. Es ist nur recht und billig, wenn der Sport dann auch die nötige Unterstützung der Stadt einfordert.“
Das sieht mittlerweile wohl auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch so, der wie auch Sport- und Kulturdezernent Martin Schumacher und die wichtigsten Sportvertreter der Parteien die Demonstration beobachtete. „Da wird schon deutlich, dass bei den Bonner Sportvereinen ein großes Herz schlägt“, sagte er und bezeichnete noch einmal die zuletzt vorgenommenen Kürzungen von 300.000 Euro als „katastrophalen Fehler“, den es jetzt im Haushalt für die Jahre 2013/14 zu korrigieren gelte. Bis 2015 wolle man die Sportförderung auf 1,5 Millionen Euro erhöhen. Und das gelte auch angesichts eines drohenden Nothaushalts. „Wir haben auch für anderes Geld, warum dann nicht auch für den Sport.“
PSB-Sprecher Michael Scharf hörte derartige Willensäußerungen gerne, relativierte aber auch sofort. „Das alles ist Zukunftsmusik, jetzt folgen erst einmal die Haushaltsberatungen für 2013/14. Da sind unsere Vorstellungen beispielsweise nach vertraglicher Sicherheit noch lange nicht erfüllt. Aber auch das ist erst einmal für heute egal. Ich bin heute erst einmal unsagbar stolz auf diese mächtige Demonstration des Bonner Sports“, sagte er.