Bonner Bürgerdienste Stadtdirektor spricht von Rückzug

Bonn · Falls die Wartezeit im Dienstleistungszentrum nicht deutlich kürzer wird, will Wolfgang Fuchs die Zuständigkeit abgeben. Er erwartet aber spürbare Verbesserungen ab August.

Stadtdirektor Wolfgang Fuchs ist sichtlich genervt. Denn obwohl er das Personal deutlich aufgestockt hat, müssen die Bonner auf einen Termin im städtischen Dienstleistungszentrum immer noch bis zu drei Monate warten.

„Wenn die Bürgerdienste bis Oktober nicht so funktionieren, wie wir uns das vorstellen, dann habe ich versagt und trete von dieser Aufgabe zurück“, sagte er am Donnerstag. Sein Ziel: Niemand soll länger als 14 Tage auf einen Termin warten.

Am Tag zuvor hatte er in der Öffentlichkeit sogar von einem Rücktritt als Stadtdirektor gesprochen. Im Gespräch mit dem GA ruderte er etwas zurück. „Da habe ich mich wohl zu sehr aus dem Fenster gehängt“, räumte er ein, „denn ich bin Wahlbeamter und kann gar nicht zurücktreten. Außerdem liebe ich die Arbeit für die Stadt Bonn“.

Bezirksregierung betrachte Maßnahmen als ausreichend

Er habe dies auch nur gesagt, weil er zu 100 Prozent überzeugt sei, dass spätestens ab Oktober die Fristen eingehalten würden. Auch die alarmierte Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde habe der Stadt bestätigt, dass sie die Maßnahmen als ausreichend betrachte.

Bis August werde die Zahl der Vollzeitkräfte im Vergleich zum Jahresanfang um 15 Vollzeitkräfte steigen, so Fuchs. „Die können am Tag bis zu 500 zusätzliche Termine bearbeiten.“ Unterm Strich seien es dann mit 123 Mitarbeitern sieben mehr als vor der Umstellung auf das Terminreservierungssystem im Mai 2015. Spürbare Verbesserungen erwarte er ab Mitte August. „Ich habe angeordnet, dass mehr Termine freigeschaltet werden, weil dann alle zusätzlichen Mitarbeiter im Dienst sind.“

Doch warum klappt trotz mehr Mitarbeitern der Bürgerservice nicht? Die bisher von der Stadt genannten Gründe ziehen nicht mehr, sagt auch Fuchs: Die Mitarbeiter haben sich längst in das neue Meldegesetz eingearbeitet, und auch die Flüchtlingszahlen sinken deutlich – für die Registrierung der Schutzsuchenden seien zudem nie mehr als drei Vollzeitkräfte abgestellt gewesen.

Optimierungsbedarf bestehe nicht

An der Technik, die in vielen anderen Städten erfolgreicher als in Bonn angewendet werde, liege es ebenfalls nicht. Eine Überprüfung gemeinsam mit Experten von T-Systems habe ergeben: Optimierungsbedarf bestehe nicht. „Wir schieben immer noch eine Bugwelle an Vorgängen vor uns her“, sagte Fuchs.

Außerdem sei der Krankenstand besonders hoch. Dieser liege bei den Mitarbeitern im Dienstleistungszentrum bei rund zwölf Prozent. „In unser Kalkulation des Personalschlüssels waren wir von acht Prozent ausgegangen.“ Der Durchschnitt in der Verwaltung insgesamt liege bei sechs Prozent. Im Bürgeramt herrsche enger Kundenkontakt, und die Mitarbeiter steckten sich schneller an als die Kollegen ohne Publikumsverkehr.

Fuchs räumte ein, zu lange abgewartet zu haben. „Das war ein Fehler. Ich hätte viel früher handeln müssen.“ Ein Fehler, der die gesamte Verwaltung in ein schlechtes Licht gerückt habe, bedauerte er. Falls sich trotz allem bis Oktober im Dienstleistungszentrum nichts ändere, bleibe es bei der Ankündigung von Oberbürgermeister Ashok Sridharan, zum alten System mit Wartemarke zurückzukehren – wenn auch nicht eins zu eins.

„Ich gehe aber fest davon aus, dass das nicht nötig sein wird“, betonte Fuchs, fast ein wenig trotzig wirkend. Für den Stadtdirektor ist es ein antiquiertes Modell, bei dem die Belastung der Mitarbeiter auch deutlich höher gewesen sei, weil es oftmals mit Überstunden verbunden war. „Es musste ja jeder Kunde, der noch im Raum wartete, bedient werden. Eine sichere Feierabendplanung war kaum möglich.“

"Man muss alle Ideen überprüfen"

Prüfen will er nun auch den Vorschlag des Bonner SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber: Vor dem Hintergrund der geplanten Sparkassenfilialschließungen solle geprüft werden, ob das Bürgeramt in den betroffenen Filialen gemeinsam mit der Sparkasse, der Volksbank und den Stadtwerken eine Art Dienstleistungszentrum vor Ort anbieten könne. Fuchs: „Für mich gilt, dass man alle Ideen überprüfen muss.“

Geändert werden muss aus seiner Sicht der zu enge Wartebereich im Dienstleistungszentrum. Es werde überlegt, einen überdachten Durchgang zum Stadthausfoyer zu schaffen und den Wartesaal dorthin zu verlegen. „Die Menschen sollen sich im Dienstleistungszentrum wohlfühlen und nicht länger als 15 Minuten warten müssen.“

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