Stadt will Naujoks 394 000 Euro zahlen

Mit einem "goldenen Handschlag" will sich die Stadt Bonn von Friedhelm Naujoks trennen: Der ehemalige Geschäftsführer des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) soll exakt 393.700 Euro brutto als Abfindung erhalten, damit er zum Jahresende geht.

 Soll 394 000 Euro bekommen: Friedhelm Naujoks.

Soll 394 000 Euro bekommen: Friedhelm Naujoks.

Foto: Volker Lannert

Bonn. Mit einem "goldenen Handschlag" will sich die Stadt Bonn von Friedhelm Naujoks trennen: Der ehemalige Geschäftsführer des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) soll exakt 393 700 Euro brutto als Abfindung erhalten, damit er zum Jahresende geht.

Ein entsprechender Aufhebungsvertrag, von Naujoks bereits unterschrieben, liegt Donnerstagabend im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung auf dem Tisch. Wie berichtet, verhandelt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) bereits seit langem mit seinem Parteifreund Naujoks über eine vorzeitige Trennung. Auf dem Papier läuft Naujoks Vertrag noch bis April 2016.

Der OB hatte den heute 60-Jährigen Ingenieur mit einem Jahressalär von 175 000 Euro bereits im April 2010 von seinem Posten als SGB-Chef entmachtet. Hintergrund: Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Ende März 2010 nach einer Razzia im Stadthaus gegen Naujoks im Zuge des WCCB-Bauskandals wegen des Verdachts der Untreue.

Der SGB-Mann soll mit "passend gemachten Zahlen" ein WCCB-Testat für die Bezirksregierung Köln erstellt haben, um den NRW-WCCB-Zuschuss von rund 35 Millionen zu erschleichen. Entgegen der Forderung der schwarz-grünen Ratsmehrheit setzte OB Nimptsch den Manager damals nicht kurzerhand an die Luft. Ein fristlose Kündigung berge "arbeitsrechtliche Risiken", so der OB damals.

"Für beide Fälle wurde das Prozessrisiko für die Stadt Bonn als sehr hoch bzw. die Erfolgsaussichten als sehr gering eingeschätzt", heißt es jetzt in der Vorlage.

Im Aufhebungsvertrag ist auch noch von anderen Vorwürfen gegen Naujoks die Rede. Unter anderem geht es um "Verstöße" Naujoks' gegen die Trinkwasserverordnung sowie um Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit einer Desinfektionsanlage, die er im Konrad-Adenauer-Gymnasium (KAG) einbauen ließ und an deren Entwicklung er mitgewirkt hatte.

Weitere Anlagen wurden angeschafft. Insgesamt zahlte die Stadt dafür 48 000 Euro. Doch keine Anlage läuft, weil das angewendete Verfahren laut Umweltbundesamt nicht den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Auch in diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Naujoks. Zudem wird Naujoks vorgeworfen "den Tatbestand der Baugefährdung" verwirklicht zu haben.

Dabei soll es sich nach GA-Informationen um die Auladecke des KAG handeln. Der Auflösungsvertrag bilde "einen vertretbaren Interessenausgleich zwischen Herrn Naujoks und der Stadt Bonn", heißt es in der Begründung für die Ratssitzung weiter. Ob der Rat zustimmt, ist indes offen. Die Grünen lehnen ab: "Das ist absolut unverschämt. Herr Naujoks muss auf die Abfindung verzichten", fordern sie. Die CDU ist noch unschlüssig, die SPD will dem Vernehmen nach den Vertrag absegnen.

Lediglich zur Kenntnis nehmen können die Ratspolitiker noch ganz andere Summen, die im Zuge des WCCB-Skandals die Stadtkasse belasten: So belaufen sich die externen Beraterkosten mittlerweile auf 7,35 Millionen Euro. Hinzu kommen rund 170 000 Euro Anwaltskosten für aktive und ehemalige städtische Bedienste, gegen die die Staatsanwaltschaft ermittelt - darunter Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) und die ehemaligen WCCB-Projektbeauftragten Arno Hübner und Evi Zwiebler (beide CDU).

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