150 Jahre Feuerwehr Bonn Spritzpumpe und Pickelhauben

BONN · Ein langer Zug von Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr rollte gestern, begleitet von vielen Schaulustigen, durch die Bonner Fußgängerzone. Was aus etwas Entfernung fast so aussah wie ein spektakulärer Großeinsatz, war in Wirklichkeit ein Festzug der Bonner Feuerwehr, die aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens auf dem Münsterplatz mit zahlreichen Veranstaltungen und einem bunten Programm für Groß und Klein ein großes Jubiläumsfest feierte.

 Knallrot und auf Hochglanz poliert: Das alte Feuerwehrauto auf dem Münsterplatz war ein echter Hingucker - und zwar für Groß und Klein.

Knallrot und auf Hochglanz poliert: Das alte Feuerwehrauto auf dem Münsterplatz war ein echter Hingucker - und zwar für Groß und Klein.

Foto: HORST MÜLLER

Wer etwas genauer hinsah, erkannte natürlich sofort, dass die Bonner Feuerwehr wohl kaum zu einem Brand ausgerückt war. Denn unter den 17 Lösch- und Einsatzwagen, die in einer Runde zum Marktplatz, vorbei am Sterntor zurück zum Bonner Münster fuhren, waren vor allem historische Liebhaberfahrzeuge.

"Richtig klasse fand ich die alte Pumpe, die von den Pickelhauben gezogen wurde", sagte Feuerwehrfan Stephan Liebigt, der am Rande stand und fleißig Fotos schoss. Sechs Mann waren nötig, um die schwere Handspritze von 1896 zu bewegen. "Bei einem Brand wurde der Behälter der Pumpe meist mit Hilfe einer langen Eimerkette, bei der jeder mithelfen musste, befüllt", erklärte Brandinspektor Frank Lehmacher von der Löscheinheit Holtorf. Da hatten seine Pickelhaube tragenden Kollegen und er es gestern schon einfacher. Bevor sie mit einem weiten Strahl auf dem Münsterplatz demonstrierten, wie die Spritze funktioniert, bedienten sie sich einfach an einem naheliegenden Hydranten, um den 210 Liter fassenden Behälter zu füllen.

Einige staunende Blicke zog auch das Löschfahrzeug 15, ein alter Mercedes, Baujahr 1955, der Löschgruppe Oberkassel auf sich. "Die Fahrzeuge stammen meist aus dem Besitz ehemaliger Feuerwehrleute, die viel Arbeit und Geld hineinstecken, um die Oldtimer in Stand zu halten", sagte Organisator Hans-Josef Hoffmann vom Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr.

Begleitet wurde der Zug von rund 700 Mitgliedern der Löschgruppen der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr sowie des Technischen Hilfsdienstes und anderer Rettungsorganisationen. Angeführt wurden die Feuerwehrmannschaften jeweils von ihren Jugendgruppen. Für ordentlichen Radau sorgte unter anderem der Musikzug der Beueler Stadtsoldaten, der nur ganz selten einmal von einem Martinshorn der alten Löschfahrzeuge übertönt wurden.

"Wir sind extra vorbeigekommen, um uns den Festzug anzuschauen", sagten Robert Lambertz und Jenny Plaschka. Besonders die historische VW-Bus-Sammlung der Malteser hatte es dem Paar aus Rheinbach angetan. Jetzt wollten die beiden erst einmal gemütlich über den Münsterplatz bummeln und im Festzelt vorbeischauen, in dem am Abend die "Domstädter Big Band" auftrat.

Ein langes Gesicht zog der kleine Tursynbek, der in Begleitung seiner Nachbarin Erika Anderson auf das Fest gekommen war. "Er hatte sich auf die Hüpfburg gefreut", sagte die Bonnerin. Diese suchten die beiden auf dem Münsterplatz aber zunächst vergeblich. "Der Tag hat ja gerade erst angefangen", sagte Hoffmann. "Die Hüpfburg wird jetzt gleich wie angekündigt aufgebaut."

Einen staunenden Blick warf der vierjährige Jan-Alexander Pohl, auf eines der geparkten Feuerwehrautos. "Ich will mal Feuerwehrmann werden, wenn ich groß bin", verkündete der Junge, der auch gleich den passenden Helm und die richtige Jacke trug.

Bereits am Samstag feierten 1000 Besucher zu Musik und Kabarett im Festzelt. "Mehr ging nicht", freute sich Hoffmann über den Besucheransturm. "Die Stimmung war besonders bei der Band Kölschfraktion einfach bombig."

Chronik

  • 1672: Älteste städtische Aufzeichnungen eines organisierten Brandschutzes in Bonn.
  • 1863: Am 29. Juni findet im Rahmen des Turnfestes eine Übung der Turner-Feuerwehr auf dem Markt statt. Dieser öffentliche Auftritt markiert die Gründung der Feuerwehr Bonn.
  • 1941: Der Kölner Regierungspräsident beschreibt Mängel im Bereich des Brandschutzes. Hauptgrund ist der Personalmangel wegen vieler zum Kriegsdienst einberufener Männer. Per Runderlass vom 29. Dezember ordnet er die Einrichtung einer hauptamtlich geführten Feuerschutzpolizei an.
  • 1945: Auf Anordnung der Militärregierung erfolgt nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Umbenennung in Berufsfeuerwehr Bonn.
  • 1973: Die Berufsfeuerwehr bezieht offiziell ihre neue Feuerwache am Lievelingsweg und verlässt damit die alte Kaserne an der Maxstraße. Dort entsteht nach Abriss das Stadthaus.
  • 1981: Einführung der Rufbereitschaft. Im Wechsel übernehmen Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr für jeweils eine Woche die nächtliche Einsatzbereitschaft.
  • 1988: Umzug des Löschzuges Bonn-Mitte in das neu errichtete Gerätehaus in der Spessartstraße.
  • 1995: Gründung der Jugendfeuerwehr des Löschzugs Bonn-Mitte mit neun Jugendlichen.
  • 2011: Gründung des Fördervereins der Freiwilligen Feuerwehr-Bonn-Mitte im November.
  • 2012: Bau einer weiteren Fahrzeughalle an der Spessartstraße, wo nun drei Fahrzeuge untergebracht sind.
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