Bonner Bauprojekt Stadtdirektor hält Kommune für überfordert mit Sanierung der Beethovenhalle

Bonn. · Wolfgang Fuchs würde die Beethovenhalle kein zweites Mal unter städtischer Regie sanieren lassen. In seiner Stellungnahme bedauert der Stadtdirektor den Verlauf der Sanierung.

 Stadtdirektor Wolfgang Fuchs 2017 am Studio: Es wurde ausgeschachtet und kostspielig abgestützt, um Platz für einen Kammermusiksaal zu schaffen.

Stadtdirektor Wolfgang Fuchs 2017 am Studio: Es wurde ausgeschachtet und kostspielig abgestützt, um Platz für einen Kammermusiksaal zu schaffen.

Foto: Westhoff/Benjamin Westhoff

Stadtdirektor Wolfgang Fuchs, bei dem bis vor Kurzem die politische Projektleitung für die Sanierung der Beethovenhalle lag, würde es beim nächsten Mal anders machen. Er glaube, „dass derlei Großprojekte mit einer hohen öffentlichen Wirkung nicht mehr von der Stadt selbst betrieben werden sollten“, schreibt Fuchs in einer Stellungnahme zum vertraulichen Bericht des Rechnungsprüfungsamtes.

Er begründet dies mit den „Restriktionen der öffentlichen Hand bei Vergabe- und Bauvertragsrecht“ – und durch die Blume auch mit neugierigen Journalisten, die der Stadt mit Berichten über die Sanierungsprobleme die Arbeit erschwert hätten. Wer statt der Kommune Bauherr sein könnte, lässt Fuchs offen. Er spielt aber offenbar darauf an, dass die Stadt für Großprojekte auch Generalunternehmer beauftragen könnte.

In seiner Stellungnahme bedauert der Stadtdirektor den Verlauf der Sanierung, die frühestens 2024 abgeschlossen und statt ursprünglich veranschlagter 61,5 am Ende bis zu 166 Millionen Euro kosten soll. Der „gegenüber den ursprünglichen Plänen deutlich ausgeweitete Planungsumfang“ habe dazu beigetragen, dass das Projekt von Anfang an „nicht idealtypisch“ abgelaufen sei. Es sei schwer gewesen, im Städtischen Gebäudemanagement Bonn (SGB) Personal für dieses Projekt zu gewinnen. Dort habe es nach den Erfahrungen der Vergangenheit eine „gewisse Angst vor Großprojekten“ gegeben. Gemeint offenbar: das World Conference Center Bonn und das Haus der Bildung.

Die Firma Drees & Sommer, so Fuchs weiter, sollte als Projektsteuerer fehlende Personalressourcen und mangelnde Erfahrungen mit der Modernisierung einer 60 Jahre alten, denkmalgeschützten Halle ausgleichen. Man habe sie deshalb als „engsten Verbündeten“ gesehen und Probleme lange „kooperativ“ besprochen.

Zum umstrittenen Zeitplan der Sanierung schreibt Fuchs: Architekten, Fachplaner und Objektsteuerer hätten über lange Zeit hinweg bestätigt, dass der Abschluss der Sanierung bis 2019 realistisch sei. Erst mit den Störungen im Bauablauf habe sich gezeigt, dass das Ziel nicht erreichbar gewesen sei.

Auch Oberbürgermeister Ashok Sridharan kennt das Projekt. Er hatte die politische Verantwortung einige Monate lang übernommen, während Fuchs sich nach einer Operation auskurieren musste. „Für mich bestätigt der RPA-Bericht, was ich schon wiederholt gesagt habe“, erklärte Sridharan am Freitag. „Wir müssen aus solchen detaillierten Untersuchungen für künftige Projekte lernen, damit wir nicht wieder in solch unerfreuliche Situationen kommen.“

Das SGB hat laut Presseamt neun Vollzeitstellen in seinem Beethovenhallen-Team. Der neue SGB-Leiter Lutz Leide hat kurz nach seinem Amtsantritt das Controlling auf der Baustelle verstärkt. Dafür war bis dahin ein Mitarbeiter mit nur zehn Prozent seiner Arbeitszeit eingesetzt. Jetzt gibt es für die Kontrolle des Projekts eine Halbtagsstelle, die in Kürze auf 1,2 Vollzeitstellen erweitert werden soll.

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