EU-Resolution Stadt Bonn will Wohnungslosigkeit bis 2030 beenden

Bonn · In einer Resolution hat das Europäische Parlament die EU und die Mitgliedstaaten aufgerufen, Obdachlosigkeit in der Union bis 2030 zu beenden. Die Träger der Wohnungslosenhilfe in Bonn fordern, dass diese Resolution jetzt auch in Bonn umgesetzt wird. Welche Möglichkeiten hat die Stadt?

Am 23. August hat der Verwaltungsvorstand der Stadt entschieden, dass die EU-Resolution zum Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit angegangen werden soll.

Am 23. August hat der Verwaltungsvorstand der Stadt entschieden, dass die EU-Resolution zum Thema Wohnungs- und Obdachlosigkeit angegangen werden soll.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Stadt Bonn hat ein Problem mit Wohnungs- und Obdachlosigkeit: In städtischen Wohnungsunterkünften leben derzeit 471 Personen, dazu kommen noch einmal rund 100 Personen, die in Einrichtungen freier Träger wohnen. „Das ist sehr viel. Bonn hat eine sehr hohe Quote an Wohnungslosen“, sagt der Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes Bonn/Rhein Sieg/Ahr, Bernhard von Grünberg. Die Caritas beispielsweise betreue jedes Jahr 1200 Menschen, die keine eigene Wohnung haben, bekräftigt der Leiter des Fachbereichs Wohnungslosenhilfe der Caritas, Gerhard Roden. Zwischen 2011 und 2020 habe sich die Zahl der Wohnungslosen in Bonn verzehnfacht und eine Entspannung der Lage scheine nicht in Sicht zu sein.

Der Unterschied zwischen Wohnungs- und Obdachlosigkeit besteht darin, dass die Betroffenen bei Wohnungslosigkeit keine eigene Wohnung mehr haben. Sie wohnen jedoch möglicherweise noch in einer Unterkunft für Wohnungslose. Obdachlosigkeit bedeutet, dass die Betroffenen keinerlei Unterkunft mehr haben.

„Wir sind inzwischen in einer Situation, wo jeder seine Wohnung ganz schnell verlieren kann. Gerade der sicher geglaubte Mittelstand ist in Gefahr“, sagt von Grünberg. Wie der General Anzeiger mehrfach berichtet hat, ist diese Situation deutlich im Stadtleben erkennbar. Am Kaiserplatz treten Obdachlose teils aggressiv auf und Vandalismus und Verunreinigung nehmen zu. Nelly Grunwald, Geschäftsführerin vom Verein für Gefährdetenhilfe (VfG), machte bereits im Juli auf mehr suchtkranke Obdachlose aufmerksam.

Die Stadt Bonn reagiert nun mit einer intensiveren Maßnahme. Bis 2030 soll es keine Obdachlosigkeit mehr in Bonn geben. Die EU hatte ursprünglich ihre Mitgliedsstaaten in einer Resolution aufgerufen, Obdachlosigkeit in der Europäischen Union bis 2030 zu beenden. Das ist seit einiger Zeit in Planung. Im Herbst 2021 habe sich die Stadt mit den üblichen Beteiligten bereits zusammengesetzt, sagt die Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen, Anja Ramos. Der Ukrainekonflikt habe dann weitere Vorbereitungen unmöglich gemacht, da sich das Amt um die Geflohenen aus der Ukraine kümmern musste.

Nun entschied der Verwaltungsvorstand der Stadt Bonn am 23. August, dass die Stadt die EU-Resolution angehen soll. „Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium der Planung. Wir wissen aber, dass wir eine Taskforce mit entscheidungsbefugten Mitgliedern gründen werden, die sich mit dem Thema Wohnungslosigkeit beschäftigen wird“, sagt Ramos. Er wolle die vorhandenen Strukturen ausbauen und alle Akteure, die sich mit Wohnungslosigkeit in Bonn beschäftigen, an einen Tisch bringen. Es sei zudem wichtig, neue Akteure mobilisieren, mit denen die Stadt neue Lösungen finden könne. Ramos: „Der Wohnungsmarkt in Bonn ist nicht angespannt, er ist erschöpft. Wir müssen dringend handeln.“

Auch die Bevölkerung ist gefragt

Ein Vorschlag ist, dass in öffentlich geförderten Neubauten, Sozialwohnungen integriert werden müssten, fordert Grundwald. Der Anteil von gefördertem Wohnraum liege nur noch bei sechs Prozent in Bonn, sagt Ramos. „Wir müssen als Stadt Bonn wieder auf dem Wohnungsmarkt teilnehmen und Wohnungen kaufen können“, so Peter Tilgen, der Leiter der Abteilung Wohnungsbauförderung/Wohnraumversorgung im Amt für Soziales und Wohnen. Die Politik müsse dabei mitgehen und die Finanzierung unterstützen, fordert er. Dabei sei auch die Solidarität der Bürgerinnen und Bürger wichtig. Am Melbbad sei beispielsweise ein Gebäude mit Wohnung für Pflegekräfte geplant gewesen. Proteste aus der Bevölkerung hätten das Projekt jedoch gestoppt.

Roden hält das Ziel der EU-Resolution in Bonn für umsetzbar: „Ich glaube, dass wir es bis 2030 schaffen könne, alle Menschen, die untergebracht werden wollen, eine Unterkunft zu bieten“, sagt er.

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