„Hells Angels MC Bonn“ Staatsanwaltschaft fordert mehrjährige Haftstrafen

Koblenz · Im Koblenzer Hells-Angels-Prozess um Revierkämpfe unter Rockern hat die Staatsanwaltschaft mehrjährige Haftstrafen für Mitglieder des Bonner Charters gefordert.

Im Koblenzer Hells-Angels-Prozess um Revierkämpfe unter Rockern hat die Staatsanwaltschaft mehrjährige Haftstrafen gefordert. In seinem Plädoyer am Donnerstag warf Staatsanwalt Matthias Teriet den sechs Angeklagten Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Nötigung, räuberische Erpressung, unerlaubten Waffenbesitz, schwere Körperverletzung und verschiedene Waffengeschäfte vor. Der Prozess läuft schon seit etwa einem Jahr.

Teriet forderte sechs Jahre und neun Monate Haft für den Hauptangeklagten sowie jeweils fünf Jahre und drei Monate für seinen Bruder und einen dritten Angeklagten der „Hells Angels MC Bonn“. Je zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis sollen es für zwei weitere „Höllenengel“ sein sowie ein Jahr und sechs Monate auf Bewährung für den sechsten Angeklagten. Die Hells Angels hatten im rheinland-pfälzischen Neustadt/Wied ihr Clubhaus, nannten sich aber „HellsAngels MC Bonn“, weil sie sich einst von einer Bonner Gruppierung abgespaltet hatten.

Dem Hauptangeklagten, der als einziger in Untersuchungshaft sitzt, warf Teriet mindestens 14 Delikte vor. Zwischen vier und zehn Taten legte er den fünf Mitangeklagten zur Last. Sie sollen konkurrierende Motorradclubs vom Westerwald bis nach Bonn drangsaliert und der Mitglieder eingeschüchtert und misshandelt haben, um die Hoheit darüber zu haben, welche Clubs bestehen durften und welche sich aufzulösen hatten.

Der sechste Angeklagte, bei dem noch eine Bewährung wegen eines früheren Drogenhandelsdelikts läuft, hatte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die Aufgabe, die von der Polizei sichergestellten Waffen regelmäßig - auch bei Nichtgebrauch - zu reinigen, um mögliche polizeiliche Ermittlungen zu erschweren. Dazu zählten eine Pumpgun, umgebaute und scharf gemachte Signalpistolen sowie normale Faustfeuerwaffen.

Selbst ein Bonner Boxclub, den die „Hells AngelsMC Bonn“ laut Staatsanwaltschaft nicht als Konkurrenz ansahen, habe sich mit ihren Besuchen auseinandersetzen müssen, weil er den Slogan „Bonn ist unsere Stadt“ benutzt habe. Dieses Motto sei unvermittelt von der Internetseite des Boxvereins verschwunden. Gründe für Besuche und weitere Aktionen waren in anderen Fällen der Staatsanwaltschaft zufolge aber auch der Gebrauch der Hells-Angels-Farben rot und weiß oder der Gebrauch ähnlicher Schrifttypen. Die Plädoyers der Verteidigung werden am 15. Dezember erwartet.

Nach einem gescheiterten Verbot auf Landesebene hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) Ende November die „Hells Angels MC Bonn“ als kriminelle Vereinigung verboten. Das Clubheim in Neustadt/Wied wurde erneut beschlagnahmt und versiegelt.

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