Zusätzliches Personal im Sozialamt Stadt Bonn hilft schneller bei Schwerbehindertenausweisen

Bonn · Zusätzliches Personal im Sozialamt hat den Antragsstau im Schwerbehindertenrecht substanziell abgebaut. So seien im März 12 Prozent mehr Erst- und 38 Prozent mehr Folgeanträge bearbeitet worden

 Mit dem Schwerbehindertenausweis können Betroffene Nachteile ausgleichen, die ihre Behinderung mit sich bringt.

Mit dem Schwerbehindertenausweis können Betroffene Nachteile ausgleichen, die ihre Behinderung mit sich bringt.

Foto: dpa/DPA

Der Umgang des Bonner Sozialamtes mit behinderten Menschen hat sich in den vergangenen Wochen offenbar deutlich verbessert. Wie Amtsleiterin Gitte Sturm berichtet, konnten inzwischen deutlich mehr Anträge auf einen Schwerbehinderten-Ausweis beschieden werden als in der Vergangenheit. So seien im März 12 Prozent mehr Erst- und 38 Prozent mehr Folgeanträge bearbeitet worden. In Zahlen wurden statt 338 im Februar im März 378 Erstanträge bearbeitet. Bei den Folgeanträgen stieg der Wert von 193 auf 266 erledigter Anträge. Da die zuständigen Mitarbeiter inzwischen mehr Anträge bearbeiten als neu gestellt werden, kann auch der Antragsstau der vergangenen Jahre Stück für Stück abgebaut werden.

„Alle bis zum 3. April eingegangenen Erstanträge wurden bereits erledigt“, freut sich Sturm. Mitte Februar hatte eine GA-Recherche ergeben, dass Menschen mit Handicap in Bonn im Schnitt ein halbes Jahr auf einen neuen Schwerbehindertenausweis für den gesetzlich verbrieften Nachteilsausgleich warten mussten. 1000 Anträge stapelten sich damals in den Büros der Fachstelle in Bad Godesberg.

Nachdem die Stadt 2008 die Aufgabe und zehn qualifizierte Sachbearbeiter vom aufgelösten Versorgungsamt des Landes übernommen hatte, war die Kompetenz in den Folgejahren durch Fluktuation stark gesunken. Zuletzt war die Leitungsstelle der Fachstelle länger vakant. Sozialdezernentin Carolin Krause äußerte sich auf GA-Anfrage betroffen und sprach von „unhaltbaren und für die Antragsteller unzumutbaren Zuständen“.

Die versprochene Abhilfe scheint nun geglückt. Mit vier neuen Mitarbeitern – die aus dem allgemeinen Etat der Stadt finanziert werden – und einer neuen hauptamtlichen Leitung der Fachstelle habe man das Problem in den Griff bekommen, erklärt Sturm. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass in der neuen personellen Ausstattung derart unerfreuliche Umstände nicht mehr eintreten“, sagt sie. Dass die Fachstelle derzeit für den Publikumsverkehr geschlossen sei, habe darauf keinen Einfluss. Die etwa 1300 Beratungen im Monat fänden telefonisch oder per E-Mail weiterhin statt.

Allerdings gebe es nach wie vor Rückstände bei Widersprüchen oder anderen Anfragen. Einen Faktor hat die Bonner Stadtverwaltung dabei nicht in ihrer Hand. Das Gesundheitsministerium in Düsseldorf hat die Kommunen im März angewiesen, Fachärzte in der jetzigen Situation nicht an bestellte Gutachten zu erinnern. „Damit können wir manchen Antrag derzeit nicht entscheiden“, bedauert Sturm. Da viele Fachärzte aktuell über wenig Zuspruch ihrer Patienten klagen, könnte sich diese Direktive indessen kurzfristig ändern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort