Analyse zur Stichwahl in Bonn Sridharan gewinnt nur acht von 33 Wahlbezirken

Bonn · Vor zwei Wochen wurden die Grünen zur stärksten Kraft im Bonner Stadtrat gewählt, jetzt hat Katja Dörner ihren Erfolg auf die Spitze getrieben. Durchschlagend gewann sie im Stadtbezirk Bonn, und in Bad Godesberg schaffte sie die Wende. Ashok Sridharan (CDU) konnte nur in wenigen Stadtteilen eine Mehrheit behaupten.

Gratulation zum Wahlerfolg: Ashok Sridharan gratuliert Katja Dörner.

Gratulation zum Wahlerfolg: Ashok Sridharan gratuliert Katja Dörner.

Foto: Benjamin Westhoff

So deutlich sein Sieg im Stadtbezirk Hardtberg, so wirkungslos blieb er für den bisherigen Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) am Ende dieser Stichwahl. Nicht nur, dass der westliche Stadtbezirk mit der geringsten Zahl an Einwohnern und Wahlberechtigten bei Wahlen stets am wenigsten ins Gewicht fällt – auch hatte seine Herausfordererin Katja Dörner in den anderen drei Stadtbezirken klar die Nase vorn. Das enge Kopf-an-Kopf-Rennen, mit dem viele Beobachter gerechnet hatten: Es blieb aus.

Besonders stark ins Gewicht fällt dabei der deutliche Sieg der grünen Bundestagsabgeordneten im Stadtbezirk Bonn, wo sie den Amtsinhaber mit fast 60 Prozent am weitesten hinter sich ließ. Denn mit seinen knapp 116.000 Wahlberechtigten bringt „Alt-Bonn“ annähernd ähnlich viele Stimmen zusammen wie die anderen drei anderen Stadtbezirke zusammen (132.000). Dass Katja Dörner auch in den Stadtbezirken Beuel und Bad Godesberg mehr Wähler für sich einnimmt als der Christdemokrat, hatte sich im ersten Wahlgang und bei der Ratswahl vor zwei Wochen zwar abgezeichnet; gleichwohl dürfte der grüne Durchmarsch im lange Zeit eher konservativ eingeordneten Bad Godesberg sowie in den ehedem bürgerlichen oder sozialdemokratisch geprägten Vierteln Beuels als ein politischer Wendepunkt in die Bonner Stadtgeschichte eingehen.

Wie eindeutig Katja Dörner die Wahl gewonnen hat, belegt vor allem aber ein Blick in die 33 Wahlbezirke der Gesamtstadt: Wer wie die Grünen-Politikerin 25 von ihnen gewinnt, darf sich nicht nur eine breite demokratische Legitimation, sondern auch einen bemerkenswerten Vertrauensvorschuss auf die Fahnen schreiben. Und das, obwohl man sie als Vertreterin Bonns zwar seit über zehn Jahren im Deutschen Bundestag wahrnimmt, sie sich kommunalpolitisch in dieser Zeit naturgemäß aber zurückgehalten hat. Dass ihr dies nun ebenso wenig wie die fehlende Verwaltungserfahrung zum Nachteil gereichte, belegen weniger die Rekordergebnisse aus standhaften Grünen-Hochburgen wie der Inneren (78,3 Prozent) oder der Äußeren Nordstadt (69,6 Prozent), sondern vor allem ihre Siege in Stadtteilen wie Poppelsdorf (63,1 Prozent), Kessenich (66,4 Prozent), Friesdorf (61,4 Prozent), Villenviertel/Rüngsdorf (54,3 Prozent), Plittersdorf/Hochkreuz (56,6 Prozent) sowie Küdinghoven/Ramersdorf/Oberkassel (55,7 Prozent) oder Vilich/Geislar/Vilich-Müldorf (56,4 Prozent). Noch vor 20 Jahren wäre die eindeutige Kür einer Grünen zur Bonner Oberbürgermeisterin in jenen Vierteln mutmaßlich eher Bestandteil einer Büttenrede im Karneval denn das Ergebnis einer realen Wahl gewesen. Nun aber hat sich dort fortgesetzt, was sich vor zwei Wochen bereits angedeutet hat.

Die bittere Nachricht für den Unterlegenen: Er musste sich am Sonntag in 15 Wahlbezirken der Stadt geschlagen geben, in denen er zwei Wochen vorher noch die Nase vorn gehabt hatte. Eine Mehrheit für Ashok Sridharan fand sich am Ende nur noch in Venusberg/Ippendorf (53,1 Prozent), Röttgen/Ückesdorf (59,3), Pützchen/Bechlinghoven (52,0), Holzlar/Hoholz (50,01), Lengsdorf/Brüser Berg (57,9), Duisdorf/Lengsdorf (52,5) und Duisdorf/Medinghoven (53,6) sowie in Mehlem (50,3 Prozent).

Auf gute Ergebnisse im Bonner Westen hatte Sridharan auch bei seinem Wahlsieg vor fünf Jahren bauen können. Der Unterschied zu heute: 2015 gewann der CDU-Politiker auf Anhieb die absolute Mehrheit in den meisten Wahlbezirken des Bonner Nordens und in nahezu allen in Godesberg. Vor allem da hat er sein Amt an diesem Sonntag verloren.

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