Alter Friedhof Stadt Bonn schiebt Pöblern Riegel vor

Bonn · Besucher des Alten Friedhofs stehen am Westeingang mittlerweile vor verschlossenen Toren. Zahlreiche Beschwerden von Friedhofsbesuchern und Hinterbliebenen haben zu der Schließung des Eingangs an der Thomastraße geführt.

Sie hatten sich in den vergangenen Monaten verstärkt über Belästigungen, Bettelei und Beleidigungen durch Alkohol- und Drogenabhängige auf dem Gelände beklagt.

„Es gab schon immer eine Menge Durchgangsverkehr auf dem Friedhof“, berichtet Eva Hüttenhain, Vorsitzende des Vereins „Gesellschaft der Freunde und Förderer des Alten Friedhofes in Bonn“, die sich für Erhalt und Pflege der Anlage einsetzt. Nicht nur Drogen- und Alkoholabhängige seien regelmäßig über den Friedhof gezogen, auch Radfahrer und Hundehalter hätten ihn in der Vergangenheit als Abkürzung genutzt.

Verschlimmert wurde die Situation durch die Fernbushaltestelle an der Thomastraße. „Mit dem Fernbus kam ein großes Verkehrsaufkommen hinzu“, so die Vorsitzende. Einige Personen hätten sich auf dem Friedhof umgezogen, Alkohol getrunken oder an den Grüncontainern campiert. Die Haltestelle ist zwar seit Mai 2016 nicht mehr in Betrieb, dennoch wurden immer wieder Grabsteine beschädigt oder Blumen von den Gräbern entfernt. Zudem sei der Friedhof ein Ort für Dealer: So dienten Grabsteinplatten als Versteck.

Auch einige der Friedhofsgärtner hätten auf dem Gelände negative Erfahrungen gemacht. „Eine Mitarbeiterin wollte da nicht alleine hinfahren“, sagt die Angestellte einer Bonner Friedhofsgärtnerei. Man sei teilweise belästigt worden. Die Gärtner arbeiten daher nur zu zweit auf dem Gelände. „Das Thema ist schon seit Jahrzehnten bekannt“, sagt auch der Leiter eines anderen Grabepflegeunternehmens. Von seinen Mitarbeitern seien allerdings in letzter Zeit keine Beschwerden gekommen.

Direkt angrenzend an das Friedhofsgelände befindet sich das Prälat-Schleich-Haus, eine Einrichtung für Wohnungslose der Caritas Bonn und die City-Station an der Thomastraße. Unmittelbar am Westeingang steht außerdem ein Automat für Einwegspritzbesteck. Für die Pöbeleien seien allerdings nicht die Bewohner der Einrichtung, sondern eine Gruppe von Leuten verantwortlich, die sich häufig auf der Wiese an der Thomastraße versammle, so Hüttenhain.

Schritt ist nachvollziehbar

Ausschlaggebend für die Schließung sei schließlich gewesen, dass eine Gruppe japanischer Touristen am Grab von Beethovens Mutter belästigt worden sei. Als erste Maßnahme hatte die Stadt im Juni dann den Westeingang probeweise für einen Monat gesperrt. „Da die Erfahrung der letzten zwei Monate positiv ausgefallen“ sei, so heißt es in der Mitteilung der Stadt, habe man sich entschlossen, das Tor dauerhaft geschlossen zu halten. „Es gab sehr viel Protest seitens der Nutzer der Wiese“, sagt Hüttenhain.

„Von der Caritas aus ist dieser Schritt nachvollziehbar“, sagte Mechthild Greten, Pressesprecherin des Bonner Caritasverbands. Das Prälat-Schleich-Haus sei vorher von der Verwaltung über die Schließung informiert worden. Einige der Bewohner besuchen den Alten Friedhof regelmäßig, da sie in Patenschaft einige der alten Gräber pflegen, unter anderem auch das Grab von Beethovens Mutter. Diese Kooperation bestehe schon seit Längerem, so Greten. „Das läuft sehr positiv“, sagt auch Hüttenhain.

Friedhofsgärtnereien, Steinmetze und Bestattungsunternehmen haben von der Verwaltung einen Schlüssel für das Tor erhalten. Besucher und Hinterbliebene können den Friedhof nun nur noch über den Haupteingang an der Bornheimer Straße betreten. Auch hier weist ein Schild auf den verschlossenen Westeingang hin. Seit der Schließung des Westtores habe sich die Situation für die Besucher deutlich gebessert, sagt Hüttenhain.

Dennoch hätten sich zwei Vereinsmitglieder über die Sperrung des Westtores beklagt. Eine ältere Anwohnerin müsse nun einen Umweg laufen, um auf den Friedhof zu gelangen. Aber auch dafür bemühe man sich um eine Ersatzregelung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort