Erfolgsmodell aus der Altstadt Stadt will Außengastronomie-Projekt ausdehnen

BONN · Freisitze statt Parkplatz: Was sich in der Nordstadt bewährt hat, soll bald in ganz Bonn möglich sein.

"Endlich ist die Altstadt eine richtige Altstadt." - "Hier treffe ich Nachbarn und Freunde." - "Tolles Flair!" In den Feedback-Bögen, die Geschäftsführerin Saskia Schäfer von den Kunden ihres Cafés "Frau Holle" in der Breiten Straße eingesammelt hat, standen begeisterte Kommentare. Gefragt hatte sie nach Besuchermeinungen zum Modellversuch der Stadt Bonn, Gastronomen der Inneren Nordstadt je einen Autostellplatz zur Nutzung als Außenterrasse zu überlassen.

Nach einer Auswertung des Projekts, das von April bis Oktober 2014 befristet war, zieht nun auch die Stadtverwaltung eine positive Bilanz. Der von Bezirksbürgermeister Helmut Kolling (SPD) mitinitiierte Modellversuch sei "als Erfolg zu werten", heißt es in einem Beschlussvorschlag an die Bezirksvertretung Bonn, der nicht nur die Fortführung der erprobten Stellplatz-Außengastronomie anregt, sondern eine Ausweitung auf andere Stadtteile vorsieht. Ende des Monats soll in den Bezirksvertretungen Bonn, Hardtberg, Bad Godesberg und Beuel entschieden werden.

Wolfgang Maiwaldt (CDU), Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Bonn, begrüßt "die Grundlinie" des Vorschlags. Zu bedenken sei aber, dass diejenigen nicht aus dem Blick verloren werden dürften, die parken möchten. "Wir haben zu wenig Parkplätze, deshalb müsste ein guter Kompromiss für die Interessen beider Gruppen gefunden werden." Auch Hartwig Lohmeyer, Grünen-Stadtverordneter und Bezirksvertreter, steht dem Vorschlag positiv gegenüber. "Das hat in der Altstadt gut geklappt, und mir fallen auch für Kessenich oder Endenich Lagen ein, in denen das sinnvoll sein kann", sagt er. Die Regelung solle aber nur dort greifen, wo nicht schon Außengastronomie vorhanden sei.

Als Cafébetreiberin Schäfer im April erstmals einen der begehrten Stellplätze mit Tischen und Stühlen belegte, war sie auf Unmut von parkplatzsuchenden Anwohnern gefasst. Doch der blieb aus. Auch die Stadtverwaltung berichtet nur "sehr vereinzelt" von Parkplatzbeschwerden. Weiter heißt es: "Auch Anwohnerbeschwerden über Lärm und Überschreitung der Betriebszeiten erreichten die Verwaltung nur selten." In einem Fall allerdings verstieß eine Gastronomin so oft und erheblich gegen die 22-Uhr-Regelung, dass die Verwaltung entschied, ihr künftig keine Außengastronomie-Genehmigung mehr zu erteilen.

Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) gibt es Lob für den Beschlussvorschlag der Stadt. "Viele Kommunen fassen so eine Idee mit spitzen Fingern an", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Mathias Johnen. "Heute sind Betriebe ohne Außengastronomie aber kaum wirtschaftlich zu führen." Wenn die Bezirksverwaltungen dem Vorschlag der Verwaltung grünes Licht geben sollten, könnte das nach Ansicht von Johnen auch Gastronomen in anderen Städten den Rücken stärken.

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