Bonner Rat gibt grünes Licht Stadt sucht Hotelinvestor fürs Erzbergerufer

Bonn · Grünes Licht für den geplanten Hotelbau am Erzbergerufer: Nach langer Debatte hat der Stadtrat am Donnerstagabend mit Stimmen von CDU, Grünen, FDP gegen SPD und Linke die Verwaltung beauftragt, umgehend das gut 3000 Quadratmeter große Areal am Erzbergerufer für den Bau eines Hotels auszuschreiben.

Das Grundstück soll allerdings vorzugsweise in Erbpacht vergeben werden, hatte die Jamaika-Koalition insbesondere auf Druck der Grünen in einem Änderungsantrag gefordert. Der Erlös soll später für die Schaffung von geförderten Wohnungen in der City eingesetzt werden. Dabei hat die Verwaltung das Gelände der ehemaligen Poliklinik im Blick, in dem zurzeit Flüchtlinge untergebracht sind.

Auf dem ursprünglich für das Festspielhaus vorgesehene Grundstück am Erzbergerufer unweit der Beethovenhalle schwebt der Verwaltung der Bau eines Hotels im Drei-Sterne-Segment mit bis zu 200 Betten vor. Im Gegensatz zum Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), der die Hotelneubaupläne an diesem Standort bereits mehrfach scharf kritisiert hat, sieht die Verwaltung nicht zuletzt mit Blick auf den Konferenzstandort Bonn einen zunehmenden Bedarf an Markenhotels der preiswerteren Kategorie mit einer hohen Bettenkapazität vor.

So wies Michael Kleine-Hartlage, Geschäftsführer der WCCB-Betreibergesellschaft BonnCC, im Vorfeld darauf hin, dass Kongressveranstalter ihre Teilnehmer gerne höchstens in drei Hotels und möglichst auf einer Rheinseite unterbringen wollten. Die Dehoga hält die Bettenkapazität in der Drei-Sterne-Kategorie dagegen zurzeit für mehr als ausreichend und befürchtet einen „erheblichen Wettbewerbsdruck“ auf den bestehenden Bonner Hotelmarkt. Oberbürgermeister Ashok Sridharan hatte die Idee zur Überraschung der Koalition auf den Tisch gebracht und begründete sie dem Rat mit diversen Nachfragen von Investoren für eine Hotelnutzung auf den Immobilienmessen ExpoReal und Mipim. Namen nannte er nicht.

SPD und Linke kritisierten diese Planung: Sie erinnerten an den Ratsbeschluss von Ende 2015, nach dem die Verwaltung für das Grundstück am Erzbergerufer auch die Möglichkeit für den Bau von Sozialwohnungen prüfen sollten. Auf dem Grundstück steht zurzeit ein ehemaliges Studentenwohnheim, das derzeit als Flüchtlingsunterkunft dient. „Warum haben Sie denn damals mitgestimmt, wenn sie meinen, das Grundstück sei zu wertvoll für Wohnungsbau“, fragte Holger Schmidt von den Linken.

Klaus-Peter Gilles (CDU) hatte ausgeführt, dass es aus seiner Sicht sinnvoll sei, das Filetstück am Erzbergerufer für einen guten Preis am Markt anzubieten und den Ertrag „an günstigerer Stelle in den Bau preiswerter Wohnungen zu investieren“. Zwar sprach sich Werner Hümmrich (FDP) ebenfalls für die Hotelausschreibung aus, machte aber keinen Hehl daraus, dass er diese Lösung „wenig kreativ“ finde. Der Vorschlag von Dieter Schaper (SPD), die Investorenausschreibung allgemeiner zu fassen, fand dennoch keine Zustimmung bei den Vertretern der schwarz-grün-gelben Koalition.

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