Wetterforschung in Bonn Stadtbewohner vor Hitze schützen

Bonn · Wetterdienst und Umweltamt sammeln in Bonn Klimadaten für ein NRW-Projekt. Erste Messergebnisse stellten die beiden jetzt vor.

Der Klimawandel ist deutlich spürbar. Umweltexperten machen das unter anderem an stetig steigenden Temperaturen und zunehmenden Hitzewellen fest, unter denen besonders die Menschen in den Ballungsräumen leiden.

„17 von 20 wärmsten Jahren in NRW seit Beginn der Wettermessungen 1881 lagen in den vergangenen 30 Jahren“, erklärte Guido Halbig vom Deutschen Wetterdienst jetzt bei der Vorstellung erster Ergebnisse der Klima-Messstation auf dem ehemaligen Hof der Volkshochschule an der Wilhelmstraße.

Die Station und drei weitere an Standorten in Beuel (Wohnpark Neu-Vilich), in der Weststadt (Karlstraße) sowie in der Südstadt (Königstraße) sammeln seit einigen Wochen Daten, die notwendig sind, um die Ergebnisse von Simulationen des Stadtklimas zu überprüfen. Gemessen werden Temperatur, Windgeschwindigkeit und Feuchtigkeit.

Bonner Ergebnisse Blaupause für andere Städte

Die Ergebnisse sollen für den Aufbau eines Internetangebots genutzt werden, mit dessen Hilfe die Stadt Bonn, aber auch andere Kommunen in NRW sogenannte städtebauliche-Anpassungsmaßnahmen bei der künftigen Stadtplanung ermitteln können.

Die Bonner Ergebnisse dienten quasi als Blaupause für andere Städte, erklärte Antje Kruse vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), das dieses Klimaprojekt gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst und der Stadt Bonn noch bis Ende der Woche durchführt. Danach werden die Stationen abgebaut, zumal durch die kälteren Temperaturen keine relevanten Daten mehr gesammelt werden können.

Doch was bedeutet das Projekt für die Praxis? „Die Stadtklima-Messungen in den vier unterschiedlich bebauten Stadtvierteln zeigen, dass diese Gebiete während der Hitzephasen auch unterschiedlich stark belastet sind“, erklärte Halbig.

So wurde die Höchsttemperatur für den Monat August am 27. August an der Station in Beuel-Vilich am Nelly-Sachs-Weg mit 36,7 Grad gemessen. Die Temperaturen an den anderen Messstationen lag zu dem Zeitpunkt zwischen 34 und 36 Grad. Nur ein Beispiel für die unterschiedliche Hitzebelastung in den jeweiligen Wohnquartieren, das den Stadtplanern für zukünftige Bauvorhaben aber wertvolle Hinweise geben kann.

„Es geht ja darum, die Menschen vor Hitze zu schützen“

Etwa bei der Frage, ob ein Wohngebiet verdichtet werden soll und wenn ja, wie man solche Bauvorhaben am besten umsetzt, ohne das Klima zusätzlich zu belasten. Möglichkeiten könnten eine umfängliche Fassadenbegrünung sein oder die Anlage zusätzlicher Parks.

Halbig macht keinen Hehl daraus, dass er letztlich auch eine gewisse Skepsis hegt: „Ob wir damit den Klimawandel begrenzen können, ist natürlich aus heutiger Sicht nicht sicher.“ Das Projekt, für das das Land NRW 65.000 Euro plus Arbeitskraft zur Verfügung stellt, habe allerdings nicht nur eine naturwissenschaftliche, sondern auch eine soziale Komponente, erklärte Kruse. „Es geht ja darum, die Menschen vor Hitze zu schützen“, sagte sie.

Hohe Temperaturen machten insbesondere alten, kranken und ganz jungen Menschen zu schaffen. Und sie träten vornehmlich in dicht bebauten Wohngebieten auf, etwa in Siedlungen mit preiswerteren Wohnungen. Die Belastung für das Herz-Kreislauf-System sei entsprechend hoch und die Sterberate nehme in Hitzeperioden nachweislich zu, so Kruse.

Bonns Stadtbaurat Helmut Wiesner lobte das Projekt und versicherte: „Das wird sicher nicht in unseren Schubladen verschwinden. Für uns Planer ist es sehr sinnvoll“, sagte Wiesner. „Ich bin auf die Ergebnisse gespannt.“ Bis sie vollends übertragbar auf alle NRW-Kommunen sind, werden Kruse zufolge noch etwa drei Jahre ins Land gehen. „Wir gehen davon aus, dass das Projekt 2019 steht“, sagte sie.

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