Anlage zur Gemeinschaftsverbrennung Stadt Bonn will Klärschlamm-Vertrag auflösen

BONN · Die Städtische Beteiligung an einer Anlage zur Gemeinschaftsverbrennung wird immer unwahrscheinlicher. Aus Sicht der AfB wird eine umweltfreundliche Variante auf's Spiel gesetzt.

Dass der Bonner Klärschlamm künftig in einem neuen Gemeinschaftsbrennofen verbrannt wird, der womöglich in Düren entstehen soll, wird immer unwahrscheinlicher. Die Stadt will eine Auflösungsvereinbarung für eine entsprechende Projektkooperation mit den Städtischen Entwässerungsbetrieben Köln, dem Erftverband und dem Wasserverband Eifel/Rur unterzeichnen. Das geht aus einer internen E-Mail hervor, die Tiefbauamtsleiter Peter Esch an die Kommunalpolitiker verschickt hat. Sie liegt dem GA vor.

Die Stadt wollte zum Inhalt des Schreibens mit Verweis auf eine bevorstehende Mitteilungsvorlage an die Politik, die für diese Woche geplant ist, noch keine Stellung abgeben. Esch legt in seiner Mail die Gründe für die Auflösungsvereinbarung dar. Die Stadt hatte ihren Kooperationspartnern, die eigentlich vor der Sommerpause eine Entscheidung forderten, eine Option bis zum 31. Oktober abgerungen.

„Aufgrund der Tatsache, dass die zukünftige Entwicklung der Klärschlammverwertung in Bonn auf der Vorhabenliste der Bürgerbeteiligung steht, wird die Entscheidung jedoch nicht innerhalb der eingeräumten Frist zu treffen sein, was ich den Partnern pflichtgemäß mitgeteilt habe“, erläutert Esch. Eine Unterzeichnung sei schon aus Gründen „der Fairness gegenüber den Partnern geboten und nicht vermeidbar“, begründet er weiter. Ganz zu scheint die Tür allerdings noch nicht zu sein. „Die Projektpartner werden jedoch nach heutigem Stand in einem Anschreiben betonen, dass mit dieser Beendigungsvereinbarung kein endgültiger Ausschluss der Stadt Bonn aus dem Kooperationsmodell verbunden ist“, heißt es im Schreiben.

Die Klärschlammverbrennung muss mit einer neuen Anlage erfolgen, nicht nur weil die bestehende Anlage am Salierweg alt ist, sondern auch weil der Gesetzgeber bis 2029 die technisch anspruchsvolle Phosphorrückgewinnung aus der Fäkalienverbrennung vorschreibt. Die Verwaltung hatte neben der Gemeinschaftsanlage außerhalb der Stadtgrenzen Varianten an zwei Standorten in der Stadt vorgeschlagen: den Neubau am Salierweg und einen zusätzlichen Verbrennungsofen an der Müllverbrennungsanlage. Als wirtschaftlichste Variante empfahl sie der Politik den Anbau auf dem MVA-Gelände, danach mit wenig Abstand die Kooperation.

Gegen die MVA-Lösung regt sich allerdings Widerstand in den Reihen der Anwohner, auch weil für MVA-Geschäftsführer Manfred Becker nur ein Ofen für 35.000 Tonnen jährlich ökonomisch Sinn ergebe, also Klärschlamm aus der Region mitverbrannt würde. Am Salierweg könnte eine Anlage für den Bonner Klärschlamm (bis zu 8000 Tonnen jährlich) entstehen, der aus Gutachtersicht nicht wirtschaftlich zu betreiben wäre. Hans Friedrich Rosendahl von der Allianz für Bonn (AfB) teilte mit, er bedauere, „dass Koalition und SPD unter dem fadenscheinigen Grund, den Bevölkerungswillen zu ermitteln, die für Bonn umweltfreundlichste Alternative der Klärschlammverbrennung auf's Spiel gesetzt haben“.

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