Ex-Jugendpfleger im Visier Stadt fordert 165.000 Euro von Ako-pro

BAD GODESBERG · Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt nun nicht nur gegen den Ex-Leiter des Ako-pro-Seminars, sondern auch gegen einen ehemaligen städtischen Mitarbeiter. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Fred Apostel dem GA. Die Ermittlungen fänden in Zusammenhang mit den Handlungen des ehemaligen Ako-pro-Leiters statt, der des Betruges in besonders schwerem Fall beschuldigt werde.

"Uns sind die Ermittlungen bekannt. Der Mitarbeiter ist inzwischen im Ruhestand", erklärte eine Sprecherin der Stadt. Zum Verfahren könne man keine Auskunft geben. Bei dem städtischen Mitarbeiter handelt es sich um den Jugendpfleger, der seit Anfang der 90er Jahre für den Stadtbezirk Bad Godesberg und damit auch für den Verein Ako-pro, die Bildungseinrichtung des Aloisiuskollegs (Ako), zuständig war.

Das Rechnungsprüfungsamt hatte 2011 der früheren Ako-pro-Leitung für 2008 bis 2010 systematische Täuschung beim Beantragen hoher Zuschüsse vorgeworfen. Seither kontrolliert die Stadt die Zuschüsse rückwirkend bis 2000 und erhebt sukzessive Rückforderungen.

Der langjährige Jugendpfleger hatte mit dem damaligen Ako-pro-Leiter eng zusammengearbeitet: 2004 organisierten sie am Ako eine internationale Jugendfachkräftetagung und flogen 2005 für die Stadt im Rahmen einer "Modellhaften Zusammenarbeit kommunaler Stadtteilarbeit" nach Chile.

Seit der Ex-Leiter des Ako-pro im Fokus der Ermittlungen stand, hatte die Stadt den Jugendpfleger aus Bad Godesberg zurückgezogen. Seit diesem Jahr lässt sie als Konsequenz ihre Jugendpfleger rotieren: Sie müssen nach einigen Jahren den Stadtteil wechseln, was zuletzt in Hardtberg auf massive Kritik stieß.

Die Ermittlungen gegen den Godesberger Jugendpfleger sind im Zusammenhang mit einer Klage der Stadt gegen das Ako-pro-Seminar zu sehen. Wie Jugendamtsleiter Udo Stein im Jugendhilfeausschuss erläuterte, fordert die Kommune aktuell 165.000 Euro Fördermittel zurück, die dem Verein unter seinem vormaligen Leiter in den Jahren 2006 bis 2010 für eine offenbar nur auf dem Papier bestehende "Offene Tür" für Jugendliche zugeflossen waren.

Das Ako-pro-Seminar habe mit Hilfe eines Gutachtens eine andere Position bezogen, so Stein. Das führe nun zum Rechtsstreit, weil sich die Verwaltung ihrer Position sicher sei. Nach GA-Informationen beharrt Ako-pro darauf, auch Godesbergs Ex-Jugendpfleger habe über die Lage vor Ort genau Bescheid wissen müssen.

Ako-Rektor Pater Johannes Siebner sieht wie auch der neue Ako-pro-Vorsitzende Dirk Stueber auf GA-Anfrage "noch keinen neuen Sachstand, den ich kommentieren sollte". Die Forderungen von 165.000 Euro dürften den neu aufgestellten Verein jedoch in existenzielle Not manövrieren. Zumal auch die Zuschüsse für die angebliche "Offene Tür" hinzukommen dürften, die vor dem Jahr 2006 geflossen waren.

Wie Stein im Ausschuss erläuterte, habe Ako-pro mit 38.000 Euro schon den überwiegenden Teil an Rückforderungen beglichen. Das Geld war für die Durchführung weiterer Freizeitmaßnahmen unberechtigt gezahlt worden. Hier hatte die Stadt für die Jahre 2008 bis 2010 bislang Forderungen über 40.000 Euro erhoben.

Ehemaliger Leiter des Vereins offenbar im Ausland

Seit der Rechnungsprüfungsbericht im Dezember 2011 möglichen schweren Betrug der vormaligen Ako-pro-Spitze dokumentierte, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Leiter. Das Ako hatte sich Ende 2010 von diesem langjährigen Mitarbeiter getrennt, weil gegen ihn ab 2010 auch wegen möglichen Missbrauchs ermittelt worden war. Diese Verfahren wurden eingestellt, weil "strafbare Handlungen in nicht rechtsverjährter Zeit nicht feststellbar gewesen" seien. Der Mann soll sich im Ausland aufhalten.

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