Prozess am Landgericht Staatsanwalt wirft 30-jährigem Bonner 100 Straftaten vor

BONN · Fast 100 Straftaten soll ein 30 Jahre alter Bonner innerhalb von zehn Monaten begangen haben. Seit Donnerstag muss sich der einschlägig vorbestrafte Hochstapler wegen gewerbsmäßigen Betruges, Urkundenfälschung und Diebstahls vor dem Landgericht verantworten.

Dabei soll der in Haft sitzende und derzeit schweigende Angeklagte zwischen August 2011 und Mai 2012 einen Schaden von etwa 30 000 Euro verursacht haben. Weitere Betrügereien waren laut Anklage im Versuch stecken geblieben. So soll er unter anderem versucht haben, sich einen noblen Geländewagen im Wert von fast 80.000 Euro zu besorgen.

Dabei hat er sich offenbar als Oberstaatsanwalt ausgegeben und einen seiner insgesamt elf Aliasnamen verwendet. Doch die anvisierte Finanzierung des Luxuswagens war gescheitert - die daher fälligen Gebühren für das vom Autohaus gestellte Übergangsfahrzeug in Höhe von 250 Euro soll er nicht bezahlt haben.

Im Februar 2012 hat der Beschuldigte laut der Staatsanwaltschaft eine renommierte Bonner Anwaltskanzlei für seine Betrügereien benutzt: Mit einer von ihm gefälschten Vollmacht scheint er sich eine Kundenkarte eines Kölner Großhandelsunternehmens erschlichen zu haben. Mit dieser Karte soll er dann einen Laptop sowie Kondome auf Rechnung der Kanzlei eingekauft haben.

Besonders betroffen von den Betrügereien war anscheinend Ikea. Mit mehreren gestohlenen EC-Karten - unter anderem soll er eine Karte einem Verkäufer des Autohauses, bei dem er den Geländewagen geordert hatte, während eines Verkaufsgespräches entwendet haben - und der eigenen Scheckkarte war bei dem Möbelhaus groß eingekauft worden.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 30-Jährige durch Einkäufe in mehreren Filialen sowie Bestellungen über das Internet allein hier einen Schaden von mehr als 14.000 Euro verursacht hat. Teile der Beute seien in der Wohnung der Ex-Freundin des Mannes in Rheinland-Pfalz gefunden worden.

Neben seiner Masche, sich als Oberstaatsanwalt auszugeben, scheint sich der Hochstapler zudem als Arzt und Rechtsanwalt bezeichnet zu haben. Da er sich laut seinem Verteidiger erst einmal nicht zu den Vorwürfen äußern wird, ist mit einer "Detailarbeit" zu rechen, so der Kammervorsitzende. Es sind bislang weitere sieben Prozesstage vorgesehen.

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