Seniorenzentren in Bonn Stadt will zwei Altenheime aufgeben

Bonn · Die Verwaltung überlegt, zwei ihrer eigenen Häuser aufzugeben und stattdessen den Betrieb von zwei privaten Einrichtungen zu übernehmen. Damit es bei insgesamt 350 Pflegeplätzen in Bonn bleibt, wird das Haus Dottendorf wiederbelebt.

 An einer Sanierung des städtischen Wilhelmine-Lübke-Heims in Duisdorf führt kein Weg vorbei: Vor allem die Badezimmer sind für Bewohner, die im Rollstuhl sitzen, viel zu eng.

An einer Sanierung des städtischen Wilhelmine-Lübke-Heims in Duisdorf führt kein Weg vorbei: Vor allem die Badezimmer sind für Bewohner, die im Rollstuhl sitzen, viel zu eng.

Foto: Roland Kohls

Bis 2020 werden in Bonn nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung etwa 63 000 Menschen leben, die älter als 65 Jahre sind. Damit wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen steigen. Viele benötigen einen Platz in einem Seniorenheim. Angesichts dieser Prognosen hatte der Rat beschlossen, dass die Stadt ihr Angebot von etwa 350 Pflegeplätzen erhalten soll. Doch die drei städtischen Altenheime sind in die Jahre gekommen und müssen dringend saniert werden.

Wie sie sich die Entwicklung ihrer Seniorenzentren vorstellt, darüber informiert die Verwaltung am Dienstagabend die Politiker im Sozialausschuss. Anders als bisher geplant, überlegt sie nun, zwei ihrer eigenen Häuser aufzugeben und stattdessen den Betrieb von zwei privaten Einrichtungen zu übernehmen.

Dabei sitzt der Stadt Bonn die Zeit im Nacken: Nach dem im Oktober 2014 verabschiedeten Gepa-Gesetz (Gesetz zur Entwicklung und Stärkung einer demografiefesten, teilhabeorientierten Infrastruktur und zur Weiterentwicklung und Sicherung der Qualität von Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere, pflegebedürftige Menschen) muss sie ihre Häuser bis 2018 auf gewisse Standards bringen. Dazu gehört unter anderem die Bereitstellung von mindestens 80 Prozent Einzelzimmern.

Haus Dottendorf soll 2018 saniert werden

Als Betriebsleiter für das Haus Elisabeth (Ippendorf), das Albertus-Magnus-Haus (Pützchen) sowie das Wilhelmine-Lübke-Haus in Duisdorf ist Marc Biedinger zuständig. "Das Gesetz definiert die baulich erforderlichen Standards für Pflegeeinrichtungen ab Mitte 2018. Dabei stehen insbesondere die Einzelzimmerquote sowie die erweiterten Anforderungen an Barrierefreiheit und Rollstuhlgeeignetheit der Sanitärbereiche im Fokus der gesetzlichen Änderungen", erklärte er.

Biedinger schlägt deshalb vor, den Betrieb der direkt neben dem Magnus-Heim vom Rat der Zentraleuropäischen Ordensprovinz Sacre Coeur geplanten neuen Pflegeeinrichtung zu übernehmen. Was anschließend mit dem Magnus-Haus geschehen soll, sei noch offen. Geht es nach den Vorstellungen Biedingers, sind auch die Tage des Hauses Elisabeth gezählt. Der Plan lautet:

Die Stadt führt den Pflegebetrieb im dem seit Anfang des Jahres leer stehenden Haus Dottendorf fort. Das private Pflegeheim war damals wegen massiver Pflegemängel geschlossen worden. Untersucht werden von der Staatsanwaltschaft seitdem auch zwei Todesfälle. Einer soll möglicherweise im Zusammenhang mit pflegerischen Mängeln stehen. "Die Ermittlungen dauern an", sagte gestern Monika Volkhausen, Sprecherin der Bonner Staatsanwaltschaft.

Das Haus Dottendorf könnte die Bewohner des Wilhelmine-Lübke-Hauses in Duisdorf aufnehmen. Das Duisdorfer Heim soll auf jeden Fall wie geplant bis 2018 umfangreich saniert werden.

Haus Elisabeth soll ersatzlos abgerissen werden

Anschließend könnten die Bewohner des Hauses Elisabeth in Ippendorf entweder in das dann modernisierte Wilhelmine-Lübke-Haus nach Duisdorf oder in das wieder als Seniorenheim geführte Haus Dottendorf umziehen.

Das Haus Elisabeth soll im Anschluss ersatzlos abgerissen werden. Auf dem Areal in guter Wohnlage könnten Wohnungen errichtet werden.

2013 hatte der Rat noch beschlossen, alle drei Standorte zu erhalten und die Häuser zu saniere, beziehungsweise das Haus Elisabeth durch einen Neubau zu ersetzen. Die Kosten wurden auf rund 25 Millionen Euro geschätzt.Warum die Verwaltung jetzt ihre Marschrichtung ändert, war nicht zu erfahren. Biedinger wollte sich dazu vor der Sitzung des Sozialausschusses heute (ab 18 Uhr, Stadthaus) nicht äußern.

Für den sozialpolitischen Sprecher der CDU, Georg Goetz, handelt es sich bei diesen Vorschlägen allerdings nur um weitere Optionen. Goetz kündigte "sehr kritische Nachfragen" zum Haus Elisabeth und zum Magnus-Heim an. Zehiye Dörtlemez (FDP) begrüßte dagegen die neuen Vorschläge für die städtischen Seniorenzentren. Angelika Esch (SPD) steht den Plänen ebenfalls positiv gegenüber. "Aber auch da benötigen wir, bevor wir das entscheiden, weitere Informationen." Barbara Ingenkamp (BBB) lobte vor allem die Entscheidung, dass das Haus Dottendorf durch die Stadt fortgeführt werden solle. Holger Schmidt (Linke) glaubt, dass die Verwaltung den einstigen Ratsbeschluss unterlaufen will, indem sie mit Haus Elisabeth und Magnus-Heim zwei Gebäude aufgeben wolle, um sich an anderer Stelle einzumieten. "Das ergibt auf lange Sicht keinen Sinn", sagte er.

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