Jugendamt prüft Fördermittel Stadt will Ako-pro Trägerschaft entziehen

BONN · Die Stadt Bonn will dem Verein Ako-pro-Seminar in Bad Godesberg die freie Trägerschaft für Kinder- und Jugendarbeit entziehen. Auch eine Rückförderung von städtischen Fördergeldern rückt offenbar näher, wie Jugendamtsleiter Udo Stein im Jugendhilfeausschuss andeutete.

Das Rechnungsprüfungsamt hatte im vergangenen Dezember der Bildungseinrichtung, die dem Aloisiuskolleg (Ako) nahesteht, eine systematische Täuschung bei der Beantragung von städtischen Zuschüssen zwischen 2008 und 2010 vorgeworfen. Es waren insgesamt 816.000 Euro geflossen - wie viel davon zu Unrecht, wird noch geprüft. Auch die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.

Bei der Stadt habe die rechtliche Prüfung ergeben, dass bei zweckwidriger Verwendung und falschen Angaben zur Erlangung von Fördermitteln eine Rücknahme der Anerkennung als freier Träger sogar rückwirkend möglich sei, erläuterte Jugendamtsleiter Udo Stein. Das gelte auch nach Trennung von verantwortlichen Personen, sofern beim Träger ein Organisationsversagen, etwa bei den Kontrollstrukturen, vorlag und dieser Mangel weiterhin bestehe. Der Verein Ako-pro-Seminar und sein im Rechnungsprüfungsbericht hauptsächlich belasteter Ex-Vorsitzender gehen seit Januar 2011 getrennte Wege. Der Verein stellte sich in Absprache mit dem Aloisiuskolleg auch organisatorisch neu auf.

Das Amt bereite die Aberkennung der freien Trägerschaft für Ako-pro vor, so Stein. Anschließend werde dem Träger die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Parallel würden auf Antrag des Schul- und Jugendhilfeausschusses aber auch Zuschüsse kontrolliert, die seit dem Jahr 2000 ans Ako-pro-Seminar geflossen sind. Er habe hier im Sinne einer möglichst objektiven Prüfung Mitarbeiter eingesetzt, "die in ihrer bisherigen Arbeit keine Berührungspunkte zu diesem Träger hatten". Das Rechnungsprüfungs-amt hatte darauf hingewiesen, dass die Stadt dem Ako-pro-Seminar die Gelder problemlos auszahlte.

Das Ako-pro-Seminar und das Ako wollen sich derzeit nicht zur Sachlage äußern. "Denn wir haben bis jetzt keine Unterlagen aus dem Rechnungsprüfungsamt und keine entsprechenden Informationen erhalten", erklären Ako-Rektor Pater Johannes Siebner und Dirk Stueber für Ako-pro.

Nach dem Ausscheiden des belasteten Ex-Geschäftsführers von Ako-pro seien ohnehin erst einmal keine städtischen Fördermittel mehr an die Jugendbildungseinrichtung geflossen, hatte Stueber vor Wochen dem GA erklärt. Die letzte Pauschale sei für das letzte Quartal 2010 gezahlt worden. Auch an den Ex-Leiter des Ako-pro-Seminars hat der General-Anzeiger schon vor Tagen eine umfangreiche Anfrage gerichtet, die dieser bislang nicht beantwortet hat. Er wolle dies aber in Kürze tun.

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