Marode Pfeiler Stadt Bonn lässt Betonpfeiler am Stadthaus ab Oktober abstützen

Bonn · Mit Stahlprofilen sollen die 38 am stärksten betroffenen Betonpfeiler am Bonner Stadthaus abgesichert werden – ein Provisorium für maximal fünf Jahre. Denn noch ist unklar, ob das ganze Gebäude abgerissen werden soll.

 Bevor Techniker die Stahlprofile anbringen können, müssen Versorgungsleitungen verlegt werden.

Bevor Techniker die Stahlprofile anbringen können, müssen Versorgungsleitungen verlegt werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Rund ein Jahr ist vergangen, seitdem die Stadtverwaltung ein massives Statikproblem unter dem Stadthaus öffentlich gemacht hat. Jetzt beginnt sie mit den Vorbereitungen für provisorische Stützmaßnahmen an maroden Betonpfeiler auf den Parkdecks. Die Arbeiten sollen bis Februar dauern; mit Einschränkungen für Autofahrer ist zu rechnen.

Es geht um 188 Stahlbetonstützen auf beiden Parkdecks, die über die Jahrzehnte von Tausalzen beschädigt worden sind. Akute Einsturzgefahr besteht laut Presseamt zwar nicht. Aber die 38 am stärksten zerfressenen Pfeiler müssen jetzt mit Stahlprofilen stabilisiert werden, „um die Standsicherheit des Gebäudes sicherzustellen“, wie es in einer Mitteilungsvorlage für die Ratssitzung am Donnerstag heißt. Einem Gutachten zufolge müssen alle Betonpfeiler danach aber jährlich untersucht und spätestens ab 2027 gründlich saniert werden. Bis dahin soll der Rat über das Schicksal des maroden Stadthauses insgesamt entschieden haben: Zur Debatte stehen entweder eine Generalsanierung oder Abriss und Neubau – womöglich auf dem Gelände des früheren Landesbehördenhauses an der B9, das die Stadt dem Land NRW abgekauft hat.

Das SGB kennt das Problem schon seit drei Jahren

Der Zustand der Betonpfeiler auf den Parkdecks ist dem Städtischen Gebäudemanagement Bonn (SGB) schon seit 2019 bekannt. Erst 2021 informierte der damalige SGB-Chef Lutz Leide allerdings die Stadtspitze. Für Unmut bei Oberbürgermeisterin Katja Dörner und der Ratskoalition sorgte Leide mit seiner Aussage, für die provisorischen Stützmaßnahmen sei wohl eine weitgehende Räumung des Stadthauses nötig – eine Einschätzung, die ein Gutachter später widerlegte. Im Mai 2022 trennte sich Dörner von Leide gegen eine Zahlung von rund 400.000 Euro.

Die Stahlprofile an den 38 besonders angegriffenen Betonpfeilern der Parkdecks 1 und 2 werden wahrscheinlich ab Oktober angebracht. „Im Moment finden vorbereitende Arbeiten an Versorgungsleitungen statt“, sagt Markus Schmitz aus dem Presseamt. Autofahrer müssen sich auf temporäre Sperrungen einzelner Stellplätze, Änderungen bei der Verkehrsführung auf den Parkdecks und Lärmbelästigung einstellen. Zunächst wird auf P 1 gearbeitet, ab November auf P 2.

Weitere akute Baustelle im Stadthaus: der Brandschutz. Ein Großteil der Brandschutzkappen vom dritten Untergeschoss bis zum zweiten Obergeschoss muss erneuert werden, wie der Ratsvorlage zu entnehmen ist. „Um mögliche Kompensationsmaßnahmen zu prüfen, wurde ein weiterer Brandschutzsachverständiger beauftragt“, schreibt die Verwaltung. Im nächsten Schritt soll die gemeinsame Planung folgen.

Außerdem will die Stadt „zeitnah“ weitere Sachverständige anheuern, die prüfen sollen, ob der Gebäudekomplex aus den 70er Jahren erhaltenswürdig und sanierbar ist. Untersucht werden sollen Fassade, Rohbau, Schadstoffbelastung und die Gebäudetechnik. „Sofern bautechnische Erkenntnisse gegen den Erhalt sprechen, sind die Gründe hierfür zu benennen“, so die Vorlage. Auf Basis der Gutachten will Oberbürgermeisterin Dörner dem Rat im ersten Quartal 2023 eine Beschlussvorlage präsentieren.

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