Ärger um Julius-Plücker-Straße Stadt Bonn erhält eine Flut von Bürgeranträgen
Kessenich · Anwohner und Nachbarn der Julius-Plücker-Straßen reichen 70 Eingaben ein. So viele Bürgeranträge sind ein Novum im Stadthaus. Es geht ums Parken und Radfahren.
So etwas hat das Bonner Ratsbüro noch nicht erlebt: Bisher sind rund 70 Bürgeranträge im Stadthaus eingegangen, die sich alle mit der Verkehrssituation in der Julius-Plücker-Straße in Kessenich beschäftigen.
Alle Eingaben haben den gleichen Tenor: Die Anwohner fordern, keine neuen Parkverbotszonen vor ihren Häusern einzurichten. Ins Rollen gekommen ist das Thema, nachdem aufgrund der Beschwerde von Radfahrern festgestellt wurde, dass die enge Einbahnstraße zwischen Argelander- und Luisenstraße von Radlern aufgrund der Gegebenheiten vor Ort nicht mehr in beide Richtungen befahren werden kann (der GA berichtete). Sie machten die am Seitenrand parkenden Autos dafür verantwortlich.
Nach einer entsprechenden Bürgerbeschwerde hatte die Stadt die Situation vor Ort überprüft und festgestellt, dass insbesondere im Übergang zur Geißlerstraße die erforderliche Mindestbreite von 3,50 Meter nicht gegeben ist. Um diesen Abstand herzustellen, soll nun die Parkvorschrift geändert werden.
So plant die Stadt, stellenweise ein absolutes Halteverbot einzurichten, „damit für alle Verkehrsteilnehmenden klar erkennbar ist, dass dort nicht geparkt werden darf – weder auf der Fahrbahn noch gekippt auf den angrenzenden Grundstücken“, teilte das Presseamt mit. Ende des Monats wird sich die Politik mit der momentanen Park- und Verkehrssituation in der Julius-Plücker-Straße beschäftigen. Denn für die Sitzung am 31. Januar sind bisher bereits rund 70 Bürgeranträge eingereicht worden.
Parkplätze fallen weg
„Tatsache ist, dass dadurch rund die Hälfte der Parkplätze wegfallen würde“, ärgert sich ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will. „Der Antrag auf Einführung eines einseitigen Parkverbotes – gleich auf welcher Straßenseite – stellt einen erheblichen Entzug öffentlichen Parkraumes und damit eine unverhältnismäßige Benachteiligung dar“, argumentiert ein anderer Nachbar in seinem Bürgerantrag. „Der Fahrradverkehr entgegen der Fahrtrichtung der Einbahnstraße führt in der Kurvensituation zu einer erheblichen Gefahrenlage. Ursache für diese Gefahrenlage ist nicht primär das Parkverhalten auf der Julius-Plücker-Straße, sondern das Verhalten der Fahrer von E-Scootern, Fahrrädern, E- Bikes und Fahrrädern mit breiteren Anbauten für Kinder und Lasten“, heißt es in einem anderen Bürgerantrag.
Betroffen von einer Änderung der Parkvorschiften wären auch die Anwohner in der Nachbarschaft. So bezeichnet Heinrich Opgenhoff, der an der Luisenstraße wohnt, die Pläne „als Skandal“: „Ich weiß gar nicht, wo die Leute parken sollen.“ Besonders abends sei es schwer, in der Gegend einen Stellplatz zu finden. In der Luisenstraße ist das Parken seit einiger Zeit auf einer Straßenseite verboten.
„Es gibt kein Interesse, Alternativen zu schaffen“, kritisiert der Anwohner. „Ich brauche das Auto nicht mehr regelmäßig, ich fahre mehr Bus und Bahn. Aber ich möchte mir das Auto nicht verbieten lassen.“ Das Argument, dass durch dieses Parkverbot mehr Platz für gehbehinderte Menschen geschaffen werde, kann Opgenhoff nicht nachvollziehen. Er selbst habe eine Tochter, die im Rollstuhl sitzt und ihn alle zwei Wochen besucht. Wenn einmal jemand zu weit auf dem Bürgersteig geparkt hat, habe man immer ausweichen können, erklärt er.
„Wir sind eine bunte Siedlung mit Gemeinschaftsgärten, in der jeder auf jeden achtet. Wir kennen uns untereinander. Bonnorange, Rettungsdienste und diverse Paketdienste kennen unsere Straße gut und haben kein Problem damit. Wir können unsere Fahrzeuge nur so parken, wie wir es jetzt tun, weil zum Beispiel die Stadtsatzung es verbietet, auf den Rasenflächen zu parken. Wenn Fremde nicht mit der Straßensituation zufrieden sind, können sie unsere Straße meiden und einfach über die Lothar- oder die Luisenstraße ausweichen“, begründet Anwohnerin Christina Meuser die Initiative der Nachbarn.
Aus Sicht der Stadt wäre es jedoch einfacher gewesen, wenn die Anwohner einen gemeinsamen Bürgerantrag gestellt hätten. So muss die Bezirksvertretung nun jede einzelne Eingabe zur Kenntnis nehmen.